Solingen Was war - was ist - was vielleicht sein wird

Solingen · Die Malerin Ute Schätzmüller zeigt Lithographie, Malerei und Grafik in der Galerie SK in den Güterhallen.

 Ute Schatzmüller stellt ab heute in der Galerie SK in den Güterhallen aus.

Ute Schatzmüller stellt ab heute in der Galerie SK in den Güterhallen aus.

Foto: Schneider- Mombaur

Die in Bergisch Gladbach geborene Künstlerin Ute Schätzmüller zeigt ab heute ein breites Spektrum ihrer Arbeiten in der Galerie SK in den Güterhallen. Sie zeigt uns, "was war, was ist und was vielleicht noch sein wird", so auch der Titel ihrer Werkschau. Chronologisch betrachtet sind die Lithographien die ältesten der ausgestellten Arbeiten. Sie datieren um 2012 und entstammen der Zeit, als die passionierte Zeichnerin an der Folkwang Universität in Essen studierte. Die Hochschule bot ihr die Möglichkeit, in den Druckwerkstätten die Technik der Lithographie zu erlernen.

Die Besonderheit des Druckverfahrens ist das direkte Auftragen der Zeichnung mit fetthaltiger Kreide oder Tusche auf den plan geschliffenen Stein aus Solnhofener Schiefer. Die Unmittelbarkeit der grafischen Darstellungsmöglichkeiten fast wie auf Papier fasziniert die Künstlerin. Es ist das Druckmedium, das ihrer spontanen gestischen Darstellungsweise am besten entspricht. Allerdings nutzt sie die Technik nie zur Vervielfältigung, sondern druckt nur Unikate. Sie experimentiert mit Flächen und Linien, mit amorphen und biomorphen Strukturen bis hin zu figürlichen Formen.

In ihrem Zyklus 20.000 Meilen geht es der studierten Biologin um die Entstehung des Lebens im Wasser, um Evolution. Später tauchen menschliche Figuren zwischen organischen Strukturen auf. Die flachen figürlichen Drahtmodelle, abgedruckt als Materialdruck auf die Steinfläche, entsprechen in ihrer fragilen Linearität den Bleistiftzeichnungen, die Schätzmüller in ihren Skizzenbüchern versammelt, und die sie ebenfalls in der Ausstellung zeigt.

"Diese Skizzen", so erläutert die Künstlerin, "sind quasi die Gegenwart, das was ist, von dem ich ausgehe, bevor ich male." Die szenischen Zeichnungen sind Ideensammlung und Motivfundus, aus dem sie ihre Malerei schöpft. Also das, was vielleicht noch sein wird - das gemalte Bild. Die narrativen Skizzen, die Figurenfragmente oder -konstellationen umreißen, sind für die Zeichnerin spontane Niederschriften einer Erzählung, die nur sie selbst kennt und fortlaufend entwickelt.

Aus den tagebuchartigen Bildfolgen löst Schätzmüller jeweils Einzelmotive heraus, überträgt den Bildgedanken auf eine ungrundierte Leinwand. Mit so wenig Farbe wie möglich, aber so viel Farbe wie nötig gestaltet sie ihr Bildthema und hat dabei keine Angst vor der leeren Fläche.

Gerade die Tendenz zur Formauflösung ins Unbegrenzte in Kombination mit einem gestisch schnellen Zeichenduktus, der die Körperformen modelliert, aber nicht festlegt und Gesichter nur andeutet, machen aus dem Bild eine Momentaufnahme, die der Betrachter auf seine Weise deuten kann und soll. Für "graphic novel" montiert Ute Schätzmüller mehrere Leinwände zu einer an Comicseiten erinnernde Bildkomposition. Wie in fast allen Acrylbildern der Malerin ist die Farbe monochrom. Gedeckte Blau-, Grün- oder Grautöne kontrastieren mit winzigen Einschlüssen von Buntfarben. "Edelsteine, wo Farbe ist", nennt dies Schätzmüllers Lehrer Dr. Thomas Blisniewski.

So entwickelt jedes Bild eine eigene Bildsprache, animiert den Betrachter auf subtile Art, weckt teils Assoziationen zur Mythologie, bleibt aber grundsätzlich gewollt mehrdeutig.

(RP)
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