Solingen Stadt beklagt Millionenloch bei Brückensanierung

Solingen · Mit schmerzverzerrter Miene stemmt sich Gewichtheber Matthias Steiner gegen das Mauerwerk des Tunnels an der Focher Straße. Das Bild auf dem Computer von Karsten Ditscheid von den Technischen Betrieben Solingen (TBS) ist nur eine Fotomontage – aber eine mit Symbolcharakter: "Wir müssen mehr tun, um unsere öffentlichen Ingenieurbauwerke zu erhalten", sagt der Abteilungsleiter für den Bereich Brücken und Durchlässe.

Mit schmerzverzerrter Miene stemmt sich Gewichtheber Matthias Steiner gegen das Mauerwerk des Tunnels an der Focher Straße. Das Bild auf dem Computer von Karsten Ditscheid von den Technischen Betrieben Solingen (TBS) ist nur eine Fotomontage — aber eine mit Symbolcharakter: "Wir müssen mehr tun, um unsere öffentlichen Ingenieurbauwerke zu erhalten", sagt der Abteilungsleiter für den Bereich Brücken und Durchlässe.

Dessen Mitarbeiter überwachen rund 500 Bauten im Solinger Stadtgebiet, darunter 115 Brücken, 241 Stützwände und 80 Treppen. Über ein Drittel ist älter als 80 Jahre. "Das ist der traurige Durchschnitt in Deutschland", sagt Ditscheid. Die älteste öffentliche Solinger Brücke ist die Napoleonsbrücke über die Wupper in Müngsten: Sie entstand 1846. Die steigende Zahl der Verkehrsteilnehmer und höhere Lasten verstärken den Verschleiß der Bauwerke. Doch das Geld zur Instandhaltung fehlt. "Um unsere Prioritätenliste bei den Sanierungen abzuarbeiten, bräuchten wir zwischen 15 und 20 Millionen Euro", sagt Ditscheid. Tatsächlich sieht der städtische Haushalt für das Jahr 2014 nur rund 2,6 Millionen Euro vor. Dieser Betrag fließt in die Kontrolle der Bauwerke und in Reparaturen.

Vergangene Woche trafen sich Vertreter des Teilbereichs Tiefbau der TBS mit Experten aus ganz NRW zu einem Erfahrungsaustausch über die Probleme und Möglichkeiten der verbesserten Überwachung und Pflege von Ingenieurbauwerken. "Wir haben vereinbart, uns künftig einmal im Monat zu treffen", so Karsten Ditscheid.

Neben kleineren Instandsetzungen sind für 2014 mehrere große Renovierungen geplant: Eine Stützwand an der Schloßbergstraße in Unterburg soll ab dem Frühjahr ersetzt werden. Zu gleichen Zeit will die Stadt die Brücke Grunenburg bei Müngsten ersatzlos abreißen. In den Sommermonaten soll der geplante Ersatzbau der 90 Jahre alten Juckelbrücke an der Wipperauer Straße entstehen.

Sanierungsbedürftig sind auch die Brücke Brühler Straße, die Risse im Gewölbe und Schäden am Geländer aufweist, und die Berliner Brücke in Ohligs. Auch dort ist die tragende Platte durch Risse in Mitleidenschaft gezogen. Beide Bauten sollen im Sommer 2014 renoviert werden. Für mehrere Monate werden sich Autofahrer auf Beeinträchtigungen einrichten müssen. Durch den schlechten Zustand vieler Bauwerke und fehlendes Personal sowie Geld zur Sanierung sieht Ditscheid die Gefahr, dass es künftig öfter Sperrungen zu Lasten des Verkehrs geben könnte. Doch die Sicherheit genieße oberste Priorität: "Eine Gefährdung geht von keiner Brücke aus", betont Ditscheid.

(RP)
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