Uwe Becker Vom herzhaften Essen zur spitzen Feder

Solingen · Uwe Becker ist im Rahmen der VorleseNACHT im Südpark zu Gast. Der Satiriker gelangte über Umwege an seine Berufung.

Was gehört für Sie zu einer guten Linsensuppe?

Becker Eine traditionelle, gute deutsche Linsensuppe muss herzhaft sein. Dazu gehören angebratener Speck, Gewürze wie Salz, Pfeffer und Majoran, natürlich Linsen, Kartoffeln und vielleicht Bockwürstchen.

Sie kochen noch regelmäßig im Wuppertaler Restaurant Katzengold, habe ich gehört.

Becker Ja, zweimal pro Woche, das ist meine finanzielle Absicherung. Ich muss ja schließlich meine Miete zahlen.

Die Suppe soll auch der Kitt zu Peter Amann gewesen sein, da seine Ehefrau oft die Güterhallen-Künstler bekocht. Diesen Freitag lesen Sie bei ihm in der Galerie Pest Projekt. Kannten Sie ihn vorher eigentlich?

Becker Nein. Petra Krötzsch (Südpark-Managerin, die Red.) hatte mich gefragt, ob ich eine Ausstellung in den Güterhallen machen würde. Die wird allerdings erst im kommenden Jahr sein. Bei der Gelegenheit hat es sich einfach angeboten, auch eine Lesung zu machen - übrigens meine erste in Solingen.

Waren Sie zuvor schon einmal in den Güterhallen?

Becker Einmal habe ich mir dort eine Ausstellung von Ulle Hees (Wuppertaler Bildhauerin, die Red.) angeschaut.

Im Rahmen der Vorlesenacht lesen Sie Texte aus dem Wuppertaler Satiremagazin "ITALIEN", dessen Chefredakteur Sie sind. Auf was für Themen können sich die Zuhörer gefasst machen?

Becker Darunter werden Texte zu aktuellen Themen sein, aber auch solche ohne Zeitbezug. Das geht quer durch den Wald. Ich werde Gedichte von Thomas Gsella und anderen lesen, aber auch kurzfristig mit Blick auf das Publikum entscheiden, was ich mache. Ich habe auf jeden Fall kiloweise Texte dabei. Vielleicht singe ich auch was. Ich denke, es wird lustig werden.

Die Bandbreite von ITALIEN ist ja auch sehr groß...

Becker In der Tat, wir haben zum Beispiel einen Autor, der sein Leben in New York beschreibt, ein anderer befasst sich mit dem Alltag in seiner Berliner Stammkneipe. Daraus ergibt sich immer eine abwechslungsreiche Mischung mit zum Teil äußerst philosophischen Inhalten. Das Magazin ist eine "kleine Titanic" geworden. Gefragte Karikaturisten und Autoren arbeiten bei uns ohne Honorar. Das macht die Zeitung so besonders.

War der Weg zur Satire bei Ihnen irgendwie vorgezeichnet?

Becker Überhaupt nicht. Ich habe mich nach einer kaufmännischen Ausbildung als Gastronom selbstständig gemacht. In den 80er Jahren habe ich dann mit Kollegen gemeinsam ITALIEN gegründet. Dabei ging es anfangs gar nicht um Satire. Es was damals ein Werbeblatt mit Veranstaltungshinweisen, damit nicht immer lose Flyer in der Gegend herumlagen. 15 bis 20 Leute haben immer über die nächste Ausgabe diskutiert. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ITALIEN dann mehr und mehr zur Satirezeitung.

Und die Dinge verselbstständigten sich.

Becker Ich habe dann Leute von der "Titanic" kennengelernt und seitdem viele Titelbilder für die gestaltet. Über Martin Sonneborn bin ich dann auch zu Spiegel Online gekommen und habe Fotowitze für die Rubrik "Spam" gemacht. Leider gibt die ja jetzt nicht mehr.

Zwischendurch haben Sie auch einen Abstecher in die Politik gewagt: 2005 bewarben Sie sich für die Partei "DIE PARTEI" um ein Bundestagsmandat. Ist eine Fortsetzung im nächsten Jahr denkbar?

Becker Nein, das ist abgeschlossen. Inzwischen haben da junge Leute das Zepter übernommen. Ich wurde zum Ehrenvorsitzenden gewählt, mache da aber nicht mehr viel.

Werden Sie eigentlich, bevor Sie am Freitag selbst vor das Publikum treten, auch bei den anderen Vorlesern in den Güterhallen vorbeischauen?

Becker Das würde ich gerne, kann es aber noch nicht sagen. Ich lese ja auch erst spät und müsste eigentlich vorschlafen. Schließlich bin ich ja schon etwas älter (lacht). Außerdem muss ich vorher noch kochen.

ALEXANDER RIEDEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP)
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