Interview: Hartmut Hoferichter Wichtiger Beitrag zum Strukturwandel

Solingen · Das Einkaufszentrum Hofgarten am Graf-Wilhelm-Platz/Neumarkt in der City ist für Stadtdirektor Hartmut Hoferichter ein Jahr nach der Eröffnung zu einem festen Bestandteil des innerstädtischen Einzelhandels geworden.

Am 24. Oktober feiert der Hofgarten das einjährige Bestehen. Haben sich Ihre Erwartungen auch hinsichtlich des Sortiments mit dem neuen Einkaufscenter erfüllt?

 Stadtdirektor Hartmut Hoferichter.

Stadtdirektor Hartmut Hoferichter.

Foto: Stephan Köhlen

Hoferichter Der Hofgarten ist nach einem Jahr zu einem festen Bestandteil des innerstädtischen Einzelhandels in Solingen geworden. Hinsichtlich der Sortimente sind die Erwartungen größtenteils erfüllt worden. In mehreren Bereichen wie Lebensmittel, besonders Mode und zum Beispiel auch Spielwaren, sind neue Angebote hinzugekommen, die die Attraktivität des Zentrums für Kunden deutlich erhöht haben. Aus Sicht der Stadt ist es wünschenswert, dass bei künftigen Vermietungen noch ein paar Anbieter dazu kommen, die bisher nicht in Solingen vertreten sind.

Schafft es der Hofgarten, auch auswärtige Kunden anzuziehen?

Hoferichter Nach unseren Beobachtungen besuchen nach einem Jahr weiterhin zahlreiche auswärtige Kunden den Hofgarten und erhöhen die Frequenz und die Nachfrage in der Stadt. Der Schwerpunkt liegt aber sicherlich bei den Solingern. Das ist durchaus positiv zu werten, denn wir wollten ja vor allem auch die bisher oft abfließende Einzelhandelskaufkraft stärker in der Stadt binden. Hierzu trägt der Hofgarten ganz erheblich bei.

An anderer Stelle in der City sind indes Leerstände zu beklagen. Einige Unternehmen sind von den Clemens-Galerien und der Hauptstraße in den Hofgarten gezogen. Sehen Sie dennoch eine Bereicherung des Solinger Einzelhandels?

Hoferichter Trotz mancher Umzüge leistet der Hofgarten einen wichtigen Beitrag zum Strukturwandel des Einzelhandels in Solingen und stellt daher auch eine Bereicherung dar. Dort, wo nun der Hofgarten seinen neuen Standort gefunden hat, direkt neben dem gerade fertiggestellten Graf-Wilhelm-Platz, stand vorher über viele Jahre die Karstadt-Ruine mitten in der Innenstadt, die sich sicher niemand weiter gewünscht hat. Bei einigen Leerständen gibt es erfreulicherweise auch Gespräche über Neuvermietungen und eventuell auch neue Angebote in der City.

Clemens-Galerien, Hauptstraße, Hofgarten - zurzeit, so scheint es, profitiert nur das neue Einkaufszentrum, jedenfalls gemessen an der Kundenfrequenz. Wie können die anderen City-Bereiche an- und eingebunden werden, damit sie nicht weiter ins Hintertreffen geraten?

Vor der Eröffnung: So sieht der Hofgarten aus
21 Bilder

Vor der Eröffnung: So sieht der Hofgarten aus

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Hoferichter Wir sehen es selbst und können es aus den Rückmeldungen von Händlern erkennen, dass eine höhere Passantenzahl schon jetzt in den angrenzenden Bereichen zum Hofgarten wie Neumarkt, Alter Markt und Kölner Straße erreicht wird. Zur Stärkung der anderen Bereiche in der City muss die Frequenz des Centers auch weiterhin genutzt werden. Hierzu sollen nach der Neugestaltung des Alten Marktes unter anderem auch die Umgestaltung der Unteren Hauptstraße und des Entenpfuhls sowie die Umsetzung des Konzeptes Leiten und Lenken beitragen. In einem attraktiven öffentlichen Raum halten sich auch gerne Menschen auf.

Selbst die Flächen im Hofgarten sind aber derzeit nur zu rund 90 Prozent belegt. Ist das ein Jahr nach der Eröffnung nicht ein Armutszeugnis?

Hoferichter Das ein Center nicht von Beginn an eine Vollvermietung aufweist, ist keine große Besonderheit. Das kennen wir auch aus anderen Städten. Wichtig ist, dass alle größeren Flächen gut belegt sind und für die anderen Flächen Überlegungen und Konzepte bestehen, wie diese besser vermietet werden können.

Wie schwer hat es eine Stadt in der Größenordnung von Solingen im Vergleich zu den nahen Oberzentren Köln, Düsseldorf und Wuppertal, um im Einzelhandel einigermaßen mithalten zu können?

Hoferichter Das ist keine leichte Aufgabe. Gerade weil wir wissen, dass sich Solingen gegen die starke Konkurrenzsituation der großen benachbarten Zentren, zum Teil auch gegen Entwicklungen in benachbarten Städten behaupten muss, arbeiten wir daran, unsere gewachsenen Zentren in Solingen zu stärken und dadurch ein möglichst gutes Umfeld für den Einzelhandel zu schaffen. So ist zum Beispiel im Dezember 2013 das kommunale Einzelhandelskonzept verabschiedet worden. Parallel dazu setzen wir das Programm City 2013 um und unterstützen die Gründung und die Arbeit von Immobilien- und Standortgemeinschaften.

Das Online-Geschäft erobert immer mehr Marktanteile. Haben herkömmliche Shoppingcenter auf Dauer noch eine Zukunft?

Hoferichter Die sehe ich durchaus. Es ist zwar richtig, dass die Bedeutung des Online-Handels wächst und auch die Auswirkungen vermutlich in den nächsten Jahren noch weiter spürbar werden. Umso mehr sind Unternehmen gefordert, hierauf Antworten zu finden, zum Beispiel durch sogenannte Multi-Channel-Strategien, das heißt, dem Nebeneinander von stationärem Handel und Handel im Internet, wie dies auch bei einigen Betrieben hier in Solingen schon gut praktiziert wird. Gleichzeitig müssen wir in den Zentren immer stärker an einem Profil arbeiten, welches nicht mehr alleine auf Einzelhandel setzt, sondern wo auch Dienstleistungen, Gastronomie, Kultur und vor allem das Wohnen größere Bedeutung bekommen.

UWE VETTER FÜHRTE DAS GESPRÄCH MIT HARTMUT HOFERICHTER.

(RP)
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