Solingen Verbraucherberatung ist gefragt wie nie

Solingen · Die Beratungsstelle am Werwolf verzeichnete im vergangenen Jahr insgesamt 13.858 Anfragen von Bürgern - über 400 mehr als 2013. An erster Stelle standen insbesondere Beratungen zum Thema Finanzen.

 Über Abzocke von unseriösen Schlüsseldiensten beschwerten sich im vergangenen Jahr viele Verbraucher.

Über Abzocke von unseriösen Schlüsseldiensten beschwerten sich im vergangenen Jahr viele Verbraucher.

Foto: Schierenbeck (dpa)

Bearbeitungsgebühren für Darlehen sind unzulässig. Das hat der Bundesgerichtshof im vergangenen Jahr entschieden - "und dies löste eine regelrechte Nachfragewelle in unserer Beratungsstelle aus", sagt Dagmar Blum. Die Ratsuchenden wollten vor allem wissen, für welche Verträge Erstattungen der Bearbeitungsgebühren möglich seien, welche Verjährungsfristen gelten würden, und sie erkundigten sich nach Rückforderungsmodalitäten, erklärt die Leiterin der Verbraucherzentrale am Werwolf. Gestern legte sie den Jahresbericht 2014 vor.

Der macht die Unverzichtbarkeit der Beratungsstelle deutlich. Denn insgesamt 13 858 Anfragen von Ratsuchenden - in dieser Zahl enthalten sind auch 1470 Rechtsberatungen - wurden im vergangenen Jahr verzeichnet. Gegenüber 2013 ist das ein Zuwachs von 441 Anfragen. Finanzen, Gesundheit, Umwelt, Energie, Wohnen, Medien, Freizeit - quer Beet durch alle Bereiche hatten die Solinger Informationsbedarf. "Wir sind für alle Verbraucher da, auch für die, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind", betont Dagmar Blum. Bei Bedarf könne der Dolmetscherservice der Stadt genutzt werden.

Informationen und Beratungen zu Finanzthemen standen mit 53 Prozent (Vorjahr 47) ganz oben auf der Liste der häufigsten Fälle im Jahr 2014. Das führt Dagmar Blum insbesondere auf die Entscheidungen des Bundesgerichtshofes zu den Bearbeitungsgebühren zurück. Denn Kreditinstitute hätten massenhaft versucht, die Erstattung der zu Unrecht erhobenen Entgelte mit fadenscheinigen Argumenten zu verweigern. Mit Musterbriefen und einem ausgeweiteten Beratungsangebot wurde schließlich der Weg zum Recht gebahnt.

Bei den allgemeinen Beratungen hatten Blum und ihr siebenköpfiges Team unter anderem auch mit den "klassischen Abzockethemen", wie beispielsweise unseriösen Schlüsseldiensten zu tun, die mit überteuerten Rechnungen gegen sofortige Barzahlung den Betroffenen wieder Zugang zu ihrer Wohnung verschafften. Aber auch bei Ärger mit Handwerkern oder mit Adressenhandel suchten Verbraucher den Rat der Einrichtung am Werwolf.

Die Bereiche Telefon/Internet "begleiten uns ebenfalls immer noch stark", sagt die Leiterin der Verbraucherberatung. Zumeist ging es hier um nicht nachvollziehbare Posten in der Rechnung oder aber Problemen bei Kündigung. Gefälschte E-Mails, getarnt als Rechnung meist namhafter Unternehmen, sorgten ebenfalls zu Aufregung bei Verbrauchern. Täuschend echt aussehende Zahlungsaufforderungen sollten hier zum Öffnen einer angehängten Datei verleiten, um dort Kontodaten zu hinterlassen. "Datenschutz wird ein zunehmendes Problem", sagt Blum.

"Enorm zugenommen" haben auch die Beratungen zum Reiserecht, die von der Beratungsstelle am Werwolf wegen der Vielzahl der Fälle wieder neu mit ins Programm aufgenommen wurden: "Fliegen ist gefragt wie nie, das macht sich in der Beratung bemerkbar", sagt Dagmar Blum mit Blick auf Informationsbedarf über Anzahlungen bei Pauschalreisen oder Mängel am Urlaubsort.

(uwv)
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