Solingen Von den Tücken, Brot zu schneiden

Solingen · Mit Jean Faure und seinem Orchester gab es zum Auftakt der Konzertreihe "Weltmusik" eine Reise durch das goldene Zeitalter des Chansons und des Lebens.

 Das Publikum wollte nach dem rund zweistündigen "Weltmusik"-Konzert gar nicht nach Hause gehen: "Seit ihr immer noch nicht müde ?", fragte Jean Faure.

Das Publikum wollte nach dem rund zweistündigen "Weltmusik"-Konzert gar nicht nach Hause gehen: "Seit ihr immer noch nicht müde ?", fragte Jean Faure.

Foto: Nico Hertgen

Eine fatale Sache: Da will man nur Brot schneiden und säbelt sich in den Finger. Damit rennt man zum Apotheker gleich nebenan. Der aber liegt erstochen in seinem Laden. Schon wird einem Mord angehängt und der Hund hat inzwischen das blutige Brot als Unschuldsbeweis aufgefressen. Und - schwupps - baumelt man an nächsten Morgen am Galgen. Moral von der Geschichte: Pass beim Brotschneiden auf!

Ebenso kurz wie witzig ist das Chanson von Felix Leclerc. Und ebenso munter wie genussvoll trägt es Jean Faure vor. Der Chansonier, den Leben und Liebe nach Bonn verschlagen haben und der in jungen Jahren schon erste Schritte mit Größen wie Georges Brassens und Jacques Brel wagte, kam mit seinen Musikern in den Kleinen Konzertsaal: das Auftaktkonzert der Reihe "Weltmusik". "L'Age d'or" - das goldene Zeitalter - lautet der Titel.

Das meint nicht nur den Urzustand der Glückseligkeit, sondern auch die goldene Zeit des Herbstes im Leben. "Das ist ein Zustand zwischen Lust und Rost, zwischen Welken und Schwelgen", umschreibt Faure sein neues Programm. Quer auch durch das goldene Zeitalter des Chansons geht die Reise für die Zuhörer, die nach einem zweistündigen Konzert ("Seit ihr immer noch nicht müde ?") immer noch Zugaben hören wollten.

Dabei geht es mal traurig, mal lustig - und auch mal obszön zu. Da kommt flott vorgetragen der arme "Fernande" von Brassens daher, der seine schlüpfrige Gefühlswelt beim Anblick verschiedener Damen beschreibt. Auf Französisch klingt das geradezu charmant. Aber Jean Faure trifft auch meisterlich die ernsten Töne mit einer sanften Melancholie. So beginnt der Sänger "Syracuse" von Henri Salvador ganz unbegleitet. Nach und nach gesellt sich das Quintett dazu mit den Klängen des Fernwehs. Zum Träumen. "Einfach mein Lieblingschanson."

Seine Musiker bekommen von dem munteren Chansonier auch ihr Spaßfett weg: "Seit ihr überhaupt dabei ?", witzelt Faure. "Aber so ist das eben mit den Leihmusikern." Das sind die Mitglieder von "Jean Faure & Orchestre" aber nun gar nicht. Solistisch und mehrere Instrumente spielend geben sie den Liedern einen unverwechselbaren Charakter: Hedaget Djeddikar, Dirk Ferdinand, Kristaps Grasis, Matthias Höhn und Markus Quabeck. Da steht der musikalische Spaß im Vordergrund. Etwa beim allseits bekannten "La Mer" von Charles Trénet. Impressionistisch präludierend wabert das debussy'sche Meer aus dem Klavier, kommentiert von den schrillen Möwenschreien auf dem Kontrabass. Dann erst erscheint die bekannte Melodie, die Faure hymnisch steigert. Am Schluss steht das Chanson "L'age d'or" von Léo Ferré: Über einem schwebenden Klangteppich entfaltet der Sänger den Traum vom goldenen Zeitalter, das noch kommen wird. Nach so einem Abend fühlt man sich gar nicht alt, sondern jugendlich belebt.

(RP)
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