Analyse Union Solingen - der Verfall eines großen Clubs

Solingen · Die Randale von Union-Fans am Wochenende im Spiel gegen den OFC ist vielleicht der letzte Akt in einem nahezu beispiellosen Trauerspiel im deutschen Fußball. Der Verein von früher ist schon lange tot.

Über die Sinnlosigkeit von Gewalt auf sowie neben Fußballplätzen ist wahrlich schon alles gesagt worden. Randalierer sind zum Teil Kriminelle, gefährden andere und bringen die gesamte Sportart in Verruf. Was dazu führt, dass wir uns angesichts der Vorkommnisse bei den Kreisligaspielen der vergangenen Woche zwischen Union Solingen und dem OFC beziehungsweise zwischen DITIB Leverkusen sowie Wald 03 II an dieser Stelle darauf beschränken können, die dortigen Ausschreitungen als das zu benennen, was sie sind: sinnlos und brutal.

Wobei die Entgleisungen von Union-Fans beim Ohligser Derby gegen den OFC aber auch noch eine andere Dimension besitzen. Sie sind irgendwie Spiegelbild für den absoluten Verfall eines einst großen Vereins, der heute nicht mal mehr einen Schatten seiner selbst darstellt.

Denn mit dem scheinbar unaufhaltsamen Abstieg der alten Union, mit drei Insolvenzen, mit dem aufgrund sportlicher wie wirtschaftlicher Unzulänglichkeiten selbst verschuldeten Verlust des eigenen Stadions ging ganz offenkundig ein moralischer Offenbarungseid einher. Oder wie anders sollte man es werten, dass Union-Hooligans am Sonntag am Brabant auf einen 78-jährigen OFC-Betreuer losgingen, der jahrzehntelang ein integraler Bestandteil der früheren Union gewesen war?

Die Ausschreitungen nach dem Spiel sowie die Farbattacke auf das Ladenlokal von OFC-Chef Peter Deutzmann waren ungefähr so unterirdisch wie der Tabellenstand der Union in der Kreisliga A. Und der Verweis der Union-Spitze, die Taten gingen wohl auf das Konto auswärtiger Zuschauer, macht die Sache keinen Deut besser. Der Verein ist nämlich längst maßlos überfordert und bekommt das Problem randalierender Fans schon seit geraumer Zeit nicht mehr in den Griff.

Noch einmal nur zur Erinnerung: Die einzige "Verfehlung" der OFC-Vertreter besteht in den Augen eniger Union-Anhänger darin, nach dem letzten Total-Schiffbruch einen eigenen Weg eingeschlagen zu haben. Machen wir uns also nichts vor: Die Union, die einst Zweite Liga spielte und danach immerhin noch Jahre im oberen Amateurbereich kickte, zu der früher Tausende kamen, ist Geschichte. Und auf eine Wiedergeburt wie bei anderen Traditionsclubs sollte besser keiner warten. Die wird es nämlich niemals mehr geben.

Womit wir beim letzten Akt angelangt sind: Verein sowie Teile der Anhängerschaft sind mittlerweile ganz unten angekommen. Dass beide dabei die Tradition der alten Union mit Füßen treten, ist ein Trauerspiel, passt aber ins Bild. Union Solingen ist tot - leider.

(RP)
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