Swingerclub Beverly in Solingen "Ich wollte, dass der Laden brennt"

Solingen · Angeklagter im Prozess um den Brand im Swingerclub Beverly hat sich über eine Anwältin noch einmal zu Wort gemeldet. Der 42-Jährige wollte ein Zeichen setzen und die Existenz der Betreiber vernichten.

Solingen: Swingerclub "Beverly" brennt vollständig aus
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Foto: Tinter, Anja

Das Leugnen der Tat wäre von vorneherein ziemlich zwecklos gewesen. Zum einen hat der Angeklagte beim Kauf des Kanisters mit Benzin an einer Tankstelle in Wermelskirchen Führerschein und Visitenkarte hinterlassen, da er die Rechnung nicht zahlen konnte, zum anderen wurde er beobachtet, wie er an zwei Stellen Benzin ausgoss und anzündete. Für den Angeklagten geht es in dem Prozess vorrangig um die entscheidende Frage, ob er wusste, dass sich Menschen im Gebäude befanden, als er das Feuer legte. Denn dann wird er, wenn vermutlich in der kommenden Woche das Urteil gesprochen wird, nicht nur wegen besonders schwerer Brandstiftung, sondern auch wegen versuchten Mordes zur Rechenschaft gezogen werden.

Am gestrigen Verhandlungstag vor der Schwurgerichtskammer beim Landgericht Wuppertal machte der Angeklagte ergänzende Angaben zum Tatgeschehen, die schriftliche Erklärung verlas seine Verteidigerin. "Ich habe mich ohnmächtig und gedemütigt gefühlt und wollte ein Zeichen setzen", hieß es in der schriftlichen Erklärung. Einmal mehr beteuerte der Mann mit nigerianischen Wurzeln, dessen Vater Prediger war, dass er nicht wusste, dass sich Menschen im Haus befanden, als er Feuer legte. Er habe sich um sein Geld betrogen und als Nigger beschimpft gefühlt und nur einen Gedanken gehabt: "Ich wollte, dass der Laden brennt."

 Nichts tut sich derzeit auf dem Grundstück des ausgebrannten Swingerclubs Beverly an der Eschbachstraße in Solingen-Unterburg. Von einem Wiederaufbau ist inzwischen nicht mehr die Rede.

Nichts tut sich derzeit auf dem Grundstück des ausgebrannten Swingerclubs Beverly an der Eschbachstraße in Solingen-Unterburg. Von einem Wiederaufbau ist inzwischen nicht mehr die Rede.

Foto: Stephan Köhlen

Bevor gestern die Beweisaufnahme in dem Verfahren geschlossen wurde, hatte die Anwältin des Angeklagten noch fünf Zeugen benannt, die dem Vater von zwei Kindern ein gutes Leumundszeugnis ausstellen sollten. Alle kannten den 42-Jährigen aus der Swingerszene und hatten über einschlägige Internetforen Kontakt zu ihm bekommen. Man lud sich gegenseitig zu Gruppensex-Partys ein, und eins der gestern gehörten Ehepaare hatte auch Partys in Swingerclubs besucht, bei denen der Angeklagte für das Programm verantwortlich war. Die Zeugen gaben übereinstimmend an, der Angeklagte sei niemals aggressiv oder gewalttätig geworden und habe kaum Alkohol getrunken und keine Drogen genommen.

Am Tattag soll das anders gewesen sein. Neben Hochprozentigem will der Partyveranstalter auch Amphetamine zu sich genommen haben, um Schlafdefizite auszugleichen.

Der ebenfalls gestern gehörte Gutachter sieht keine Anzeichen dafür, dass die Einsichts- und Steuerungsfähigkeit beim Angeklagten in der Tatnacht erheblich eingeschränkt war. Ein ausführliches psychiatrisches Gutachten konnte der Facharzt jedoch nicht erstellen, da der 42-Jährige einer entsprechenden Untersuchung nicht zustimmte. Für den Mediziner ist jedoch im Laufe des Verfahrens klar geworden, dass die "Demütigung und Kränkung", die der Angeklagte beschrieben hat, einer der Auslöser für die Tat gewesen sein kann.

Am kommenden Montag soll plädiert werden. Nach dem Staatsanwalt werden die Anwälte der drei Nebenkläger das Wort haben und zuletzt die Verteidigerin des Angeklagten. Ob am 17. August (Prozessbeginn 9.30 Uhr) dann auch das Urteil verkündet wird, hängt von der Länge der einzelnen Plädoyers ab.

(RP)
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