Solingen Städtepartnerschaft liegt ihm am Herzen

Solingen · Anfang des Monats ist mit Ernst Lauterjung eines der Urgesteine der Solinger Lokalpolitik zu einem der beiden ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt worden. Bei repräsentativen Aufgaben will es der 66-Jährige nicht belassen.

"Guten Tag, Herr Bürgermeister". Es dauert einen kleinen Augenblick, bis Ernst Lauterjung reagiert und registriert, dass tatsächlich er mit dieser Begrüßung gemeint ist. "Es ist noch ziemlich ungewohnt", gibt der 66-Jährige zu, der Anfang Juli zu einem der beiden ehrenamtlichen Stellvertreter von Oberbürgermeister Norbert Feith gewählt worden war. In seiner neuen Funktion hat Lauterjung bislang noch nicht viel zu tun gehabt. Er übernahm im Rat bei einem Tagesordnungspunkt spontan und routiniert die Leitung der Sitzung, als Feith wegen Befangenheit nicht moderieren durfte. Und in dieser Woche erst übermittelte Lauterjung die Glückwünsche der Stadt anlässlich eines 100-jährigen Geburtstags. "Es wird die Zeit kommen, in denen ich mir mehr Gedanken mache, dass ich jetzt Bürgermeister bin."

Interesse hatte der langjährige Vorsitzende der SPD-Fraktion immer schon mal an diesem Amt. In diesem Jahr hat es nun gepasst. "Mal schauen, wie viel Arbeit der Oberbürgermeister abgibt", sagt Ernst Lauterjung und lacht. Er ist sich bewusst, dass er als erster Stellvertreter eigentlich nur als Repräsentant einspringt, wenn Norbert Feith beziehungsweise dessen in einem Jahr noch zu wählende Nachfolger Termine nicht wahrnehmen können.

Trotzdem hat sich der Höhscheider als Bürgermeister zum Ziel gesetzt, etwas bewegen zu wollen. "Es steht in der Gemeindeordnung ja nicht, was man nicht tun soll." Geht es nach Ernst Lauterjung, könnten die Städte-Partnerschaften dringend frischen Wind gebrauchen. "Als großen Austausch kann man den aktuellen Zustand nicht bezeichnen. Die Kontakte sind deutlich zu verbessern." Dafür hole der Pensionär seinen Bürgermeister-Kollegen Carsten Voigt (CDU) gerne mit ins Boot. "Es ist eine lohnenswerte Aufgabe, den sportlichen, schulischen, kulturellen Austausch zu forcieren. Aber auch die Verwaltungen könnten ihre jeweiligen Erfahrungen weitergeben." Man könne von Anderen lernen, und umgekehrt. "Ich werde mir ein paar Gedanken machen - natürlich in enger Abstimmung mit dem Oberbürgermeister."

Am schwersten wird es dem Urgestein der Solinger Lokalpolitik fallen, während der Ratssitzungen auf Kommentare zu verzichten. "Das darf ich leider nicht mehr, wenn ich mit auf der Empore sitze." Andere Dinge wird er sich nicht nehmen lassen. Der langjährige Vorsitzende des Sportausschusses leitet auch weiterhin das Gremium. Nicht zuletzt, weil ihm die Arbeit im Sport am meisten Spaß macht. Zudem ist Ernst Lauterjung Mitglied im Haupt- und Beteiligungsausschuss sowie im Aufsichtsrat der Stadtwerke.

Seit vielen Jahren steht der Name Lauterjung immer oben auf der Liste, wenn es um die Besetzung von Posten geht. Nach seinem Eintritt in die SPD im Jahr 1967 hat es nicht lange gedauert, bis er als Unterkassierer seinen ersten Job innehatte. "Du bist ja beim Finanzamt, habe ich damals zu hören bekommen." Wenige Jahre später hat der dreifache Familienvater seine größte Niederlage einstecken müssen. Acht Stimmen haben ihm bei seiner ersten Kandidatur für das Mandat im Stadtrat gefehlt. "Als junger Mann habe ich das als richtige Klatsche empfunden." Heute könne ihn so etwas nicht mehr aus der Ruhe bringen.

(gra)
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