Solingen Taubenhaus ist nicht finanzierbar

Solingen · Die Stadt und die Deutschen Bahn können sich nicht einigen, wer die Verantwortung für die Taubenplage am Bahnhof Mitte trägt. In Solingen hofft man auf eine baldige Kompromisslösung.

Wer am Bahnhof Mitte umsteigt, in Eile die Treppe hinauf oder hinunter steigt, um seinen Anschluss zu erwischen, der nimmt die Tauben kaum zur Kenntnis. Wer auf halber Höhe auf einem Absatz haltmacht und sich die Zeit nimmt, die vereinzelt umherfliegenden Vögel zu beobachten, sieht sofort die Massen, die sich unterhalb des Busbahnhofs niedergelassen haben. Dicht an dicht sitzen die Tauben auf Gittern, Stahlstangen oder Leitungen und verunreinigen die Fläche darunter großflächig mit ihrem Kot.

"Der Bahnhof Mitte macht mit seiner Bauweise auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck", sagt Peter Wintzen, der bis zu seiner Pensionierung täglich den "Müngstener" genutzt hat. "Der Haltepunkt hat jedoch seine Mängel", weswegen der Morgenpost-Leser das negative Ergebnis des VRR-Stationsberichtes durchaus nachvollziehen kann. In dem Test wurde ein "nicht akzeptables Erscheinungsbild" genannt. "Vor allem im Winter pfeift der Wind auf dem Bahnsteig unerträglich. Der begrenzte Wartebereich bietet da kaum ausreichend Schutz." Als Katastrophe bezeichnet Peter Wintzen die Taubenplage: "Ich kann nicht verstehen, dass niemand in der Lage ist, das Problem in den Griff zu bekommen".

Nach wie vor streiten sich die Stadt und die Deutsche Bahn darum, wer am Bahnhof Mitte die (finanzielle) Verantwortung trägt. "Die Fronten sind verhärtet", muss Stefanie Mergehenn von der städtischen Pressestelle zugeben. Die Verwaltung pocht darauf, dass die Tauben Flächen verunreinigen, die der Deutschen Bahn gehören. Umgekehrt beruft sich das Verkehrsunternehmen darauf, dass sich die Leitungen und das Mauerwerk im städtischen Besitz befinden.

So lange die Unstimmigkeiten über die finanzielle Abwicklung bestehen, wird keine der üblichen Maßnahmen greifen: das Spannen von Netzen unterhalb der Brücke beziehungsweise die Abdichtung der Löcher im Mauerwerk, um den Vögeln Unterschlupfmöglichkeiten zu nehmen. "Es gibt einfach zu viele Ecken und Nischen, in denen die Tauben unterkommen und ihre Nistplätze einrichten können", hatte Sonja Häcker in einer Sitzung der Bezirksvertretung Mitte erklärt.

Immerhin hat die Mitarbeiterin des Stadtdienstes Planung und Mobilität den Auftrag der Stadtteil-Politiker mitgenommen, schnellstmöglich ein Taubenhaus im Gleisdreck Schwertstraße errichten und es in privater Regie betreiben zu lassen. Inzwischen aber steht fest, dass das Projekt nicht umgesetzt wird. "Das Taubenhaus ist nicht finanzierbar", heißt es aus der Verwaltung. So bleibt es vorerst bei den provisorischen Reinigungsarbeiten, die die Technischen Betriebe in Auftrag gegeben haben. Wöchentlich werden am Bahnhof Mitte die Bodenflächen, monatlich die Geländer und der Windschutz sowie halbjährlich die Dächer gereinigt. Um das Problem dauerhaft in den Griff zu bekommen, hofft die Stadt auf eine baldige Kompromisslösung mit der Bahn.

(gra)
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