Solingen Warnstreiks in fünf Unternehmen

Solingen · In der Metall- und Elektroindustrie gehen die Tarifgespräche zwischen Arbeitgebern und der Gewerkschaft IG Metall am 18. Januar in Neuss weiter. Gestern kam es zu ersten Arbeitskampfmaßnahmen auch in der Klingenstadt.

Mitarbeiter aus fünf Solinger Unternehmen der Elektro- und Metallbranche beteiligten sich gestern an Warnstreiks, zu denen die Industriegewerkschaft Metall aufgerufen hatte. Betroffen waren die Firmen Borbet, Kronprinz, Wilkinson, Piel & Adey sowie Zwilling. "Die Mitarbeiter von Zwilling haben eine verlängerte Mittagspause eingelegt, bei den anderen Unternehmen sind alle Schichten ein bis zwei Stunden früher gegangen", erklärte der erste Bevollmächtigte der IG Metall, Marko Röhrig.

Für den Vorsitzenden des Arbeitgeberverbandes Solingen, Horst Gabriel, waren die gestrigen Aktionen der Gewerkschaft "völlig unnötig. Wir sind jetzt in einer kritischen Phase", ergänzte Gabriel, der für die Region Bergisch Land auch mit am Tisch bei den Tarifverhandlungen sitzt. "Ich erwarte, dass sich die Gewerkschaft am Verhandlungstisch und nicht auf der Straße bewegt", sagte der Unternehmer.

Am 18. Januar treffen sich die Verhandlungspartner in Neuss zur dritten Verhandlungsrunde. Geboten wurde von den Arbeitgebern bislang eine Einmalzahlung in Höhe von 200 Euro und eine prozentuale Erhöhung der Löhne und Gehälter um zwei Prozent. Zu wenig, findet Gewerkschafter Marko Röhrig angesichts der sehr guten wirtschaftlichen Lage der Branche.

Doch die Erhöhung der Löhne und Gehälter scheinen nicht der Knackpunkt zu sein. Vielmehr die Forderung der Gewerkschaft, den Einstieg für bestimmte Mitarbeiter in die 28-Stunden-Woche zu vereinbaren. Vor allem für Beschäftigte, die zu Hause beispielsweise Pflegeleistungen übernehmen. "Dies wird nicht die Masse in Anspruch nehmen, wir wollen aber, dass alle das Recht dazu haben", sagte Marko Röhrig. Streitfall mit den Arbeitgebern ist insbesondere der Teilentgeltausgleich, wobei Unternehmer Horst Gabriel findet: "Wir sollten hier keinen Anspruch vereinbaren."

Zumal ein Lohnausgleich für die 28-Stunden-Woche den anderen Beschäftigten gegenüber ungerecht wäre. "Mitarbeitern, die Unterstützung brauchen, helfen wir in den Betrieben", betonte Gabriel. Ohnehin sei eine entsprechende Regelung der 28-Stunden-Woche mit Teilentgeltausgleich vielleicht noch in großen Konzernen umsetzbar, nicht aber in mittelständischen Unternehmen, die ohnehin Probleme hätten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden.

Horst Gabriel hofft mit Blick auf die dritte Verhandlungsrunde in der nächsten Woche, dass "auf beiden Seiten" Bewegung in die Tarifgespräche kommen. "In Neuss wird sich zeigen, ob wir die Kurve bekommen oder ob es eine harte Tarifrunde werden wird", sagte der Vorsitzende des Arbeitgeberverbandes.

Die IG Metall sollte nach Meinung von Horst Gabriel auch die Zukunftsfähigkeit des Flächentarifs nicht aus dem Auge verlieren. Anders, als noch vor Jahren, müsse der Flächentarifvertrag den Mitgliedsunternehmen in jeder Tarifrunde aufs Neue beweisen, dass er die beste Alternative für die Regelungen der Arbeitsbeziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ist.

(RP)
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