Solingen Überfiel Ex-Mitarbeiter Ohligser Tankstelle?

Solingen · Die Zeugin konnte die Tränen nur schwer zurückhalten, während sie den Tathergang schilderte. An einem späten Abend im August vergangenen Jahres hatte die Mitarbeiterin einer Ohligser Tankstelle gerade die Lichter abgeschaltet und wollte die Türen abschließen, als sie ein vermummter Mann mit einem Messer bewaffnet in den Verkaufsraum zurückdrängte und sie zwang, die Wechselgeldkassen mit etwa 900 Euro zu öffnen.

Für die Tat muss sich seit gestern ein Solinger vor der 6. Strafkammer des Wuppertaler Landgerichts verantworten. "Räuberische Erpressung" legt die Anklageschrift dem 29-Jährigen zur Last, der selbst einige Monate vor dem Überfall als Kassierer in der Tankstelle gearbeitet hatte.

Der Verdacht war auf den Mann gefallen, weil er die Kassiererin bei einem zufälligen Treffen wenige Wochen vor dem Überfall gefragt haben soll, ob das Wechselgeld immer noch am selben Ort wie früher aufbewahrt werde.

Die Zeugin gab zudem an, der Täter habe sich in der Tankstelle trotz Dunkelheit sehr sicher bewegt und genau gewusst, wo es Geld zu holen gab. "Nach dem Tresor, in dem der Umsatz lagert, hat er gar nicht gefragt", erklärte die Zeugin und wies daraufhin, dass dieser für Mitarbeiter unzugänglich sei - im Gegensatz zu den Wechselgeldkassen.

Überdies passten auch Stimme und Körperstatur des Räubers zum Angeklagten. "Ganz sicher bin ich mir bei der Stimme aber nicht", schränkte die junge Frau vor Gericht ein. Während des Überfalls habe sie vom Täter unbemerkt einen Alarmknopf betätigt, der erst nach der Kündigung des Angeklagten an der Tankstelle installiert worden war. Dennoch entkam der Mann zunächst.

Der 29-Jährige schwieg am ersten Prozesstag zu den Vorwürfen. Dafür äußerten sich mehrere Zeugen vor der Kammer. Der frühere Chef der Tankstelle warf dem Angeklagten vor, dieser habe in Zeiten seiner Beschäftigung die verloren gegangene Kreditkarte eines Kunden mehrfach ausgelöst.

Auch die Vermieterin des Angeklagten kam zu Wort: Sie bezichtigte den Mann, seine Miete unregelmäßig bezahlt zu haben. Am Tag nach dem Tankstellenraub jedoch habe er ihre Forderungen beglichen und ihr dabei auffällig viele Geldmünzen gegeben. Auf Nachfrage soll der Mann erzählt haben, er sei kurz zuvor bei seiner Bank gewesen. Kontoauszüge belegen jedoch, dass er dort nur einen kleinen Betrag abgehoben hatte.

Am nächsten Prozesstag Anfang September erwartet das Landgericht Wuppertal die Aussagen zweier Polizisten, die das Protokoll aufnahmen. Dann könnte bereits ein Urteil fallen.

(ied)
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