Solingen Stadt zieht bei City-Planung Notbremse

Solingen · Mit einem neuen Konzept soll die Zukunft der Innenstadt auf in Gänze veränderte Beine gestellt werden. Experten könnten helfen, ein Runder Tisch und ein "Zukunftsbüro" sind vorgesehen. Wohnen in der City wird wichtiger.

 Die fast schon gewohnte Tristesse bot sich gestern Nachmittag an der oberen Hauptstraße. Da die Galerien leer sind, bleiben die Kunden weg.

Die fast schon gewohnte Tristesse bot sich gestern Nachmittag an der oberen Hauptstraße. Da die Galerien leer sind, bleiben die Kunden weg.

Foto: Radtke

Verwaiste Einkaufspassagen, leere Schaufenster und so genannte Angsträume, in die sich viele Menschen nach Anbruch der Dunkelheit kaum noch trauen: Nach Ansicht der Verantwortlichen im Rathaus benötigt die Solinger Innenstadt dringend einen Neuanfang. Aus diesem Grund hat Stadtdirektor Hartmut Hoferichter gestern Abend bei der Sitzung des Planungsausschusses im kleinen Konzertsaal des Theater und Konzerthauses der Politik einen umfassenden Maßnahmenkatalog präsentiert, mit dessen Hilfe die City-Planungen auf eine in Gänze überarbeitete Basis gestellt werden sollen.

"Wir brauchen neue Impulse für die Innenstadt. Und wir benötigen auch einen Blick von außen auf die Stadtmitte", begründete Hoferichter die Initiative, die einer sprichwörtlichen Notbremsung ähnelt. Denn was den zuständigen Beamten der Verwaltung vorschwebt, entspricht in manchen Belangen durchaus einer 180-Grad-Kehrtwende.

So verabschiedet sich das Rathaus offensichtlich von der Vorstellung, alle augenblicklichen Leerstände in absehbarer Zeit wieder mit Leben füllen zu können. Es sei erkennbar, dass angesichts des schnellen Strukturwandels die alten Konzepte nicht mehr greifen würden und nicht jede Ladenimmobilie eine Zukunft habe, sagte beispielsweise Markus Lütke Lordemann als Chef der Stadtentwicklungsplanung. Deshalb müsse fortan den Themen "Wohnen in der Innenstadt" sowie "Dienstleistungen" ein "höherer Stellenwert als bislang eingeräumt werden", betonte Lütke Lordemann.

Dabei sieht die Stadt, nachdem sich die Outlet-Pläne für die Clemens-Galerien zunächst zerschlagen haben, vor allem an der Hauptstraße Handlungsbedarf. So sollen demnächst unter anderem externe Experten die City untersuchen sowie daran anschließend Einschätzungen für das "Quartier zwischen Galerien, Fronhof, Hauptstraße und Entenpfuhl abgeben", hieß es am Montag in einer für den Planungsausschuss erstellten Informationsvorlage.

Weiter ist aber auch vorgesehen, einen Runden Tisch mit Handel, Hauseigentümern und Anwohnern einzurichten. Und der Stadt schwebt vor, das schon bestehende Leerstandsmanagement des Innenstadtbüros um ein "Ladenflächenmanagement" zu ergänzen sowie in einem leeren Geschäft ein "Zukunftsbüro" zu etablieren, das später einmal Ort für Ideenfindung, Workshops beziehungsweise Aktionen werden könnte.

"Wir haben, wie andere Großstädte, einfach zu viele Verkaufsflächen", sagte Stadtdirektor Hoferichter. Dementsprechend müsse man sich "offen mit der City auseinandersetzen und einen realistischen Blick für das entwickeln, was geht und was keinen Erfolg mehr verspricht", resümierte Hoferichter, der diese Einschätzung mit der Mehrheit der Politik teilt.

So forderte Waldemar Gluch (CDU) im Planungsausschuss "einen Sprung nach vorne", während Ramona Engels (SPD) unterstrich, die Clemens-Galerien dürften auf keinen Fall zur "Brache werden". Das will auch Bernd Krebs (CDU) nicht, der in der nächsten Zeit vor allem auf "kurzfristige Schritte" für das Center setzt.

Dietmar Gaida (Grüne) bezeichnete die jüngste Entwicklung in den Galerien wiederum als "Weckruf" und mahnte eine stärkere Fokussierung auf die Stadtteile an. Wobei der Bezirk Mitte nach Einschätzung der meisten Politiker dabei unter keinen Umständen außer Acht gelassen werden sollte. "Es ist dort 5 vor 12", betonte etwa CDU-Mann Gluch. Er machte sich für einen "Manager für die City" stark, derweil Ulrich Hohn (FBU) davon sprach, die Innenstadt stehe "am Abgrund".

(or)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort