Solingen Theater erzählt von Ufern in der Ferne

Solingen · Was passiert, wenn in eine Schulklasse Flüchtlingskinder neu dazukommen? Über diese Frage haben sich die zehn Jugendlichen der Theater-AG der Hauptschule Central Gedanken gemacht. Dabei ist ein Theaterstück entstanden, das unter die Haut geht. Bereits im fünften Jahr stellt die Hauptschule Central mit erfahrenen Regisseuren, mit Unterstützung von Intendant Ernst-Werner Quambusch, der das Kammerspielchen als Bühne zur Verfügung stellt, und unter tatkräftigem Einsatz von Jürgen Kaiser Theaterstücke auf die Beine. In diesem Jahr arbeitet die Gruppe mit Hüsnü Turan, der sich begeistert zeigt.

"Das sind super Schüler, die seit Jahren Theater machen und selbst Ideen einbringen", erklärt der Regisseur. Das Thema stand schnell fest, wie Nora van Hümmel, Sozialpädagogin an der Hauptschule Central, berichtet: "Sie wollten ein Stück selbst entwickeln, und es sollte um die Flüchtlingsthematik gehen." Vielleicht liegt es auch daran, dass acht der zehn Schüler selbst einen Migrationshintergrund haben.

"Es hat uns gereizt, weil das Thema sehr aktuell ist", erklärtSaban Ajdarovic (14). Vor allem die gängigen Vorurteile und Klischees kommen in dem Theaterstück zur Sprache. "Ich habe selbst Vorurteile erlebt", sagt der 14-Jährige und Sevda Kocak (15) nickt zustimmend. Also überlegte die Theater-AG, was passiert, wenn Flüchtlinge in eine Klasse kommen: "Wie verhält man sich, wenn etwas Neues kommt, wie geht man damit um?" Und was passiert, wenn man die Vorurteile überwindet? "Die Flüchtlinge sind genauso Menschen wie alle anderen", betont Despina Tsikriktsi (15). Bewegende Szenen, in denen Schmerz und Verzweiflung der Flucht nachhallen, Ablehnung und Angst bringen die Schüler berührend auf die Bühne. "In Armut und Not erkämpf ich mich durch die Flucht, dem Tod entronnen, gestrandet in der Bucht", sprechen sie im Chor.

"Die Schüler sind mit sehr großer Ernsthaftigkeit bei der Sache", freut sich Nora van Hümmel. Seit fast einem Jahr entwickeln und proben die zehn Schüler der Jahrgangsstufen 8 und 9 an ihrem Stück, dem sie den Namen "(U)fern in der Ferne" gegeben haben. Ausschnitte konnten sie bereits während der Walder Theatertage präsentieren und haben dafür prompt den "Sonderpreis für Integration" für die gute Umsetzung der Thematik bekommen.

Ein toller Erfolg, zumal es die erste Beteiligung der Hauptschule Central an den Walder Theatertagen war. Im nächsten Jahr läuft die Hauptschule aus und Nora van Hümmel hofft, dass die inzwischen so erfolgreiche Theater-Tradition trotzdem weitergeführt werden kann.

Aufgeführt wird das Stück heute, Mittwoch, um 14 Uhr im Kammerspielchen Gräfrath.

(sue)
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