Solingen "Welt im Kleinen" zieht ins Industriemuseum ein

Solingen · Am Wochenende öffnet sich der Vorhang zu einer breit gefächerten Sonderausstellung mit historischen Baukästen, Modelle des Pariser Eiffelturms und des Wiener Riesenrads faszinieren.

Als der Brite Frank Hornby 1901 den Metallstreifen mit Löchern in genormtem Abstand erfand, war damit die Basis für den Metallbaukasten gelegt. Mit Schrauben und Muttern, Rädern und Achsen konnte man erstmals bewegliche Modelle wie Kräne, Maschinen oder Automobile bauen, das war nicht nur für Kinder als Spielzeug interessant. Das LVR-Industriemuseum in Solingen zeigt jetzt in der Ausstellung "Die Welt im Kleinen" die Geschichte der Baukästen im vergangenen Jahrhundert.

Hornby gründete 1908 seine Firma Meccano - in der Ausstellung sind aber auch die Produkte von Märklin, Trix und Stabil zu sehen. "Selbst Solinger Firmen wie Kron und Wichelhaus haben Blechspielzeuge und Metallbaukästen hergestellt", sagt die Kuratorin Dagmar Thiemler bei einem Rundgang. Museumschef Dr. Jochem Putsch erzählt die Vorgeschichte zur Ausstellung: "Mehr oder weniger zufällig sind wir auf die Sammlung von Jürgen Griebel gestoßen. Der Kölner war schon als Kind begeistert vom Basteln mit seinen Metallbaukästen und hat auch nach dem Weltkrieg weiter akribisch gesammelt."

Seine Witwe lud das Solinger Team zu einem Besuch ein. "Wir waren überwältigt von der Menge an Material, das wir dort vorfanden", erinnert sich Dr. Putsch, der 150 Objekte mitbrachte. Ein Bild der gesamten Sammlung im Obergeschoss des Kölner Einfamilienhauses ziert dann auch eine Wand der Ausstellung. Darum herum sind die schönsten kleineren Einzelstücke der Kollektion gruppiert, während gleich nebenan in einem verdunkeltem Raum die Prachtstücke dieser Ausstellung stehen. Neben dem Modell des Riesenrads aus dem Wiener Prater, und der Krokodil E-Lok beeindruckt vor allem der mehr als mannshohe Pariser Eiffelturm. "In wenigen Tagen wird uns ein Modellbauer auch sein Modell der Müngstener Brücke bringen, die es schon als Bausatz in den 1930er Jahren unter dem Namen 'Kaiser Wilhelm Brücke' gab", teilte Dr. Putsch mit.

Die Geschichte der Metallbaukästen fasziniert den Betrachter. Beim Anblick der Modelle wird es sicher manchem Besucher warm ums Herz werden. In den Metallbaukästen der 1940er Jahre konnte auch Kriegsgerät zusammengebaut werden, auch davon gibt es Beispiele in der Ausstellung. In Verbindung zu Elektro-Baukästen setzten sich die Modelle ebenso später mit Antrieb in Bewegung. Mit der Erfindung der Lego-Steine im Jahr 1958 ging die Blütezeit der Metallbaukästen zu Ende, auch das wird in der Ausstellung dokumentiert. Mit Lego-Steinen können sich auch die Kinder in der Bastel- und Spielecke der Ausstellung beschäftigen. "Wir geben den Kindern auch die früheren Metallbausteine an die Hand, unter Anleitung ist das auch ein Erlebnis für die junge Generation", versicherte der Museumschef.

(wgu)
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