Johannes Wecker im Interview Warten auf eine endgültige Entscheidung

Solingen · Die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe der St. Lukas Klinik in Ohligs ist von der Schließung bedroht. Grund dafür sind die rechnerischen und politischen Vorgaben des aktuellen Krankenhausbedarfsplans, sagt Klinik-Direktor Johannes Wecker.

 Johannes Wecker ist Direktor der St. Lukas Klinik in Ohligs.

Johannes Wecker ist Direktor der St. Lukas Klinik in Ohligs.

Foto: mak

Herr Wecker, wann deutete sich an, dass die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe in Ihrem Hause möglicherweise vor dem Aus steht?

Wecker Seit mehreren Monaten sind wir damit konfrontiert, dass der aktuelle Krankenhausbedarfsplan des Landes für die drei Solinger Krankenhäuser einen Wegfall von insgesamt 128 Betten vorsieht. Zugleich wurde von uns natürlich mit Sorge beobachtet, dass es mit 338 Geburten in der St. Lukas Klinik im vergangenen Jahr so wenige Geburten wie nie zuvor bei uns gegeben hat. Zeitgleich ist die Geburtenrate deutschlandweit betrachtet im Jahr 2015 gestiegen.

Wie sind Sie vorgegangen?

Wecker Wir haben es als Solinger Krankenhäuser geschafft, eine gemeinsame Vorlage einzureichen. Natürlich ging es auch darum, sich dementsprechend zu positionieren. Das sah von unserer Seite die Weiterführung der Geburtshilfe und Gynäkologie mit angepasster Bettenanzahl vor. Für die Bedarfsplanung bei Klinikbetten macht das Land Nordrhein-Westfalen Vorgaben. Die Krankenhäuser erstellen dann regionale Planungskonzepte. Dies geschieht in Kooperation mit den Verbänden der Krankenkassen. Wir haben in den abgelaufenen Monaten jedoch mit den Krankenkassen keine Einigung erzielen können. Nun müssen die Bezirksregierung Düsseldorf und das NRW-Gesundheitsministerium in diesem schwebenden, ungeeinigten Verfahren entscheiden.

Wann wird diese Entscheidung fallen?

Wecker Dazu lässt sich keine Aussage machen, so sehr wir die Nachfragen nachvollziehen können und auch selbst so früh wie möglich informiert werden möchten.

Wie haben Ihre Mitarbeiter und Patienten auf das drohende Aus reagiert?

Wecker Die Bestürzung war von allen Seiten groß. Wir haben unsere Mitarbeiter der Abteilung - Ärzte, Hebammen, Kinderkrankenschwestern, Arzthelferinnen und Sekretärinnen - Mitte Januar über die im Raum stehende Schließung informiert. Auch die Patienten reagierten betroffen. Umso mehr, da die Entscheidung zur möglichen Schließung nichts mit der Zufriedenheit der Patienten und Familien zu tun hat - im Gegenteil. Es ist eine politische Entscheidung, die wir hinnehmen müssen. Dies ist umso bedauerlicher, da wir als katholischer Träger das Bestreben haben, Menschen von der Geburt bis zum Tod zu versorgen. Die Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe ist eine zentrale in unserem Krankenhaus, die wir nur ungern aufgeben möchten.

Was geschieht nun mit den Mitarbeitern?

Wecker Wir als christlich-karitativer Arbeitgeber haben ihnen selbstverständlich unsere volle Unterstützung im Falle einer Schließung zugesagt. Gegebenenfalls gibt es an anderen Standorten und bei den Gesellschaften der Kplus Gruppe, zu der die St. Lukas Klinik gehört, für sie berufliche Perspektiven. So beispielsweise an unserem Hildener St. Josefs Krankenhaus, das nur wenige Kilometer von Ohligs entfernt liegt und im vergangenen Jahr mit 508 Geburten ein Rekordergebnis verzeichnete.

Wäre beispielsweise der Hildener Standort auch eine Alternative für Eltern, die ursprünglich die Geburt ihres Kindes in der St. Lukas Klinik geplant haben?

Wecker Ja, denn dort herrscht ebenso wie in Ohligs die so geschätzte familiäre Atmosphäre vor. Wir empfehlen auch diesen Standort und merken, dass er sehr gut als Alternative angenommen wird.

Ist es derzeit noch möglich, in St. Lukas bei einer Geburt betreut zu werden?

Wecker Leider nicht. Am 30. Januar hat die St. Lukas Klinik den Kreißsaal und die Geburtsstation bei den Leitstellen der Feuerwehren und Rettungsdienste abmelden müssen. Diesen schweren Schritt mussten wir aus unserer Verantwortung heraus tun, denn es ist uns aufgrund von Personalmangel nicht möglich, die Patienten so zu betreuen, wie es den hohen Standards der St. Lukas Klinik entspricht. Wir wollten zudem Klarheit, um werdende Eltern nicht zu verunsichern, die bei uns in Ohligs eine Geburt geplant hatten.

Wie sieht die Zukunft der Abteilung aus?

Wecker Das liegt nicht in unseren Händen und es bleibt uns nur das Warten auf eine Entscheidung. Wichtig ist uns zu betonen, dass die Gynäkologie anders als die Geburtshilfe momentan weiterhin besteht. Sie wurde nicht abgemeldet und ist für die Patientinnen erreichbar.

PIA BERGMEISTER FÜHRTE DAS GESPRÄCH MIT KLINIK-DIREKTOR JOHANNES WECKER.

(pbm)
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