Solingen Verkehrsrowdys sind bei Ausreden besonders kreativ

Solingen · Die Zeit drängt, die Ampel ist bereits von Grün auf Gelb gesprungen - und manch ein Autofahrer gibt noch einmal kräftig Gas, um irgendwie hindurch zu schlüpfen. Doch was, wenn er dabei letztlich über Rot fährt und zu allem Überfluss auch noch der Polizei ins Netz geht ?

Solingen: Verkehrsrowdys sind bei Ausreden besonders kreativ
Foto: Stephan Köhlen)

Anstatt ein zerknirschtes Schuldeingeständnis abzugeben, üben sich einige Verkehrssünder in der Kunst der Ausrede. Beispiele für diese plötzlich einsetzende Kreativität kennt Polizeihauptkommissar Maik Brückmann vor allem aus dem Straßenverkehr zu Genüge. "Die aggressive Ampel ist mir in den Weg gesprungen", habe ihm einmal ein Autofahrer mit vollem Ernst in den Block diktiert. "Da haben wir natürlich zuerst überprüft, ob er unter Alkoholeinfluss stand", sagt der Solinger Bezirkspolizist.

Ein echter Klassiker, der längst auch im Internet kursiert, ist die Rechtfertigung der Geschwindigkeitsübertretung mit der im Supermarkt einkaufenden Schwiegermutter: "Die wäre schließlich erfroren, wenn sie länger hätte warten müssen." Aber auch der Gruppenzwang spielt beim Rasen offenbar eine Rolle. "20 Autofahrer vor mir waren auch zu schnell, nur ich werde angehalten", habe sich einst ein Mann beklagt. Ein anderer habe sich wiederum durch die drängelnden Verkehrsteilnehmer hinter ihm zum Tritt aufs Gaspedal genötigt gefühlt, sagt Brückmann. Simple Fakten - wie die Messdaten der Polizei - klammerten die Ertappten dabei gelegentlich aus, verrät der Polizist.

Für Gesprächsstoff unter den Beamten sorgen auch andere legendäre Ausreden wie: "Ich habe Blumen gekauft, und plötzlich wuchs ein Busch vor meinem Blickfeld, so dass ich nichts mehr sah", oder: "Nach 40 Jahren Autofahren bin ich einfach am Lenker eingeschlafen".

In Kassel hat das Regierungspräsidium viele dieser Aussagen archiviert und veröffentlicht, darunter auch die lapidare Erklärung: "Der Fußgänger hatte keine Ahnung, in welche Richtung er gehen sollte, also überfuhr ich ihn." Oder die Variante: "Der Fußgänger kam plötzlich vom Bürgersteig ab und verschwand wortlos unter meinem Wagen."

Als Polizist gehe man mit derartigen Aussagen gelassen um, sagt Brückmann: "Wir nehmen das zur Kenntnis und schreiben es auf, schließlich muss sich ohnehin ein Gericht damit befassen." Spätestens dann würden die Verkehrssünder von ihren eigenen skurrilen Geschichten eingeholt. "Manchmal", schlussfolgert Maik Brückmann, "ist es besser, einfach den Mund zu halten".

(ied)
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