Solingen Stoppt Sengbach-Uhu die Windräder?

Solingen · An der Talsperre planen Stadtwerke und Partner vier große Windräder. Nun gibt es Bedenken: Ein Uhu-Pärchen brütet dort. 2014 kommt ein Gutachten zur Verträglichkeit von Vogel und Windkraft. Umweltausschuss diskutiert das Thema.

Die neuen Bewohner des Bergischen Landes tragen ein schwarz-braunes Federkleid, haben stechende Augen, sind gerade mal knapp 70 Zentimeter groß, ernähren sich mit Vorliebe von kleinen Tieren — und könnten, wenn es schief läuft, für die Stadtwerke Solingen (SWS) noch zu einem großen Problem werden.

Ausgerechnet an der Sengbachtalsperre, dort wo die SWS zusammen mit Partnern einmal vier Windräder aufbauen wollen, nistet neuerdings mindestens ein Uhu-Pärchen. Von den seltenen Vögeln gibt es in ganz Deutschland weniger als 2000 Tiere. Aus diesem Grund haben die Stadtwerke nun ein Gutachten in Auftrag gegeben. So soll erkundet werden, ob die Uhus durch die Windkraftanlagen gefährdet werden.

Mit einem Ergebnis wird für das Frühjahr 2014 gerechnet. Doch für Bernd Krebs, Aufsichtsratsmitglied der SWS, Vorsitzender des Landschaftsbeirats und CDU-Fraktionschef, steht schon jetzt fest, dass sich Vögel und Windkraft nicht vertragen. "Da an der Sengbachtalsperre die Uhus ihren Lebensraum haben, wird das nichts mit den Windrädern", sagte Krebs gestern unserer Zeitung.

Bei den Stadtwerken sieht man das anders. Eine Entscheidung, ob das Uhu-Paar an der Sengbachtalsperre die geplante Errichtung der Stahlkolosse in Höhe des Kölner Doms aufhalten könnte, sei längst noch nicht gefallen, sagte eine SWS-Sprecherin. "Es ist ein ergebnisoffenes Verfahren", so die Sprecherin.

Gleichzeitig mehren sich aber die Bedenken, das Projekt der Arbeitsgemeinschaft Bergwind, in der sich mehrere bergische Versorger zusammengeschlossen haben, könnte durch die "Problem-Uhus" deutlich verzögert werden. Immerhin ein Jahr dauern die Untersuchungen, bei dem ein von den Stadtwerken beauftragtes "renommiertes Institut aus Dortmund" die Tiere an der Sengbachtalsperre beobachtet. Dabei sind, so die SWS-Sprecherin, nicht nur die Uhus "planungsrelevant". Mit fachkundiger Hilfe des ortsansässigen Försters wurden inzwischen auch fidele Exemplare der Gattungen Haselmaus und Geburtshelferkröte im Planungssektor ausgemacht. Aufgrund ihres gegenüber dem Uhu deutlich geringeren Bewegungsradius' dürften sie allerdings in eine niedere Problemkategorie fallen.

"Wir machen nichts ohne die Umweltverbände", betonte die SWS-Sprecherin gestern. Vielmehr seien die vier örtlichen Verbände (Naturschutzbund, Bund Naturschutz, Bergischer Naturschutzverein und Arbeitskreis Fledertierschutz) von Anfang an in die Planung einbezogen worden. So wird im Kreis der Naturschützer über mögliche Lösungen des Problems zu reden sein. Was geschieht, wenn die geplanten Windräder die Flugkreise des Greifvogels stören? Muss das Uhu-Paar dann umziehen? Wo könnte es Asyl finden? Und wo kann es überhaupt noch gefahrlos fliegen?

Dass Windkraftanlagen für Uhus lebensgefährlich sein können, zeigen Funde toter Uhus in Windparks. Eine Auswertung von 1667 Todfunden durch die Gesellschaft zu Erhaltung der Eulen aus dem Jahr 2009, also noch vor der Energiewende, ergab allerdings: "Uhu-Killer" Nummer eins bleiben Stromleitungen. 32,5 Prozent der Vögel starben an stromführenden Kabeln, zum Beispiel an Mittelspannungsmasten. Und an Bahntrassen, anderen Verkehrswegen sowie an Stacheldrahtzäunen lebt der Uhu ebenfalls mitunter gefährlich.

CDU-Mann Krebs hält jedenfalls nichts von Umzugsplänen für den Vogel. "Auch das wäre ein Eingriff in die Natur", so Krebs gestern. Die Diskussion ist mittlerweile in der Politik angekommen. Der Umweltausschuss wird sich bei seiner Sitzung im Oktober mit dem "Uhu-Problem" beschäftigen.

"Es wird gerade eine Vorlage erstellt", sagte gestern ein Stadtsprecher. Darin werden auch "sensible Tiere" rund um die Solinger Sengbachtalsperre aufgelistet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort