Solingen Vielfältige Leistungsschau des Handwerks

Solingen · 35 Aussteller präsentieren sich bei der Handwerksmesse im Theater. Nachwuchsmangel ist bei vielen Betrieben ein drängendes Thema.

Die Handwerksmesse hatte am Samstagmittag im Theater und Konzerthaus gerade erst so richtig begonnen, da waren bei der Ausbildungsbörse im Theaterrestaurant bereits die ersten Erfolge zu verbuchen: Zwei Lehrstellen im Tischlerbereich konnten vermittelt werden. 34 offene Ausbildungsstellen aus allen Innungsbereichen waren zur Messe gemeldet worden, berichtet Daniela Olsen vom Bereich Prüfungswesen in der Kreishandwerkerschaft. "Die Jugendlichen, die hier hin kommen, haben bereits eine Vorstellung, in welchen Bereich sie gehen möchten", so Olsen. Bei der Ausbildungsbörse können sie mit Vertretern der Innungen ins Gespräch kommen. "Es gibt genug Ausbildungsplätze, dennoch ist die Situation schwierig", sagt Olsen, "das liegt an der Bereitschaft der Jugendlichen, aber auch daran, dass viele nicht ausreichend über Berufe im Handwerk informiert sind, auch wenn beispielsweise die Kreishandwerkerschaft schon sehr viel Aufklärungsarbeit leistet."

Auch wenige Meter weiter, am Stand der Raumausstatter-Innung, ist der Nachwuchsmangel ein Thema. "Raumausstattung ist ein sehr schönes Handwerk, sehr kreativ, sehr vielfältig, trotzdem geht uns der Nachwuchs aus", bedauert Veit Grusser, Raumausstatter aus Wald. Am Innungsstand, an dem er und Vertreter weiterer Unternehmen über Polsterei, Teppiche, Gardinen oder Insektenschutz informieren, freut er sich deshalb besonders, wenn auch Interessenten für Ausbildungsstellen vorbei kommen. Ansonsten, so Grusser, sei die Handwerksmesse vor allem eine wichtige Leistungsschau für das Handwerk.

Und das präsentiert sich im Theater in seiner ganzen Breite: Stuckateure fertigen kleine, filigrane Gips-Figuren, nebenan informieren das Metall-Gewerbe und die Maler- und Lackiererinnung, auf der Bühne präsentiert sich die Tischler-Innung, während in mehreren Metern Höhe Turnerinnen des Merscheider Turnvereins an langen Tüchern an einem Kran der Firma Scalabrin akrobatische Einlagen zeigen. "Man muss präsent sein", sagt Bärbel Buschhaus am Stand der Baugewerbe-Innung, "für Kunden, die ein eigenes Bauvorhaben planen genauso wie für junge Leute, die sich für die Berufe interessieren." Das Handwerk habe Zukunft. "In den nächsten Jahren werden etliche Betriebe einen Nachfolger suchen. Das ist eine Chance für junge Menschen."

Im oberen Foyer hat der Verein UnternehmerFrauen im Handwerk (UFH) seinen Stand aufgebaut. Der Verein ist zum ersten Mal bei der Messe dabei. "Dies ist eine schöne Plattform, um sich zu präsentieren", sagt Vorsitzende Jutta Monscheuer. Denn vielen sei der vor 22 Jahren in Solingen gegründete Verein, ein Netzwerk von rund 40 in Unternehmen mitarbeitenden Ehefrauen, Partnerinnen, weiblichen Führungskräften und selbstständigen Unternehmerinnen nicht bekannt. "Wir bieten ein vielfältiges Programm von Seminaren und Fachvorträgen. Neben diesem Input ist natürlich auch der Erfahrungsaustausch wichtig", so Monscheuer.

Während im Außenbereich der Kunstschmied Michael Bauer-Brandes sein Handwerk zeigt und wenige Meter weiter Mitarbeiter der Gebäudereinigung Emons die Graffiti-Entfernung an einer Mauer vorführen, bilden sich am Stand der Bäckerinnung im Erdgeschoss lange Schlangen, um das beliebte Brot mit dem Solinger Wappen oder frisch gebackene Mandelhörnchen zu erstehen.

"Das Bäcker-Handwerk hat sehr viel Konkurrenz von Unternehmen bekommen, bei denen man nicht weiß, wo die Brötchen herkommen. Wir möchten hier unser altes Handwerk zeigen", so Innungs-Obermeister Dirk Hermes.

(RP)
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