Porträt Paul Caspar Talent muss sich beim VfL durchbeißen

Solingen · Der gebürtige Solinger hat derzeit in Bochum kaum Einsatzzeiten in der Jugendfußball-Bundesliga. Das will er ändern.

Paul Caspar hat gerade keine einfache Zeit. In der Jugendfußball-Bundesliga durfte er in seinem ersten Jahr für die U 19 des VfL Bochum, für den er seit fünf Jahren spielt, in dieser Saison noch nicht ein Mal auf den Platz. Nur etwas mehr als zehn Minuten im DFB-Pokal der Junioren waren ihm bislang vergönnt. Dabei hatte seine Zeit beim VfL durchaus vielversprechend angefangen: In der U 14/U 15 war er Stammkraft, zweiter Kapitän und Westfalen-Auswahlspieler, in der U 16 dann Kapitän und ebenfalls in der Länderauswahl. Dann kam der Bruch: Eine Fuß-Verletzung in der Vorbereitung auf die Saison mit der U 17 warf ihn zurück, anschließend hatte er seinen Platz an den Sohn des damaligen Trainers verloren. Seitdem muss er sich seine Einsatzzeiten vor allem in Freundschaftsspielen holen.

Ans Aufgeben denkt Caspar aber nicht: "Auf der einen Seite will ich natürlich mal wieder in der Meisterschaft spielen", sagt der Linksfuß, der als Linksverteidiger und im linken Mittelfeld eingesetzt werden kann, sich aber in der Abwehr wohler fühlt. "Auf der anderen Seite trainieren wir beim VfL ja mit den Profis, und das bringt mich weiter. Die Trainingseinheiten sind auf einem sehr hohen Niveau." Will er das behalten, muss er sich durchbeißen.

Das Nahziel ist damit schnell geklärt: die Wiedereroberung des Stammplatzes. Dafür arbeitet er auch in der aktuellen Winterpause an sich. "Ich trainiere zu Hause für mich, gehe laufen oder mit Freunden auf den Fußballplatz", berichtet Caspar, der als eine Stärke seine Schnelligkeit angibt ("Ich bin immer mit der Schnellste in meinen Mannschaften gewesen.") und als eine Schwäche "das Kopfballspiel, weil ich mit 1,72 Metern auch nicht der Größte bin".

Als Fernziel steht für Caspar "Profi werden" fest, auf Positionskollege David Alaba vom FC Bayern München achtet er besonders: "Man macht sich da schon ein Bild, zum Beispiel, wie er sich verhält, wenn er angelaufen wird." Bis zum Profi ist es aber noch ein sehr weiter Weg, der ja auch derzeit nicht ganz einfach ist. Doch der Linksverteidiger betont: "Auf jeden Fall macht mir Fußball immer noch sehr viel Spaß."

Angefangen hat er damit mit sechs Jahren, doch bereits davor war er sportlich aktiv: Über Vater Olaf kam er zum Moto-Cross. "Dafür braucht man keinen Führerschein, und ich habe das mit zwei Jahren angefangen", erzählt Caspar. "Es gibt auch so Motorräder mit Stützhilfen - aber die hatte ich nie." Mit sechs hätten ihn seine Eltern dann "mehr oder weniger gedrängt", zum Fußball zu gehen. "Anfangs wollte ich nicht, aber irgendwann habe ich meine Leidenschaft dafür entdeckt, und seitdem spiele ich jeden Tag Fußball."

Und der Aufwand ist nicht gerade klein. Vier Mal in der Woche geht es zum Training, ein Mal am Wochenende und zusätzlich zum Spiel. Caspar: "Ich bin unter der Woche bis 15 Uhr in der Schule und fahre von da aus direkt zum Training." Gut, dass der VfL einen Fahrdienst anbietet. "Davor mussten meine Eltern leiden", sagt Caspar schmunzelnd. Dennoch gilt auch heute: "Für Freunde bleibt fast keine Zeit. Und ich habe zwar eine Freundin, aber die sehe ich meistens nur am Wochenende. Immerhin wohnt sie in Recklinghausen, so dass wir uns dann sehen können, wenn ich ein Spiel habe." Victoria habe ihn auch aufgebaut, als die Zeit der Nicht-Berücksichtigung im Kader für ihn schwer erträglich war.

Mit so viel Unterstützung endet aber jede nicht so einfache Zeit sicher irgendwann.

(ame)
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