Solingen Wenn die Lichter im Theater ausgehen

Solingen · Da Räume fehlen, wird Ende des Jahres erst einmal Schluss sein beim Theater Rampenlicht.

Anwalt Tom, 50, ist unleidlich, bekrittelt seine Frau Maria, misst sie an seinen Wunschvorstellungen und bezichtigt sie schließlich der Untreue. Das allerdings ist zu viel. Maria wirft ihn raus. Von diesem Moment an verlebt Tom eine wahrhaft verrückte Zeit. Er findet seine Traumfrauen alle, eine nach der anderen: Die Mütterliche, die sich als Hausfrau selbst verwirklicht, die aufregende Aktionskünstlerin und das geheimnisvolle Luxusweibchen. Aber jede Affäre entpuppt sich früher oder später als Albtraum.

Ab dem 10. September wird das Stück "Meine fünf Frauen" von Frank Pinkus im Theater Rampenlicht im Autohaus Schönauen an der Friedrichstraße zu sehen sein. Bianca-Maria Hoppe, Vorsitzende von Rampenlicht, blickt nun mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. "Wir haben in den vergangenen acht Jahren rund 20 Stücke gemacht. Gute Stücke in guter Regie, denen wir einen ganz persönlichen Charakter geben konnten. Aber mit der nächsten Premiere wird leider Schluss sein." Da 2017 im Autohaus Veränderungen anstehen, verliert Rampenlicht sein Theater - und Solingen eine charmante Einrichtung. "Ein Wohnzimmertheater - so soll es auch sein."

Mit Tischen, Stühlen und der kleinen Bar wird fast Caféhaus-Atmosphäre geschaffen. "Das Persönliche und Liebenswerte macht das Besondere bei Rampenlicht aus. Es ist ein ganz enger Kontakt zum Publikum." Das wird nun fehlen. "Wenn wir neue Räume hätten, würde es jetzt nicht so wehtun. Denn wir würden gerne weitermachen." Ein bis zwei Stücke bringen die rund zehn Aktiven jährlich auf die Bühne und füllen damit eine Theaternische. Hoppe: "Solingen hat eine schöne Mischung an Theatergruppen, von denen jede eine eigene Schiene fährt und zusammen eine bunte Mischung ergibt." Vier bis fünf Monate wird für ein Stück geprobt. "Dazu kommen noch die ganze Logistik und die Organisation", erklärt Bianca-Maria Hoppe. Ein zeitaufwändiges Hobby für alle Beteiligten. "Das geht nur mit Disziplin und Begeisterung." Denn Theater bedeutet eine ganze Menge Arbeit. "So können wir also immer erst nach den Theaterproben in den Urlaub fahren - also gar nicht", amüsiert sich Hoppe, die den Weg auf die Bühne über den Gesang gefunden hat. Neben Komödien geht man auch ernste Themen an. "Was die Menschen beschäftigt, das beschäftigt uns auch auf der Bühne." Es geht ebenfalls um das Nachdenkliche. "Zeit der Zärtlichkeit" war ein solches Stück. In diesem Rosenkrieg wird auch gestorben. "Das haben wir bewusst ausgesucht, auch um zu sehen, was das Stück aus uns selber macht." Manchmal ist es ein Spagat zwischen dem, was Rampenlicht machen will und dem, was das Publikum sehen möchte. Denn auch das Tragische gehört zum Leben. Man muss einfach vom Stück überzeugt sein. "Jetzt freue ich mich auch erstmal auf die freie Zeit ohne Theater", sagt die Vorsitzende. "Aber wir würden gerne weitermachen. Es gibt noch so viele Stücke, die wir machen möchten, und viele Ideen, die wir umsetzen wollen." Nun will Rampenlicht sehen, wie es im nächsten Jahr weitergehen könnte. "Neue Räume wären das erste, was wir brauchen. Da wären wir zu jeder Schandtat bereit."

(RP)
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