Solingen Wie Mobbing im Netz ins Verderben führt

Solingen · Schüler des Mildred-Scheel-Berufskollegs beschäftigen sich im Stück "#Virtually Disastrous" mit Cybermobbing.

Plötzlich ist die virtuelle Welt ganz real, ist einschüchternd und bedrohlich - zumindest für Schülerin Josephine. Dabei hat das Mädchen, für das das Internet bis dahin ein großer Online-Spielplatz war, auf dem sie chattete und flirtete, Fotos an ihre Freundinnen schickte und ab und an auch mal über andere herzog, nur ihr Smartphone in der Umkleide vergessen. Doch das Gerät wird gefunden - und plötzlich werden privateste Fotos von Josephine, Protagonistin im Theaterstück "#Virtually Disastrous", das Schüler des Mildred-Scheel-Berufskollegs am Dienstag, 24. März im Theater zeigen, im Internet verbreitet.

Schlimmer noch: Diese Fotos gefallen vielen, zu vielen, vor allem zu vielen Fremden. Und keiner kann Josephine helfen. "Das Stück ist eine Gemeinschaftsproduktion unserer Schüler mit der Regisseurin Kathrin Sievers aus Essen, sie haben es zusammen geschrieben", erzählt Lehrerin Annegret Calaminus, die das Theaterprojekt, das jedes Jahr mit Elftklässlern stattfindet, mit Kollegin Johanne Buyken betreut.

35 Schüler der elften Klassen der Höheren Berufsfachschule, des Beruflichen Gymnasiums und erstmals auch der Internationalen Förderklasse, in der beispielsweise Flüchtlinge und Asylbewerber Deutsch lernen, arbeiten an dem Stück über Cybermobbing mit und werden in der kommenden Woche im Theater auf der großen Bühne des Pina-Bausch-Saals stehen. Das Thema haben die Regisseurin, die Schulleitung und die betreuenden Lehrerinnen im Vorfeld abgestimmt. "Wir schauen immer, dass es Themen sind, die die Schüler betreffen, die für sie aktuell sind", sagt Annegret Calaminus.

Zu Beginn der Arbeit an dem Stück hätten sie darüber gesprochen, was Cybermobbing sei, wer mobbe, wer gemobbt werde. "Wir haben festgestellt, dass sehr viele Schüler offensichtlich Erfahrungen damit sammeln mussten und das Stück an diese Erfahrungen angelehnt." Sie kenne viele Betroffene, sagt Elena Grammatikopoulou. "Eigentlich ist Cybermobbing normal, was wiederum ziemlich traurig ist", findet die 18-Jährige, die im Stück die Rolle der Josephine übernimmt. "Das Thema ist sehr aktuell, jeder Dritte bis Vierte ist von Cybermobbing betroffen. Ich bin gespannt darauf, den Zuschauern zeigen zu können, wie so etwas ablaufen kann."

Acelya Dogan hat maßgeblich an dem Theaterstück mitgeschrieben und spielt zudem eine Freundin von Josephine. "Jeder hat sich schon einmal mit Cybermobbing beschäftigt, jeder kennt das Thema. Dass es das Problem dennoch weiterhin gibt, zeigt, dass man weiter darüber reden muss", sagt die Schülerin. Die Täter versteckten sich in der Anonymität des Internets. "Natürlich ist es viel einfacher, so etwas online zu machen, als wenn der Mensch wirklich vor einem steht." Für die Aufführung hat die 21-Jährige sich viel mit Cybermobbing beschäftigt, mit Fällen in denen sich die Opfer sogar das Leben genommen haben. "Das ist echt traurig und gerade deshalb ist dieses Thema wichtig", findet sie.

(RP)
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