Solingen "Totterblotschen" - alles andere als leeres Gerede

Solingen · Die Bühnenspiele Höhscheid hatten zu ihrer Herbstvorstellung eingeladen, und wie meist war der Pina-Bausch-Saal des Theaters voll besetzt. "Totterblotschen" heißt das Lustspiel in Solinger Mundart, das aus der Feder von Renate Kollig stammt und vor langer Zeit schon einmal über die Solinger Bühne ging. Als "Totterblotschen" bezeichnet der Solinger jemanden oder mehrere Personen, die zu viel reden. Und geredet wurde wahrlich in dem Stück, bei dem die eigentliche Handlung eher gemächlich daherkommt.

Als leeres Gerede kann man die Texte allerdings nicht bezeichnen, die von den Schauspielern bewältigt werden mussten. Und die Akteure stellten so herrlich skurrile Typen dar, dass man nicht nur etwas zu hören bekam, sondern es wurde auch etwas fürs Auge geboten. Karsten Bohne zum Beispiel, der mit Blumenhut und vollem Einkaufswagen das Publikum begrüßte und, nachdem der Vorhang sich geöffnet hatte, als Obdachloser auf der Bank lag. Das spielte sich vor dem Kiosk der Elisabeth Roth ab (Britta Flemming), die per Fahrrad auf die Bühne kam, um ihr Büdchen zu öffnen. Ihr entfuhr ein herzzerreißender Schrei, als sie die Gestalt auf der Bank erblickte und sie für tot hielt.

Willi Hakenberg und Udo Menge waren zwei weitere Obdachlose. Sie bezeichneten sich als "Gesellschaft auf Gegenseitigkeit" und als "passive Mitglieder der menschlichen Gesellschaft". Petra Lockay als Nachbarin Alwine Schlingensiepen fiel fast in Ohnmacht, als sie einen der beiden in Unterwäsche sah.

Rainer Wengenroth spielte den hilfreichen Nachbarn, seine Frau war Manuela Rocker, die mit Lockenwicklern zum Einkaufen kam. Und die herbeigerufenen Polizisten werden - wie immer urkomisch - von Manfred Bremmer und Ulrike Hönemann dargestellt. Letztere war außer einem Jungen (Benedikt Grah) die einzige der Akteure, die Hochdeutsch sprach.

Auch Gags waren zu sehen. Zum Beispiel ein Abfallbehälter der Stadtwerke, der kurzerhand zum Strandkorb mutierte. Und auch die Verwandlung der Obdachlosen am Schluss konnten sich sehen lassen. Besonders Udo Menge und Karsten Bohne, die sich plötzlich für die Kiosk-Einnahmen interessierten.

Man kann nur Hochachtung haben für die Fülle von Text, die die Akteure zu bewältigen hatten. Besonders Britta Flemming, die sich selbst für "wortkarg" hielt. Mehr wird nicht verraten, denn am Wochenende gibt es nochmals zwei Vorstellungen.

(RP)
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