Solingen Viele retten die Lutherkirche - mit Erfolg

Solingen · Dank einer beispielhaften Aktion - getragen von bürgerschaftlichem Engagement - ist die drohende Schließung der größten Kirche der Stadt kein Thema mehr. Wunsch ist jetzt, mit dem Gotteshaus im EU-Förderprogramm aufgenommen zu werden.

 Pfarrerin Ilka Werner, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises, schreibt als Gastautorin.

Pfarrerin Ilka Werner, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises, schreibt als Gastautorin.

Foto: skoe

Die 113 Jahre alte Lutherkirche ist mit ihrem 85 Meter hohen Turm das größte Bauwerk der Stadt. In einer kleineren Ausführung gab es dieses kürzlich auf dem Weihnachtsmarkt im Südpark: als stattliches Plätzchen. 500 Stück haben die Mitstreiter des Lutherkirchen-Bauvereins davon an einem Adventswochenende verkauft - für den Erhalt der denkmalgeschützten Kirche an der Kölner Straße. Der Weihnachtsmarkt-Einsatz sei super gelaufen. "Es war eine gemeinschaftsbildende Veranstaltung", sagen Jörg Gebel und Hansjörg Schweikhart, Schatzmeister beziehungsweise Vorsitzender im Lutherkirchen-Bauverein.

 Auch die Wupperhofer haben sich für die Lutherkirche eingesetzt und im vergangenen Jahr ein Benefiz-Weihnachtskonzert in dem denkmalgeschützten Gotteshaus gegeben, das bei Konzerten Platz für rund 750 Zuhörer bietet. Die Kirche ist ein neoromanischer Sakralbau. Davon gibt es in Solingen keinen zweiten und in Deutschland nur wenige. Baugeschichtlich handelt es sich um den Urtyp einer protestantischen Kirche: In dem Rundbau strebt alles zur Mitte hin.

Auch die Wupperhofer haben sich für die Lutherkirche eingesetzt und im vergangenen Jahr ein Benefiz-Weihnachtskonzert in dem denkmalgeschützten Gotteshaus gegeben, das bei Konzerten Platz für rund 750 Zuhörer bietet. Die Kirche ist ein neoromanischer Sakralbau. Davon gibt es in Solingen keinen zweiten und in Deutschland nur wenige. Baugeschichtlich handelt es sich um den Urtyp einer protestantischen Kirche: In dem Rundbau strebt alles zur Mitte hin.

Foto: Stephan Köhlen (Archiv)

Das Gotteshaus als Weihnachtsplätzchen war eine von zahlreichen guten Taten, mit denen die Schließung der Lutherkirche bei einer beispielhaften Rettungsaktion abgewendet werden konnte. Auch für 2014, dem dritten Jahr in Folge, hat der Bauverein die erforderlichen 75 000 Euro als Beitrag zur Bauunterhaltung zusammengetragen - wieder ermöglicht durch hunderte Spenden sowie zahlreiche Konzert- und Benefizveranstaltungen.

"Die Kirche im Dorf lassen" - das kommt freilich nicht von ungefähr und bewahrheitet sich auch an der Kölner Straße. Jörg Gebel und Hansjörg Schweikhart sprechen von einer emotionalen Bindung der Menschen zu dem Gemäuer. "Wenn ich aus dem Urlaub zurückkomme und die Lutherkirche von der Ferne sehe, weiß ich, dass ich wieder zu Hause bin." Das erzählt so mancher - unter ihnen sogar Solinger, die beim Sonntagsgottesdienst nicht in der Kirche anzutreffen sind.

"Wenn vor drei Jahren nicht die Initiative ergriffen worden wäre, wäre die Kirche heute eine Ruine umgeben von einem Bauzaun", sagen Hansjörg Schweikhart und Jörg Gebel. Für sie ist es unbestritten, dass die unter Denkmalschutz stehende Lutherkirche das Eingangstor der City ist. "Ohne das großartige bürgerschaftliche Engagement hätten wir heute dort einen großen Steinhaufen." Das sei nach Schweikharts Worten, der Mitglied der Bezirksvertretung Mitte ist, für die zukünftige Entwicklung der Solinger City sehr hinderlich und kontraproduktiv. Das Stadtteilparlament hat sich in der jüngsten Sitzung noch einmal nachdrücklich für den baulichen Erhalt der Lutherkirche ausgesprochen. Auslöser ist ein Antrag, das Gotteshaus gegenüber des Südparks mit dem alten Hauptbahnhof und den Güterhallen beim Strukturprogramm für die nächste EU-Förderperiode bis zum Jahr 2020 zu berücksichtigen.

"Förderungswürdig ist die Lutherkirche auf jeden Fall, ob sie im Sinne des Strukturprogramms auch förderfähig ist, muss die Verwaltung jetzt herausfinden", erklärt der Vorsitzende des Bauvereins mit Blick auf den Bezirksvertretungs-Beschluss. Anliegen ist, den dritten und letzten Bauabschnitt der Außensanierung der Kirche mit einem EU-Zuschuss stemmen zu können. Denn bislang fehlen die dafür erforderlichen rund 800 000 Euro.

Derzeit läuft der erste Bauabschnitt. Die beiden Kirchturmrosetten an den Wetterseiten werden dabei unter anderem saniert. Zudem werden die Mauerwerks-Fugen so präpariert, dass bei Regen das Wasser eben nicht nach Innen eindringen kann. Die Investition von circa 400 000 Euro finanziert die evangelische Kirchengemeinde. Phase zwei der Außensanierung, die im Frühjahr angegangen wird, ist ebenfalls finanziert. 200 000 Euro stammen aus Eigenmitteln, weitere 200 000 Euro sind als Zuschuss kürzlich über das Denkmal-Sonderprogramm des Bundes hinzugekommen.

Hansjörg Schweikhart und Jörg Gebel sind überzeugt: Das immense bürgerschaftliche Engagement seit drei Jahren bei der Kirchen-Rettungsaktion hat eine große Rolle gespielt, nun beim Denkmalschutz-Bundeszuschuss berücksichtigt worden zu sein. Beide Kirchen-Männer sind optimistisch: Was in Berlin Gehör findet, könnte auch in Brüssel Anklang finden.

(RP)
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