Solingen Vorreiterrolle übernehmen beim 3 D-Druck

Solingen · Den Frosch hat der Künstler Stefan Seeger 1984 entwickelt. Einige Monate habe das gedauert, in Thailand hat der Solinger schließlich eine Produktionsstätte für seine Frösche gefunden, die er in drei verschiedenen Größen verkauft - nachdem er sie künstlerisch bearbeitet hat.

Dass die Frösche aber nicht unbedingt in Thailand, sondern vor Ort in Solingen produziert werden können, dies wurde gestern beim Business-Breakfast für Unternehmen im Gründer- und Technologiezentrum am Grünewald aufgezeigt: 3 D-Druck heißt hier das Zauberwort. "Das wird vieles verändern. Bis auf das Thema Internet hat mich noch kein Thema so bewegt wie 3 D-Druck", sagte der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, Frank Balkenhol. Solingen will auf diesem Gebiet eine Vorreiterrolle einnehmen. "Wir wollen die Stadt und die Region als das 3D-Druck Zentrum in NRW positionieren, das bei der Produktentwicklung Maßstäbe setzt", so Balkenhol. Zusammen mit Werner Koch, dem von der Wirtschaftsförderung beauftragten 3 D-Druck-Solingen-Netzwerkmanager, und Stefan Seeger stellte Balkenhol gestern den über 100 Unternehmern die Vorzüge und die vielfältigen Produktionsmöglichkeiten des 3 D-Drucks vor. "Unternehmen müssen bei Nutzung dieser Technologie nicht mehr irgendwo in Asien produzieren", sagte Koch, "überdies können Forschung und Entwicklung beschleunigt werden". Der Frosch beispielsweise kann binnen zwei bis drei Stunden gescannt werden, anschließend wird vier bis fünf Stunden gedruckt beziehungsweise produziert. Die Verwendung vielfältiger Materialien ist ebenso möglich wie der Einsatz von unterschiedlichen Farben und Größen. "Die Frösche brauchen deshalb nicht mehr in Thailand, sondern können in Solingen hergestellt werden", so Werner Koch. Sie hüpfen quasi aus dem 3 D-Drucker.

Immerhin: Das von der Wirtschaftsförderung 2015 initiierte Netzwerk 3 D-Druck hat mittlerweile 90 Mitglieder. "Es wächst rapide", sagte Koordinator Werner Koch. Ziel ist, die gemeinsame Nutzung von Informationen, Know-how und Kapazitäten zur additiven Fertigung (3-D Druck) am Standort Solingen und Umgebung voranzutreiben.

Doch nicht nur die positiven Seiten des Verfahrens wurden beim Business-Breakfast beleuchtet, auch kritische Aspekte kamen zur Sprache. So bemerkte Personalberaterin Anke Peiniger, dass andere Berufe, wie beispielsweise der des Formenbauers, wegfallen, sollte 3 D-Druck sich nachhaltig etabliert haben. "Darüber sollten wir schon jetzt nachdenken", sagte Peiniger.

Für die Wirtschaftsförderung ist gleichwohl jetzt "durchstarten" angesagt. Denn wer bei diesem Thema den Zug verpasst, läuft je nach Branche Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Damit das nicht geschieht, wurde gestern die 3 D-Druck-Lounge im Gründer- und Technologiezentrum eröffnet. Ein Raum, der nun für Treffen und Veranstaltungen, wie etwa Grundlagen des 3D-Drucks und der additiven Fertigung, genutzt werden kann und von Oberbürgermeister Tim Kurzbach eröffnet wurde. Auch er sieht im 3 D-Druck eine Zukunftsperspektive: "Hier besteht die Chance, gemeinsam etwas zu verändern und die Zukunft von Solingen zu gestalten." Er forderte die Unternehmer zudem auf, in den Dialog mit der Stadt zu treten. Das gelte auch für die Aufstellung des Haushaltes 2017. Kurzbach versicherte, Investitionen in die Infrastruktur und die Bildung zu stärken. Öffentliches Geld werde aber nur dann in Projekte investiert, wenn gleichzeitig auch privates fließt.

(uwv)
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