Maximilian Hansen Taschengeldbörse ist ein Erfolgsmodell

Solingen · Das Prinzip, Jugendliche durch kleine Hilfstätigkeiten mit Senioren zusammenzubringen, ist weiterhin sehr beliebt, wie Koordinator Maximilian Hansen erklärt.

Die Taschengeldbörse in Solingen gilt als Vorreiter in Nordrhein-Westfalen. Wie vielen Jugendlichen haben Sie bislang in der Klingenstadt kleine Tätigkeiten zur Aufstockung des Taschengeldes ermöglicht ?

Hansen In unserer Datenbank stehen 600 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 20 Jahren sowie 500 Senioren als Empfänger der Dienstleistungen. Dabei kam es bislang zu rund 1000 Vermittlungen. Die Resonanz ist von beiden Seiten sehr positiv.

Wie ist die Idee entstanden ?

Hansen: Seniorenbeirat und Jugendstadtrat haben sich im Jahr 2004 zusammengesetzt und dieses Kooperationsprojekt ausgeklügelt. Der Kerngedanke war einfach: Senioren brauchen eben oft Hilfe bei verschiedenen Tätigkeiten, und Jugendliche das Taschengeld. Auf der Suche nach einem Träger hat die Stadt schließlich die AWO Arbeit und Qualifizierung (Aqua) gefunden. 2009 ist die Taschengeldbörse an den Start gegangen.

Welche Arbeiten verrichten die Jugendlichen am häufigsten ?

Hansen: Vielfach geht es um Gartenarbeit. Viele Menschen brauchen aber auch Einkaufhilfen, wenn sie nicht mehr so mobil sind. Teilweise wird sogar ein Tiersitter gesucht. Wichtig ist generell, dass es sich ausschließlich um private Aktivitäten handelt und keine Regelmäßigkeit gegeben ist. Die Teilnehmer der Börse sollen nicht als billige Arbeitskräfte missbraucht werden.

Welche Empfehlungen über die Höhe des Taschengeldes oder die Zahl der Arbeitsstunden gibt es ?

Hansen: Das Taschengeld handeln die Senioren mit den Jugendlichen aus. Wir empfehlen fünf Euro pro Stunde. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass die Arbeitszeit nicht mehr als zwei Stunden pro Tag und zehn pro Woche betragen darf. Manche Aufgaben teilen sich mehrere Jugendliche.

Gibt es auch andere Gruppen, die von der Arbeit profitieren?

Hansen Inzwischen melden sich auch junge Familien oder Behinderte, weil sie Hilfstätigkeiten in Anspruch nehmen möchten. Die größte Gruppe bleiben aber die Senioren. Der Anteil liegt bei 80 Prozent.

Wenn sich ein junger Mensch für die Taschengeldbörse interessiert - was muss er unternehmen?

Hansen Erst einmal füllt er eine Anmeldung aus. Das ist möglich im Internet, aber auch vor Ort bei der AWO Aqua an der Kuller Straße 4 -6. Dann laden wir zu einem Vorstellungsgespräch ein, in dem ich erläutere, wie die Taschengeldbörse funktioniert. Diese Termine finden etwa alle drei bis vier Wochen statt, in der Regel nehmen fünf oder sechs Jugendliche teil. Viele äußern dann bereits, welche Tätigkeiten sie sich vorstellen können. Die Vermittlung geht oft sehr schnell.

Über welchen Zeitraum arbeiten die Teilnehmer dann üblicherweise bei den Senioren?

Hansen: Das lässt sich nicht ganz leicht nachvollziehen, weil wir ja keine Arbeitsvermittlung sind, sondern nur den Erstkontakt vermitteln. Wir bekommen aber Rückmeldungen, dass dieser Kontakt in vielen Fällen längerfristig bestehen bleibt - und sei es nur insofern, als man zusammen Kaffee trinkt. Teilweise entstehen Freundschaften, und viele Jugendliche bauen sich durch ihre Dienstleistungen ein Netzwerk auf und werden weiterempfohlen.

ALEXANDER RIEDEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(ied)
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