Solingen Willkommen im "Café International" in der Gemeinde St. Josef

Solingen · Ehrenamtler laden jeden Sonntag die Flüchtlinge aus der Sporthalle Krahenhöhe zu Kaffee und Kuchen ein.

 Gastfreundschaft: Die Katholische Pfarrgemeinde St. Josef Krahenhöhe lädt Flüchtlinge ins "Café International" ein.

Gastfreundschaft: Die Katholische Pfarrgemeinde St. Josef Krahenhöhe lädt Flüchtlinge ins "Café International" ein.

Foto: Stephan Köhlen

Ibrahim ist am Sonntagmittag schon lange vor allen anderen Gästen da: In der Küche des Gemeindezentrums "Rolltreppe" der Katholischen Pfarrgemeinde St. Josef Krahenhöhe hat er bereits einen süßen Teig angerührt, die ersten seiner Küchlein, zubereitet nach einem Rezept aus seiner Heimat, backen in einer großen Pfanne. Damit will sich der 50-jährige Syrer revanchieren - für die Gastfreundschaft, die er und die anderen Flüchtlinge, die in der Sporthalle Krahenhöhe untergebracht sind, in der Gemeinde erfahren: Unter der Überschrift "Krahenhöhe hilft - Café International" lädt eine Gruppe von fünf bis zehn Ehrenamtlern die Flüchtlinge seit drei Wochen jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr zu selbstgebackenem Kuchen und Waffeln, zu Kaffee und Tee ein - vor allem aber zu Austausch, Gespräch und Ablenkung vom oft so tristen Alltag in der Flüchtlingsunterkunft.

"Wir bieten hier Spiele an, von Kinderspielen bis Schach für die Erwachsenen - und wir versuchen, Gespräche mit den Menschen zu führen", erzählt Ursula Winkelhoch von der Gemeinde. Vergangene Woche waren die Flüchtlinge außerdem zum Fußballschauen über den großen Beamer im Gemeindezentrum eingeladen. "Das wurde richtig gut angenommen", sagt Winkelhoch. 40 bis 50 Gäste, von der Familie mit kleinen Kindern bis zum alleinstehenden Mann, kommen jeden Sonntag ins Gemeindezentrum, Getränke und Essen werden von den Ehrenamtlern gespendet. "Uns war es ein Anliegen, die Menschen willkommen zu heißen, ihnen ein Gefühl von Heimat zu geben", so Winkelhoch.

Der 50-jährige Ibrahim weiß das Angebot der Kirche sehr zu schätzen. Seit vier Wochen lebt er in der Sporthalle, hinter ihm liegt eine lebensbedrohliche Flucht in einem viel zu kleinen Boot. Seine Familie musste der Sportlehrer im gefährlichen Süden Syriens zurücklassen. Regelmäßig spricht er am Telefon mit Frau und Töchtern, zeigt stolz Fotos von ihnen, die er auf seinem Handy immer dabei hat. Die wöchentlichen Besuche in der Katholischen Gemeinde bedeuten Zerstreuung und Ablenkung. "Die Beziehung ist gut, die Menschen hier sind sehr nett, und wir lernen uns von Woche zu Woche besser kennen", sagt er. Neben ihm am langen Tisch im Gemeindezentrum hat ein anderer Bewohner der Sporthalle Platz genommen, zurückhaltrend stellt er sich auf Deutsch mit seinem Namen vor. "Und ich heiße Klaus", sagt sein Gegenüber, ein Mann aus der Gemeinde. Mit Händen und Füßen, manchmal auch mit Hilfe von Stift und Papier, funktioniert die Kommunikation ganz wunderbar. Bald sind an diesem Sonntagnachmittag fast alle Plätze im Gemeindezentrum besetzt, Englisch, Deutsch und Arabisch mischen sich, es wird gemeinsam gelacht, gegessen und gespielt.

"Wir sind selbst ganz begeistert, wie unser Angebot angenommen wird und werden das aufrecht erhalten, so lange wie es nötig ist", verspricht Ursula Winkelhoch.

(mxh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort