Solingen Wiedenhoff gewinnt im Buslinien-Streit

Solingen · Genialer Schachzug oder Verzweiflungstat? Das Unternehmen Kraftverkehr Gebrüder Wiedenhoff hat bei der Bezirksregierung Köln den Antrag gestellt, die Buslinien 240, 250, 252, 255 und N8 künftig eigenwirtschaftlich - also ohne Zuschüsse des Rheinisch-Bergischen Kreises und der Stadt Leverkusen - zu bedienen. Dies solle ab Dezember 2016 geschehen, hieß es. Damit sichert sich Wiedenhoff dauerhaft wichtige Busverbindungen - unter anderem die Linie 250 (Köln - Leverkusen - Leichlingen - Solingen).

 Ein Bus des Unternehmens Wiedenhoff.

Ein Bus des Unternehmens Wiedenhoff.

Foto: miserius (archiv)

Denn als Reaktion auf diese Ankündigung setzte der Kreistag des Rheinisch-Bergischen Kreises jetzt den Tagesordnungspunkt Buslinienvergabe in seiner Sitzung vergangene Woche ab. Die beabsichtigte Direktvergabe der Linien an die Kraftverkehr Wupper-Sieg AG (Wupsi) ist durch Wiedenhoffs Schachzug nicht mehr möglich. Der Grund: Die eigenwirtschaftliche Bedienung der Linien hat Vorrang vor allen anderen Vergabemöglichkeiten.

Doch wie teuer hat sich das traditionsreiche Busunternehmen mit Witzheldener Wurzeln diesen Sieg erkauft? Die Rede ist von rund 1,4 Millionen Euro, die Leverkusen und der Kreis mit der Linientvergabe an die Wupsi einsparen wollten.

"Für uns hat das Ganze erst einmal eine emotionale Dimension", erläutert Prokurist Constantin Wiedenhoff. Ein Großteil der zur Debatte stehenden Linien sei nämlich in den 1920er Jahren von seinem Urgroßvater gegründet worden. "Sie bilden die Basis für die Gründung unseres Unternehmens", sagte Wiedenhoff.

Zu möglichen künftigen Verlusten äußerte sich der Prokurist nicht, räumte aber ein, dass er sich durchaus vorstellen könne, finanzielle Einbrüche im Linienverkehr über einen gewissen Zeitraum durch Überschüsse im Reiseverkehr oder anderen Geschäftsfeldern auszugleichen. Oberstes Ziel sei jedenfalls, die Arbeitsplätze der Fahrer "in unserem breit aufgestellten Unternehmen" zu erhalten. In diesem Zusammenhang setzt Wiedenhoff auch noch auf das Ergebnis eines Gerichtsverfahrens gegen den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS), bei dem es um eine aus Sicht des Unternehmens gerechtere Verteilung der Einnahmen geht.

Mit den Einnahmen aus den sechs direkt vergebenen Buslinien kann die Leverkusener Wupsi nun nicht mehr rechnen. Für Geschäftsführer Marc Kretkowski ist das jedoch kein Grund zur Trauer. " Wir dürfen als städtisches Tochterunternehmen ohnehin keinen Gewinn machen", erläuterte er. Insofern hätte man die neuen Busverbindungen zwar ohne Weiteres stemmen können - "aber wir haben keinen erhöhten Bedarf".

(RP)
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