Oberbürgermeister-Wahl Wahl-Triumph für Tim Kurzbach

Solingen · Die Solinger SPD hat das Rathaus nach 16 Jahren zurück erobert. Für Tim Kurzbach als neuen OB stimmten bei der Stichwahl 55,6 Prozent. Frank Feller (CDU) kam auf 44,4 Prozent. SPD und Grünen feierten, bei der Union herrschte Katerstimmung.

Um kurz nach 19 Uhr hatte das Warten ein Ende. Endlich betrat Tim Kurzbach das Theater und Konzerthaus - und für seine Anhänger gab es in diesem Moment kein Halten mehr. Mit tosendem Applaus wurde gestern Abend der neue Solinger Oberbürgermeister bei der "Wahlparty" der Stadt empfangen, nachdem der 37-Jährige bei der Oberbürgermeister-Stichwahl mit rund 55,6 Prozent der Stimmen über CDU-Mann Frank Feller (44,4 Prozent) triumphiert hatte.

Wahl-Triumph für Tim Kurzbach
Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

"Das ist wirklich ein sehr, sehr schöner Abend", sagte Kurzbach, dem zuvor Historisches gelungen war. Nach 16 langen Jahren schaffte es der gemeinsame Kandidat von SPD und Grünen, erstmals wieder die Hegemonie der CDU im Solinger Rathaus zu brechen. Kurzbach wird der erste sozialdemokratische Oberbürgermeister in der Klingenstadt seit Uli Uibel.

Dabei, daran ließ der Sieger des Abends gestern keinen Zweifel, kommen auf die Stadt in den nächsten fünf Jahren harte Entscheidungen zu, die nicht von ihm alleine getroffen werden können. "Wir freuen uns sehr, haben aber keine Zeit, lange zu feiern", sagte Kurzbach. Vielmehr gelte es schon in wenigen Wochen, den städtischen Haushalt auf den Weg zu bringen, die vakanten Dezernentenstellen an der Stadtspitze neu zu besetzen - und vor allem Lösungen in der Flüchtlingsfrage zu finden, betonte der designierte OB.

Bereits in den kommenden Tagen wird Kurzbach mit dem noch amtierenden Oberbürgermeister Norbert Feith (CDU) zusammenkommen und auch das Gespräch mit allen Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat suchen. "Ich werde ein Oberbürgermeister aller Solinger sein", kündigte Kurzbach an, der allen Helfern dankte. Später feierte er dann auf dem Neumarkt mit seinen Freunden von SPD und Grünen sowie der eigens nach Solingen geeilten NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die ihn schon am Tag zuvor an gleicher Stelle letzte Wahlkampfhilfe gegeben hatte.

Derweil herrschte bei der CDU in der Klingenstadt Katerstimmung. Zwar hatte Frank Feller mit seinen 44,4 Prozent ein allseits als respektabel angesehenes Ergebnis erzielt. Dennoch war die Unzufriedenheit bei den Christdemokraten sprichwörtlich mit Händen zu greifen. "Die SPD hat besser mobilisiert", sagte beispielsweise Ratsherr Falk Dornseifer, während der ehemalige Landtagsabgeordnete Horst Westkämper deutlicher wurde. "Das war der lahmste Wahlkampf, den die Solinger CDU jemals geführt hat", schimpfte Westkämper, der nun Konsequenzen fordert. Westkämper: "Die Partei hat viel zu wenig für Frank Feller gekämpft. Das muss Folgen haben."

Der CDU-Kandidat selbst präsentierte sich hingegen als fairer Verlierer. "Ich gratuliere Tim Kurzbach und hoffe, dass er jetzt das umsetzt, was er im Wahlkampf versprochen hat. Dafür wünsche ich ihm viel Glück", sagte Feller, der sich bei seinem Wahlkampfteam ausdrücklich bedankte. Feller: "Die Unterstützung, die ich bekommen habe, war phänomenal". Die CDU sei jedenfalls gut für die Zukunft aufgestellt und werde bei der Landtagswahl 2017 wieder angreifen.

Eine Ankündigung, die die Sieger des gestrigen Abends zunächst gelassen nahmen. "Ein tolles Resultat", urteilte die in Solingen lebende NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann, die ebenso wie Ministerpräsidentin Kraft mit Tim Kurzbach auf dem Neumarkt feierte. So könne nun die Zukunft gestaltet werden, sagte Löhrmann - und sprach so dem Mann des Abends aus der Seele. "Wir wollen unsere Heimatstadt Solingen gemeinsam nach vorne bringen", erklärte Tim Kurzbach.

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(or)
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