Solingen Verrücktes Stück mit Gesellschaftskritik

Solingen · Seit fast zweieinhalb Jahren probt die Musiktheater AG der Städtischen Gesamtschule für die Aufführung ihres Stücks "Madhouse Revisited". Am 3. Februar ist Premiere im Theater.

Die eine schreit, der andere starrt einfach nur, die dritte putzt versunken die Schuhe ihres Nebenmanns, die vierte hat sich in ihrer panischen Angst vor Mäusen auf ein Bett gerettet, der fünfte kann vor Aufregung keinen Satz sprechen - Alltag im "Madhouse", einer psychiatrischen Anstalt in den 50er-Jahren. Und Schauplatz des Stücks "Madhouse Revisited", das die Musiktheater AG "Son & Lumière" der Städtischen Gesamtschule am Dienstag und Mittwoch, 3. und 4. Februar, im Theater zur Aufführung bringt.

Das Stück, eine abgewandelte Bühnenadaption von "Einer flog über das Kuckucksnest", erzählt die Geschichte von acht Jugendlichen im "Madhouse", von der zweifelhaften Ärztin und ihren dubiosen Therapien - und von dem Moment, der alles wandelt: Als der skurrile Neuankömmling McMurphy allen vor Augen führt, dass eigentlich nicht sie, sondern die Gesellschaft therapiert werden sollte.

Wie bei allen Aufführungen - die Musiktheater AG unter der Leitung von Lehrer Peter Kaiser existiert seit mehr als 22 Jahren - ist auch hier alles selbst gemacht: Von Requisite und Bühnenbild über Live-Musik, Tanz, Gesang und Schauspiel bis hin zu Pyro-Technik, Licht und Ton. Seit Herbst 2012 bereiten sich die rund 30 Schüler aller Klassen, die an der AG teilnehmen, und einige Helfer auf den großen Auftritt Anfang Februar vor, jetzt geht es in die heiße Phase: Ab 30. Januar wird gemeinsam mit allen Beteiligten eine Woche im Theater geprobt.

"Die Zeit im Theater ist unvergesslich", sagt Elena Kenzbock, Schülerin der Jahrgangsstufe 13, seit der sechsten Klasse in der AG. "Deshalb wollte ich auch unbedingt noch einmal bei einem Stück, meinem dritten, mitmachen, bevor ich von der Schule gehe." Die AG, sagt sie, verändere einen. "Ich bin offener geworden. Und ich habe viele tolle Menschen kennengelernt." Man werde, sagt auch Schülerin Malong Phaphilom, sensibler für bestimmte Dinge, lerne einen neuen Blick kennen. "Das Theaterspielen prägt einen. Ich kann jedem Schüler nur empfehlen, bei der AG mitzumachen." Das Gute sei, sagt Metehan Capaci, ebenfalls Schüler der Jahrgangsstufe 13, dass die Schule ihnen die Möglichkeit biete, nicht nur an der AG teilzunehmen, sondern auch an zwei Tagen vor mehr als 2000 Leuten auf der großen Bühne zu stehen. "Es ist wichtig, dass man auch in der Schule solche sozialen Aktivitäten zusammen hat. Zugleich kann man hier den Schulstress einfach abwerfen." Er habe, sagt Lehrer Peter Kaiser, selten mit einer Gruppe so gut zusammen gearbeitet wie mit dieser. "Sie sind einfach sehr interessiert. Was die Schüler an der AG immer fasziniert, ist das Zusammenspiel aus Schauspiel, Gesang und Tanz. Die AG war von Beginn an sehr beliebt." Vor jedem Stück bewerben sich drei bis vier Mal mehr Schüler, als auftreten könnten. Zudem, betont Kaiser, finde er auch in der Schule viel Unterstützung.

Für Schulleiter Andreas Tempel eine Selbstverständlichkeit: "Ich habe selbst viel Schülertheater gespielt. Das ist Schulleben pur. Hier erfährt man, was Schule auch sein kann." Zugleich, so Lehrer Kaiser, gebe es jedoch auch Hürden. 14 000 Euro muss die Schule für die Aufführungen an das Theater zahlen. "Ohne private Sponsoren wäre es uns unmöglich, dies aufzubringen."

Für die Aufführungen am 3. und 4. Februar, jeweils 19.30 Uhr, gibt es noch Karten. Diese können zum Preis von zwölf Euro für Erwachsene und zehn Euro für Schüler und Azubis telefonisch im Sekretariat der Schule unter 599840 reserviert werden.

(mxh)
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