Solingen Von der Macht, die Materie zu beherrschen

Solingen · Der Solinger Kunstverein zeigt im Altbau des Rathauses die Ausstellung "Stroh und Gold" von Franziska Rutishauser.

Im Rahmen der Kooperation zwischen dem Solinger Kunstverein und der Stadt sind bis zum 23. Juni im Altbau des Rathauses (1. Etage) Bilder von Franziska Rutishauser zu sehen. Der Titel der Schau, die nur vier Werke umfasst: "Stroh und Gold". Die Arbeiten gehören zum gleichnamigen Werkzyklus, den die schweizer Künstlerin für den einst als Kornlager genutzten Schlosssaal in Holligen (Bern) konzipiert hat und der insgesamt neun Gemälde und vier Objekte umfasst.

Inspirieren zu ihrem dem Werkzyklus ließ sich Rutishauser durch den Anblick auf abgemähte Kornfelder und die darauf liegenden zylindrischen Strohrollen. Denn die Ballen wirkten auf den Stoppelfeldern für die Künstlerin wie Spielfiguren, die die Landschaft in eine Weltbühne verwandelten. Doch auch die Verbindung zwischen Stroh und Gold, also die Macht, die Materie beherrscht, thematisiert Rütishauser in ihren hyperrealistisch angelegten Bildern, denn in dem bekannten, von den Brüdern Grimm aufgezeichneten Märchen, wird bekanntlich ja Stroh in Gold verwandelt - mit Hilfe der Kräfte eines übermenschlichen Wesens: Rumpelstilzchen. Damit dieses Wesen tätig wird, muss der Mensch mit ihm einen pakt eingehen. Dieser beinhaltet, dass der Mensch seine Nachkommen dafür in Zahlung gibt.

In der Ausstellung im Rathaus ist auch das Hauptwerk der Serie vertreten. Das Bild eines Strohballens, umrandet von auf die Leinwand aufgetragenem Blattgold, ist flankiert von Schrifttafeln, die sämtliche in Europa bekannten namen der in Deutschland als Rumpelstilzchen bekannte Märchenfigur auflisten. Werk "No. 8" ist ein Rondo, in dem die seit 2009 in Berlin arbeitende Malerin einen wie durch eine Lupe betrachteten Blick auf ihr Material gibt. Dass Rutishauser in ihren Bildern "den Illusionismus einer Fotografie heraufbeschwört" (Dr. Margit im Schlaa), lässt ihre Werke bei näherem Hinschauen zur Schule des Sehens werden.

Franziska Rutishauser wurde 1962 in Münsingen (Schweiz) geboren. Sie hat an der Hochschule für Kunst in Bern studiert.

Ausstellung "Stroh und Gold" von Franziska Rutishauser im Altbau des Rathauses. Bis 23. Juni.

(mit)
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