Solingen Unglaublich wahre Stadtgeschichten

Solingen · Olaf Link und Johanna Precht haben ein Buch über ihre Kinder- und Jugendzeit in Solingen geschrieben.

Die Bezeichnung Heimatkenner greift bei Olaf Link viel zu kurz. Denn der Solinger ist mehr als nur ein Kenner Solingens und des Bergischen Landes, sondern auch ein rühriger Chronist und Forscher der Geschichte der Klingenstadt - wovon auch viele von Link in den vergangenen Jahren veröffentlichte Bücher zeugen. In ihnen widmete sich der 1957 geborene Autor den Bergischen Märchen ("Von Schneidern, Müllern und anderen Handwerkern"), einer kulinarischen Reise durch acht Jahrhunderte ("Die Bergische Küche") sowie "Solinger Originale in Anekdoten und Geschichten". Ganz frisch aus der Druckerpresse gekommen ist das neueste Buch Links - geschrieben zusammen mit der in Solingen geborenen Johanna Precht: "Solingen - Unglaublich wahre Geschichten aus der Erinnerung erzählt".

Doch wie ist es zu dem Buch gekommen? Denn bekanntlich ist Johanna Precht zwar in Solingen geboren, aber seit über 20 Jahren lebt die Schwester von Richard David Precht in Dänemark, wo sie als Lehrerin arbeitet. "Vor drei Jahren haben wir uns auf Facebook getroffen", gibt Link die Erklärung. Und worüber würden sich zwei Solinger unterhalten? "Man frischt Erinnerungen auf." Und natürlich geht es stets um die Frage, "warum nicht auch ich weggegangen, sondern hiergeblieben bin", erzählt Link. Und der Autor räumt ein: "Eine mich zufriedenstellende Antwort habe ich bisher nicht gefunden." Das Nachdenken über genau diese Frage wäre in das Schreiben des Buches so auch mit eingeflossen - als "erneuter Versuch, eine mich befriedigende Antwort zu finden".

Zwei Autoren erinnern sich an Geschichten und Menschen aus ihrer Kindheit und Jugend in der Klingenstadt. Die eine aus der Distanz, also mit dem "Fernrohr", der andere mit dem Mikroskop und mit einer Übernähe. "Meine Freundin Johanna Precht, die nicht nur Solingen, sondern gleich dieses Land verließ, um in Dänemark eine neue Heimat zu finden, sieht aus der Distanz manches anders, gewiss auch vieles deutlicher."

Eingeleitet werden die "Unglaublich wahren Geschichten" von Olaf Link mit dem fast programmatischen Text Geburtsort versus Wahlheimat. "Die Stadt in der ich zeitlebens gewohnt habe und auch heute noch lebe hat Anspruch auf Wahrheit, zumindest auf das, was ich für wahr halte." Für Link liegt die Wahrheit dabei nicht in der Mitte: "Das trifft für Solingen nicht zu, denn wer einen Blick auf Solingens Mitte wirft, dem drängt sich unwillkürlich ein Gedanke auf: Das darf doch nicht wahr sein." Nur an der Peripherie der Klingenstadt, etwa in Gräfrath, zeigt sich für Link, "wie liebenswert sie einst einmal gewesen sein mag." Denn hier, etwa beim Blick über den historischen Marktplatz, "genieße ich es, in dieser Stadt zu leben."

Ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis des Buches von Olaf Link und Johanna Precht zeigt, welche Erinnerungen die beiden Autoren für Wert erachteten, in die Textsammlung aufgenommen zu werden. Johanna Precht erinnert sich etwa an die "Klemens-Horn-Straße", an den Spielplatz "Vorspel" oder an zahlreiche "Theaterbesuche" - die Eltern hatten ein Abonnement der Solinger Volksbühne. Olaf Link erinnert sich an Solinger wie Armin Alfermann, Ernst Walsken oder Gerd Kaimer. Und wer als Neu- oder Alt-Solinger noch nie einen Fuß ins "Mumms" gesetzt hat: spätestens nach dem Lesen der Geschichte gibt es keine Diskussion mehr über die Bedeutung der Kultkneipe von Franz Schwarz für die Stadtgeschichte der Klingenstadt.

"Publiziert wurde einzig, wovon wir annehmen, dass es an die Erlebnisse und Erfahrungen auch anderer anknüpft, insbesondere an die jener Personen, die in den 1960er bis späten 1980er Jahren in Solingen aufgewachsen sind und sich hier in einer der vielen damaligen Bürgerinitiativen engagiert haben", benennt Olaf Link die erhoffte Leserschaft für die "Unglaublich wahre Geschichten".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort