Solingen Therapiehund Sirius geht in Rente

Solingen · Der schwarze Labrador ist seit sechseinhalb Jahren als Therapeut auf vier Pfoten in der Walder Wilhelm-Hartschen-Schule im Einsatz. Bei Kindern ist er die Ruhe selbst. Durch ihn machen die Schüler große Fortschritte.

Innerhalb des Stuhlkreises ist eine Decke ausgebreitet, und auf der Decke liegen die leicht bis schwer behinderten Kinder. Mittendrin - die Ruhe selbst - der schwarze Labrador Sirius. Er wird gestreichelt und darf leckere Wurstpaste von den Fingern der Kinder lecken. Etwas, was Hund und Mensch gefällt. Ein fröhliches Gekicher und Gelache ist im Gange, denn die Hundezunge kitzelt auf der Haut und ist ganz schön nass.

Seit sechseinhalb Jahren ist Sirius als Therapiehund in der Walder Wilhelm-Hartschen-Schule im Einsatz. Doch nun ist die Stunde des Abschieds gekommen. Mit einer letzten Therapiestunde verabschiedet sich der Hund in den Ruhestand. "Er ist jetzt neun Jahre alt", verrät Halterin Bärbel Gotzoll, "das ist für einen Labrador ein schönes Alter, um in Rente zu gehen."

Die besondere Unterrichtsstunde wird mit einer Begrüßungsrunde begonnen. Jedes Kind darf dem Hund ein kleines Leckerli geben. Dann werden verschiedene Übungen und Spiele gemacht, die die unterschiedlichsten Fähigkeiten der Kinder schulen. "Wir haben schon mit dem Hund gerechnet", erzählt Lehrerin Alexandra Oeben. Die Körperteile des Hundes wurden benannt. Doch auch soziale Kompetenzen werden mit Sirius' Hilfe ausgebildet. "Wie gehe ich respektvoll mit dem Hund um", sagt Oeben.

Regeln wurden aufgestellt, die sich dann auf den Schulalltag und das tägliche Miteinander übertragen haben. Bei schönem Wetter ging es auch schon mal ins Freie. "Dann wurde mit Sirius durch einen Reifen gesprungen oder ein Wettrennen mit dem Hund veranstaltet." So wurde die Motorik der Kinder gefördert, etwas, auf das Bärbel Gotzoll als Physiotherapeutin ein besonderes Augenmerk legt. Nachdem sich alle elf Kinder wieder mit Sirius vertraut gemacht haben, wird eine Stoff-Frisbeescheibe geworfen. Manche haben Probleme mit dem Auffangen, doch da unterstützt das Unterrichtsteam der Wilhelm-Hartschen-Schule an der Liebigstraße. Und wenn Sirius doch einmal schneller ist und die Frisbeescheibe ergattert, bekommt er zur Belohnung ein Leckerli.

"Die Kinder werden viel selbstbewusster", kann Alexandra Oeben nach über sechs Jahren Arbeit mit dem Labrador sagen. Sie verlieren Ängste, erfahren, dass der Hund auf ihre Kommandos hört. Manche werden augenblicklich lockerer, beginnen, den Hund zu berühren. Zum Abschied haben die Kinder Tüten mit Leckerli für Sirius bemalt und Bärbel Gotzoll bekommt ein Album mit Fotos aus den vergangenen sechs Jahren. Fällt der Abschied von Sirius auch schwer, so wird es dennoch künftig einen Therapiehund an der Wilhelm-Hartschen-Schule geben. "Eine Frau aus Wuppertal wird mit einem ausgebildeten Hund die Arbeit fortführen", freut sich Oeben. Dann sollen auch die schwerstbehinderten Kinder noch intensiveren Kontakt mit dem speziell ausgebildeten Hund bekommen.

(sue)
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