Solingen Warten auf das Geld des chinesischen Investors

Solingen · Die Carl Mertens International GmbH vom Krahenhöher Weg richtet sich neu für die Zukunft aus.

Alle Verträge sind fertig und vorab unterschrieben. "Nur die letzte Unterschrift fehlt noch", sagt Curt Mertens. Die sei aber die Wichtigste, damit die Kaufsumme eines chinesischen Unternehmens, das die neue Carl Mertens International GmbH aus der Insolvenz übernehmen will, auch fließen kann. "Wir sind aber guter Dinge, dass dies nun im März über die Bühne geht", ergänzt Mertens zuversichtlich.

Abgewartet werden muss wohl zunächst das "Chinese New Year", das Frühlings- und Neujahrsfest am 18. Februar in China. "Bis dahin wird nichts passieren", vermutet Curt Mertens. Ohnehin seien Transfers mit China mitunter "eine schwierige Geburt", zumal der chinesische Investor sich zu 44 Prozent in privater Hand befindet, die restlichen 56 Prozent der Anteile hält der Staat.

Untätig ist man im Unternehmen am Krahenhöher Weg gleichwohl nicht. "Wir sind bereits seit geraumer Zeit mit dem Investor dabei, die Zukunft zu planen", sagt Curt Mertens, der auch bei der Carl Mertens International GmbH eine führende Rolle bekleiden wird. Ein Schwerpunkt des Geschäftes werde es insbesondere sein, Produkte für den gedeckten Tisch und für die Küche speziell für den chinesischen Markt herzustellen. "Made in Germany beziehungsweise made in Solingen ist dort sehr gefragt", weiß Curt Mertens. Auch soll die Herstellung von Schneidwaren verstärkt werden. Mit der Serie "Taglio", eine Edelstahlkollektion mit geschmiedeten Klingen, bietet das Unternehmen bereits ein Sortiment an.

Bestecke und Produkte für den gedeckten Tisch hat das Unternehmen, das derzeit 16 Mitarbeiter beschäftigt, ohnehin schon immer im Angebot gehabt. Das Sortiment müsse gleichwohl bereinigt werden, die Konzentration soll hier auf Produkte gelegt werden, die sich im In- und Ausland gut verkaufen. "Jeder Markt ist aber spezifisch", sagt Curt Mertens. Produkte, die in China begehrt seien, müssten nicht unbedingt auch im amerikanischen oder europäischen Markt Anklang finden. Während man am Krahenhöher Weg momentan noch auf das Geld des Investors wartet und sich "die Köpfe stark mit der Zukunft" beschäftigen, ist es für Curt Mertens auch denkbar, dass andere Solinger Firmen über Mertens International ebenfalls im chinesischen Markt Fuß fassen und eventuell einen Vertriebsverbund bilden. "Das ist momentan aber noch zweitrangig, erst einmal wollen wir dieses Jahr nutzen, unsere Marke sauber aufzustellen und zu etablieren", betont Curt Mertens. Das sei auch mit ein Grund gewesen, jetzt auf die Teilnahme der morgen beginnenden Frankfurter Messe Ambiente zu verzichten. "Zudem haben wir im vergangenen Jahr keine eigene Produktentwicklung betrieben."

Die 1919 gegründete Carl Mertens Besteckfabrik musste im April vergangenen Jahres - zum zweiten Mal nach 2006; damals waren hohe sechsstellige Forderungsausfälle aus dem Ausland der Grund - einen Insolvenzantrag stellen. Im Februar und März 2014 war die Auftragslage eingebrochen. Seit dem 1. Juli befindet sich das Unternehmen im ordentlichen Insolvenzverfahren. Als Insolvenzverwalter wurde Stephan Ries eingesetzt. "Der hat gute Arbeit geleistet und einen guten Grundstein für das neue Unternehmen auf Jahre hinaus gelegt", lobt Curt Mertens.

Stephan Ries selbst ist nach wie vor "sehr zuversichtlich", dass alles funktioniert: "Die Carl Mertens International GmbH ist funktionstauglich und legt los, sobald das Geld da ist."

(uwv)
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