Solingen Tempo-30-Zonen bleiben Rennstrecken

Solingen · In den Stadtteilen sind viele Tempo-30-Zonen entstanden. In manchen Eingangsstraßen zu Wohngebieten wurden aber lediglich Hinweisschilder aufgestellt, in anderen gibt es Schwellen und versetzte Kissen auf den Straßen.

 Eingangs der Bülowstraße steht ein Tempo-30-Schild, das aber von vielen Autofahrern gar nicht wahrgenommen wird.

Eingangs der Bülowstraße steht ein Tempo-30-Schild, das aber von vielen Autofahrern gar nicht wahrgenommen wird.

Foto: Stephan Köhlen

Tempo-30-Zonen sind in den vergangenen Jahren wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden geschossen. In Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid ebenso wie in Gräfrath, Wald, Höhscheid/Burg, selbst in der Stadtmitte. Tempo 30 soll insbesondere in Wohngebieten für eine höhere Verkehrssicherheit sorgen, aber auch die Umfeldverbesserung ist mit ein Ziel dieses Konzeptes. Überdies, den Klimaschutz konsequenter in der Stadtgesellschaft zu verankern, indem umweltfreundliche Mobilitätsformen gefördert werden. Soweit die Theorie.

Auch im Stadtbezirk Höhscheid/Burg wurde schon vor zwei Jahren der Bereich zwischen Schützen-, Bismarck- und Ritterstraße als Tempo-30-Zone ausgewiesen. Die Zone im Gebiet um die Beckmannstraße, Vorländerstraße, Körnerstraße liegt im Umfeld von Schulen, außerdem führen Radwege durch den Bereich und es besteht Rechts-vor-Links-Regelung.

Doch hier stehen jeweils nur Hinweisschilder in den Einfahrtsbereichen zu den Wohngebieten. Wer beispielsweise vom großen Kreisverkehr Bülowplatz in die Bülowstraße einbiegt, die Körnerstraße passiert und bis zur Schützenstraße durchfährt, der sollte dies mit reduzierter Geschwindigkeit tun. Doch die Praxis ist eine andere, hat Anwohner Hans-Joachim Jost beobachtet. "Die Tempo-30-Schilder und die Schilder für die Aufhebung der Zone sind viel zu klein, sie werden kaum wahrgenommen. Viele fahren hier zu schnell durch", sagt Jost, der in diesem Viertel wohnt.

Und er weiß von besorgten Familien, die um die Sicherheit ihrer Kinder beim Überqueren der Straßen fürchten, wenn die sich aus dem Wohnviertel auf den Weg zur Schule machen. Beispielsweise zur Grundschule Böckerhof.

Über bloße Hinweisschilder hinaus wurde zum Teil in anderen Gebieten verfahren, um Schnellfahrer auszubremsen. "Auf der Donaustraße beispielsweise gibt es Schwellen, auf der Nussbaumstraße in Aufderhöhe neben Schwellen auch versetzte Kissen", erzählt Jost. Allein dadurch würden Autofahrer den Fuß vom Gas nehmen und sich gezwungenermaßen an Tempo 30 oder sogar noch weniger halten. Jost fragt sich, warum bei der Einrichtung vieler anderer Tempo-30-Zonen, wie in seinem Wohnbereich, lediglich nur Schilder aufgestellt wurden. "Ist das Symbolpolitik, oder was?"

Der frühere Bezirksbürgermeister von Burg/Höhscheid, Paul Westeppe, kann die Beobachtungen von Hans-Joachim Jost nur bestätigen. Der CDU-Politiker wohnt selbst auf der Beckmannstraße. Wie Jost freut er sich grundsätzlich über die Tempo-30-Zone, doch bei den Eingangsschildern habe man die kleinstmöglichen genommen, die die Straßenverkehrsordnung vorsieht, so sein Eindruck. Zudem die preiswertesten, was auch der städtischen Kassenlage geschuldet sei. "Die Schilder sieht man nicht, und es wird deutlich schneller als 30 Stundenkilometer gefahren", stellt Bezirksvertreter Westeppe fest. Er hält es deshalb für erforderlich, auch die Fahrbahnen zu kennzeichnen - und Tempokontrollen durchzuführen oder zumindest ein Display aufzustellen, das die Geschwindigkeit anzeigt. "Wenn man eine Tempo-30-Zone einrichtet, muss sie so kenntlich gemacht werden, dass ein Verkehrsteilnehmer sie auch realisiert", sagt Paul Westeppe.

Nachbesserungen, wie der Aufbau von Schwellen oder Kübeln als Fahrbahnverenger, wird es aber nicht geben. Auch nicht im Wohnquartier zwischen Schützen-, Bismarck- und Ritterstraße. "Das ist finanziell nicht darstellbar, das scheitert an den Kosten", sagt Stadtdirektor Hartmut Hoferichter. Allenfalls Markierungen auf der Straße oder das zeitweise Aufstellen eines Tempo-Displays hält er für denkbar.

(uwv)
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