Ehrung Solinger Sport 2015/16 Von kessen Ansagen und vielen Knoten

Solingen · Zum siebten Mal ehrte unsere Redaktion die erfolgreichsten Akteure der abgelaufenen Saison. Viktor Szilágyi verteidigte seinen Titel als Sportler - als Sportlerin beziehungsweise Trainer debütierten Inga Hundeborn und Bernd Werscheck.

Der große Saal in der Gaststätte des Wald-Merscheider TV ist prall gefüllt mit Größen aus dem Solinger Sport. Es gilt, dem Trainer, der Sportlerin und dem Sportler der Saison die Ehre zu erweisen. Wie in den vergangenen sechs Jahren hat sich unsere Redaktion mit Hilfe von 25 Jury-Mitgliedern aus der hiesigen Sportszene auf die Suche nach den Siegern gemacht. "Viele wollen inzwischen abstimmen, so dass wir mittlerweile sogar Anfragen bekommen", berichtet Redaktionsleiter Guido Radtke, der die Veranstaltung erneut moderiert. Die finale Entscheidung über die Sieger fällte erneut eine Endjury, der neben Morgenpost-Sportchef Georg Amend, Jessica Mager (ehemalige Sportschützin), Daniel Certa (Leistungssportkoordinator der Friedrich-Albert-Lange-Schule), Christian Licht (WDR) und Sascha Staat (Solinger Sportjournalist) angehörten.

"Dieses Mal war es noch schwieriger", sagt Radtke mit dem Verweis darauf, dass diese Aussage eigentlich auf bislang jedes Jahr zutraf. Bei der Wahl des "Sportlers der Saison" ging es besonders eng zu. Die Entscheidung fiel auf Viktor Szilágyi. Der Kapitän von Handball-Bundesligist Bergischer HC hat seine letzte Saison absolviert und der Mannschaft ein weiteres Mal zum Klassenerhalt verholfen. Szilágyi kann an der Ehrung urlaubsbedingt nicht teilnehmen, doch stellvertretend ist Max Weiß gekommen. Der Kreisläufer hat ebenfalls gerade seine Karriere beendet und in den vergangenen Jahren mit Szilágyi zusammengespielt. "Als Viktor damals zu uns gestoßen ist, war ich überrascht, dass wir so einen Hochkaräter zum BHC bekommen", erzählt Weiß.

Szilágyi ist berühmt für seine verdeckten Anspiele - Pässe, die auch Max Weiß am Kreis oft fangen musste. "Wir mussten Figo auch als Mitspieler erstmal lesen lernen", erläutert der ehemalige Profisportler. "Ich bilde mir nicht ein, dass ich bis heute hundertprozentig erkannt habe, wie er auf dem Handballfeld denkt." Ob es denn Absprachen gebe ? "Das auf jeden Fall. Und wenn es nur ein Blickkontakt ist."

Mit 37 Jahren hängt Szilágyi nun seine Schuhe an den Nagel. "Überrascht hat mich die Entscheidung nicht. Klar ist ein bisschen Wehmut dabei, aber er ist eben auch alt genug." Ganz im Gegensatz zu Weiß, der schon mit 27 Jahren seine Laufbahn beendet, um sich auf seinen zweiten Lebensweg zu konzentrieren und eine Weltreise zu machen. "Ich hatte früher zwei große Wünsche. Ich wollte Bundesliga spielen und eine Weltreise machen. Das erfülle ich mir jetzt und mache vielleicht zehn Jahre zu früh Schluss mit dem Profisport", sagt Weiß und lacht.

Seine Premiere als Moderator feiert Georg Amend bei seiner Laudatio auf Inga Hundeborn, die Sportlerin der Saison. Die Langstreckenläuferin des Solinger LC freut sich sichtlich über die Auszeichnung und darf direkt erklären, warum sie mit dem Synchronschwimmen aufgehört hat. "Das hat mir irgendwann keinen Spaß mehr gemacht. Dann war ich bei der Leichtathletik - da konnte ich nichts. So bin ich in die Laufgruppe gekommen und dabei geblieben", erzählt Hundeborn, die zuletzt sogar bei der Deutschen Meisterschaft in Kassel am Start gewesen ist. "Dabei ist mir aufgefallen, dass Inga ganz viele Knoten in ihren Schnürsenkeln hat. Was hat es damit auf sich", fragt Amend. "Bei meinem ersten Lauf über 10.000 Meter sind mir die Schuhe aufgegangen. Da habe ich Ärger vom Trainer bekommen. Seitdem mache ich lieber einen Knoten zu viel rein."

Ganz entspannt wird es dann, als Guido Radtke Bernd Werscheck als "Trainer der Saison" vorstellt. "Wer ihm zuhört, wird irgendwann der Überzeugung sein, einen Kühlschrank gekauft zu haben, obwohl er nur einen Coolpack in der Hand hält", sagt der Redaktionsleiter über die Überzeugungsfähigkeit des ehemaligen Coaches der Solingen Volleys. Werscheck hatte vor der Saison den Aufstieg als Ziel ausgegeben und Recht behalten. "Ich halte nicht viel von Understatement", meint der Trainer. "Deswegen haben wir die kesse Ansage gemacht."

Die Volleys wurden in der Zweiten Liga gejagt, doch niemand hat sie eingeholt. Beim TuB Bocholt konnten die Solinger aus eigener Kraft den Aufstieg schaffen, doch Mitkonkurrent VC Bitterfeld-Wolfen verlor kurz zuvor und machte die Klingenstädter zum Zweitliga-Meister. "Das war schon eine komische Situation. Und ich muss zugeben, wir haben auch ganz kurz vor dem Spiel angestoßen. Für Bocholt hat es trotzdem noch gereicht."

Auch wenn Werscheck in der Ersten Liga nicht mehr als Trainer der Mannschaft arbeiten wird, ist ihm deutlich anzumerken, wie viel Spaß ihm das Team gemacht hat - und wie stolz er auf die gezeigte Leistung ist. "Es war wirklich eine tolle Mannschaft. Wir hatten während der Saison elf oder zwölf verschiedene Spieler, die zum wertvollsten Akteur des Matches ausgezeichnet wurden. Das macht mich fast noch stolzer, als der erste Platz." Gefragt nach seinem Motivationsrezept antwortet Werscheck: "Das gibt es nicht. Ich brenne einfach für diesen Sport".

Kurzweilig führt Radtke die Veranstaltung, die von einem Kampfkunst-Auftritt des Showteams Asahi um Charls Müller abgerundet wird, zu Ende. Sogar einen Tipp von Nikola Aleksic, dem 34-fachen Torschützen von Fußball-Bezirksligist VfB Solingen, holt der Redaktionsleiter für die Deutsche Nationalmannschaft ein. "Nicht nachdenken vor dem Tor", sagt Aleksic im Hinblick auf die Chancenverwertung heute Abend im EM-Halbfinale gegen Frankreich.

(trd)
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