Solingen Stadt mietet Flächen im alten Finanzamt an

Solingen · Das Jobcenter-Team Jugend zieht vom Rathausplatz weg. In der Politik gibt es die Idee, im Finanzamt das geplante Jugendhaus aufzubauen. Das könnte aber auch in einem neuen Rathausanbau unterkommen.

Auf die Mitarbeiter des Teams Jugend beim Solinger Jobcenter kommt in Kürze noch mehr Arbeit als ohnehin schon zu. Denn Ende Mai, spätestens aber Anfang Juni, werden sich die knapp 20 Fachkräfte, die im Alltag junge Menschen fit für den Arbeitsmarkt machen, im Umzugsstress befinden. Der Grund: Nach Informationen unserer Redaktion soll das Team Jugend, das zurzeit im Nebengebäude des Rathauses am Rathausplatz sitzt, dann für rund vier Jahre einige hundert Meter weiter in das ehemalige Finanzamt an der Goerdelerstraße übersiedeln.

Dabei ist die vorübergehende Umquartierung der Jobcenter-Mitarbeiter aber nur Teil eines weit größeren sprichwörtlichen Stühlerückens in der Stadtverwaltung. So gehen Insider davon aus, dass die freigezogenen Flächen am Rathausplatz nicht lange leer stehen werden. "Dort wird sicherlich ein Stadtdienst einziehen, der repräsentative Räume benötigt", hieß es am Donnerstag aus Rathaus-Kreisen, die zudem betonten, die Jugendgerichtshilfe werde ebenfalls im ehemaligen Finanzamt eine neue Bleibe finden.

Die Stadt Solingen wollte die Umzugspläne gestern nicht kommentieren. Gleichwohl ist bereits länger bekannt, dass das Rathaus in der Stadtmitte, das erst vor knapp zehn Jahren um einen großen Anbau erweitert wurde, mittlerweile schon wieder förmlich aus allen Nähten platzt - weswegen zuletzt die Idee aufkam, den Verwaltungssitz zwischen Cronenberger Straße sowie Konrad-Adenauer-Straße noch einmal um einen zusätzlichen Trakt zu ergänzen.

Zwar relativierte eine Stadtsprecherin am Donnerstag zum wiederholten Male solche Überlegungen. Diese befänden sich erst in einem Vorstadium, sagte die Sprecherin. Was Teile der Politik indes nicht davon abhält, bereits heute in die Zukunft zu blicken. Denn nach Einschätzungen im Rat könnte ein neuer Rathausanbau in etwa vier Jahren realisiert werden - also zu dem Zeitpunkt, an dem das Team Jugend des Jobcenters wieder aus dem Finanzamt ausziehen muss.

Allerdings würde ein weiterer Umzug nach Ansicht etlicher Beobachter kaum einen Sinn ergeben. Im Gegenteil: So werden inzwischen vielmehr Stimmen laut, die fordern, im Finanzamt endlich den alten Traum von einem Jugendhaus zu verwirklichen. Der existiert seit mehr als fünf Jahren und sollte seinerzeit vom 2012 an den Start gegangenen Jobcenter umgesetzt werden. Um sich gezielt um Arbeitslose unter 25 Jahren kümmern zu können, war es damals das Ziel gewesen, nicht nur die Jobcenter-Mitarbeiter, sondern auch andere Dienststellen, die sich mit Jugendlichen beschäftigen, an einer Stelle zu bündeln.

"Was läge also näher, als jetzt die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und im Finanzamt dauerhaft ein Jugendhaus aufzubauen ?", fragte darum gestern ein Ratsmitglied, das verlangt, dass eine derartige Option zumindest geprüft wird. Denn immerhin befinde sich ja auch das Haus der Jugend in unmittelbarer Nähe.

Tatsächlich sitzt das Haus der Jugend wegen des Umbaus im seinem eigenen Gebäude bis 2018 sogar im Erdgeschoss des Finanzamtes, während die erste Etage der Jugendgerichtshilfe vorbehalten ist und das Team Jugend in die Stockwerke zwei und drei ziehen soll. "Da wäre es doch sinnvoll, das Finanzamt gleich ganz zu kaufen und Nägel mit Köpfen zu machen, indem auch die Jugendförderung dort hingeht", hieß es am Donnerstag am Rande der Ratssitzung.

Was Solingen wiederum zu einer von wenigen Modellkommunen machen könnte. So hat die Bundesregierung schon seit geraumer Zeit das Ziel, Jugendberufsagenturen aufzubauen. In der Klingenstadt wird dies seit einem Jahr diskutiert. In solchen Agenturen sollen alle Behörden, die mit jungen Leuten zu tun haben - von der Jugendhilfe bis zur Arbeitsagentur - gebündelt werden.

"Das wäre für Solingen sicher gut", war aus dem Rathaus zu hören. Wobei der Standort nach Einschätzung vieler gar nicht entscheidend ist. "Nur sollte die Stadtspitze endlich einmal sagen, was sie vorhat", forderte ein Ratsherr, der sich über Umzüge und Rathausanbau nicht genug informiert fühlt.

(or/uwv)
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