Solingen Tempo für Schulen auf der Datenautobahn

Solingen · Der Sprecherrat der Rektoren warnt vor einem digitalen Notstand. Die Lehrer fordern ein Projektmanagement bei der Stadt: "IT-Technik ist für uns das pädagogische Werkzeug, um die Schüler individuell fördern zu können".

 Die Schulleiter der Solinger Schulen würden sich freuen, wenn sie beim pädagogischen Werkzeug auf ähnliche IT-Voraussetzungen zurückgreifen könnten wie etwa am Gymnasium Straelen.

Die Schulleiter der Solinger Schulen würden sich freuen, wenn sie beim pädagogischen Werkzeug auf ähnliche IT-Voraussetzungen zurückgreifen könnten wie etwa am Gymnasium Straelen.

Foto: Markus van Offern

Manchmal ist es lediglich ein kurzes Stück, das eine Schule von der digitalen Zukunft trennt. Nur 25 Meter Erdreich wären zu überwinden, um den Anschluss-Schrank im Keller der Theodor-Heuss-Realschule mit dem Glasfasernetz, das die Ampelschaltung an der Felder Straße regelt, zu verbinden.

Das Beispiel hat Symbolkraft. Um die Verbindung der Solinger Schulen mit dem weltweiten Datennetz zu ermöglichen, damit eine ganze Unterrichtsklasse auch tatsächlich moderne Lernsoftware anschaffen und nutzen kann, mahlen die Verwaltungsmühlen lang. Zu lang, wie der Sprecherrat der Schulleiter gestern mahnte. "IT-Technik ist für uns das pädagogische Werkzeug, um die Schüler individuell fördern zu können. Wir brauchen mehr Tempo", lautet der Appell der Rektoren.

Michael Becker (Berufskollegs), Klaus Blasberg (Gymnasien), Alexandra Ohler (Sekundarschule), Ute Dorfmüller (Hauptschulen), Birgit Weise (Grundschulen), Joachim Blümer (Realschulen), Rainer Semmler (Förderschulen), Andreas Tempel (Gesamtschulen) sowie Peter Wirtz (Sprecher im Lenkungskreis der Bildungskonferenz) vertreten alle Schulen und Schulformen der Stadt mit zusammen gut 20.000 Schülern - vom i-Dötzchen bis zu den jungen Erwachsenen in Oberstufen beziehungsweise Berufskollegs.

Aus Sicht der Rektoren ist die Stadt zwar auf dem richtigen Weg, doch die Umsetzung der digitalen Ausstattung in Klassenzimmern beziehungsweise Schulen hinkt der rasanten Entwicklung und den Anforderungen hinterher. "Das muss Chefsache sein. Wir brauchen ein Projektmanagement bei der Stadt." Aus Sicht von Joachim Blümer sind "die digitale Entwicklung und kommunale Zeitabläufe zwei Dinge, die sich noch nicht gefunden haben".

Die Rektoren sehen jedenfalls Handlungsbedarf, um mithalten zu können: Der digitale Notstand in den Schulen werde immer deutlicher. "Die Ausstattung am Bildungsstandort Solingen liegt weit hinter den gesetzlichen Vorgaben zurück."

Mitunter sind die Schulen höchst ungleich aufgestellt, wie Andreas Tempel bilanziert. In jüngeren Unterrichtsgebäuden und in jenen, in denen renoviert wurde, stellt sich die Situation anders dar als in Altbauten mit Sanierungsstau. Dabei müssten doch alle Schulen gleich gut ausgestattet sein. Wenn es gut läuft, dann, so Tempel weiter, liegt das zuweilen an viel Eigeninitiative beziehungsweise dem tatkräftigen Einsatz des Schulvereins.

Birgit Weise spricht von einem weiten Spannungsfeld zwischen dem antiken Zeitalter des alten Overhead-Projektors und dem PC. Um mit den Kindern im Unterricht beim Lernstoff voranzukommen, bleibt ihr aber oft nichts anderes übrig, als den Weg in die Vergangenheit zu wählen. "Ich schalte nach wie vor lieber den Overhead-Projektor an, bevor ich den Computer frage, ob er heute mit mir arbeiten will."

Die IT-Entwicklung wird auch Thema des Jahresempfangs der Solinger Schulen im Oktober mit dem Vortrag des renommierten Medienwissenschaftlers Professor Bernhard Pörsken zur digitalen Medienmacht - und wie die Schulen damit umgehen sollten.

(RP)
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