Der Klingenpfad: In neun Etappen rund um Solingen (1) Von Gräfrath in die Idylle der Wupperberge

Solingen · Redakteure und Mitarbeiter unserer Zeitung machen sich auf die Wanderung und erleben in den kommenden Wochen den Klingenpfad.

 Die Atmosphäre am Reitstall Flockertsholz stimmt auf die Idylle ein, die den Klingenpfad-Wanderer auf dem folgenden Teilstück erwartet.

Die Atmosphäre am Reitstall Flockertsholz stimmt auf die Idylle ein, die den Klingenpfad-Wanderer auf dem folgenden Teilstück erwartet.

Foto: Radtke

Eigentlich ist es hier zu nett, um diesen Ort anzusteuern und gleich wieder zu verlassen, ohne irgendwo am Marktplatz in Gräfrath eingekehrt zu sein. Mit vollem Magen allerdings läuft es sich nun mal nicht unbeschwert. Die Treppen hoch zur Klosterkirche sind nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was auf den gut sechs Kilometern vom Startpunkt der ersten Klingenpfad-Etappe bis nach Kohlfurth wartet.

Das umkreiste weiße "S" auf schwarzem Grund ist das Symbol des 75 Kilometer langen Wanderweges rund um Solingen, das in der Regel zuverlässig die Richtung weist. Die Klosterkirche passiert, die Gerberstraße überquert, führt der Klingenpfad geradewegs in den Gräfrather Stadtpark. Nach nur wenigen Metern sind sie verschwunden, die Geräusche der Stadt. Es geht kontinuierlich leicht bergauf. Vorbei an einem grün gefärbten Gewässer, in dem sich fliegende Fische Insekten aus der Luft angeln. Vorbei am weitläufigen Damwild-Gehege der Fauna, wo sich Rehe mit ihren Kitzen tummeln, die an dieser Stelle kein Besucher des Tierparks zu sehen bekommt.

Höher kann es am Flockertsholz nicht mehr gehen. Nur vom Lichtturm aus, der höchste Punkt Solingens (276 Metern über NN), hätte man einen noch besseren Ausblick über das Tal der Wupper sowie auf die Wuppertaler Höhen als von der langgezogenen, schmalen Asphaltstraße, die vom Sportplatz hinunter ins Tal führt. Vorerst das letzte Mal stören Autos das unbeschwerte Wandererlebnis. Unterwegs sind hier nur die Eltern, die ihren Nachwuchs vom Kindergarten Zwergenland abholen oder ihre Töchter zum Reitstall bringen.

Nun heißt es Abschied nehmen von der Zivilisation. Ein Schild am Wegesrand macht in grüner Schrift auf eine Biotopschutzfläche aufmerksam. Es fällt sofort ins Auge, weil es angebracht ist an einem gebogenen Holzmast. Etwa 400 Meter weiter sind die Wegweiser solider montiert. Cronenberg, Burg und Friedrichshammer sind an dieser Abzweigung ausgeschildert, das "S" allerdings ist an verschiedenen Stellen nur zu erahnen. Intuitiv fällt die Wahl darauf, dem Verlauf der schmalen Straße weiter bergab ins Friedenstal zu folgen. Nach knapp 200 Metern folgt die Gewissheit, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben. Das Klingenpfad-Symbol ist zurück und lockt einen Pfad hinauf in den Wald. Diese gewundenen Passagen lassen das Herz jedes Wanderers höher schlagen. Wenn da nicht die Brennnesseln wären, die zu dieser Jahreszeit an mehreren Stellen den Weg überwuchern.

Die Hälfte der ersten Etappe ist absolviert, als die wundervolle Idylle gestört wird. Laut und deutlich ist zu hören, dass Kradfahrer auf der L 74 Gas geben und den Motor aufheulen lassen. Der Blick wandert bis zur evangelischen Kirche in Cronenberg sowie ins Tal, wo die Autos und Motorräder wie Spielzeuge aussehen, die auf der vierspurigen Straßen zwischen Sonnborn und Kohlfurth unterwegs sind. Lange Zeit verläuft der Forstweg parallel oberhalb der Wupper, bis sich der Klingenpfad irgendwann ins Tal schlängelt. Wann ist das letzte Mal ein Mensch hier gewesen ? Oder anders gefragt: Wie lange benötigt eine Spinne, um einen drei Meter breiten Wanderweg mit einem kompletten Netz abzusperren ?

Der Abstieg ist geschafft, das Rauschen der Wupper ist zu hören. So weit kann Kohlfurth nun nicht mehr entfernt sein. Falsch gedacht. Ein Pfeil unter dem "S" weist den Weg genau entgegengesetzt gleich wieder den Berg hinauf. Was für ein Blödsinn. Aber bezeichnend für den anspruchsvollen Klingenpfad, der nie die kürzeste Variante zwischen A und B anbietet. Oben angekommen, entschädigt der ungewöhnliche Blick auf das Wohngebiet Hasseldelle für die Mühen, ehe der Endspurt folgt. Der allerdings hat es in sich. Der steile Abstieg zur Siedlung Aue ist nur etwas für Trittsichere mit festem Schuhwerk. Der Rest bis Kohlfurth ist lockeres Auslaufen.

(gra)
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