Solingen "Wir haben den Kulturauftrag, Programm für alle zu machen"

Solingen · Viel Neues, viel Spannendes: Das Kulturmanagement hat das Programmbuch für die Saison 2016/2017 für das Theater und Konzerthaus vorgestellt.

 Das Titelblatt der neuen Spielplanbroschüre.

Das Titelblatt der neuen Spielplanbroschüre.

Foto: Kulturmanagement

Ein herrenloser Eisenbahnwaggon rollt einen Berg hinunter. Ein Kind spielt auf den Gleisen und wird überrollt werden. Es sei denn, Sie legen eine Weiche um. Dann allerdings wird ein alter Mann auf dem Nebengleis überfahren. Andere Alternativen haben Sie nicht. Weiche stellen oder nicht? Wer einmal die Nase in ein juristisches Seminar gesteckt hat, dem kommen solche Fallkonstruktionen bekannt vor: Wie handle ich hier nach dem Recht richtig? Und wie sieht die moralische Seite aus? In seinem Theaterstück "Terror" greift Ferdinand von Schirach dieses Dilemma auf: Major Lars Koch ist Kampfpilot. Er ist wegen 164-fachen Mordes angeklagt. Ein von Terroristen gekapertes Flugzeug soll in ein mit 70.000 Zuschauern besetztes Fußballstadion stürzen. Koch muss handeln und entscheidet sich dafür, das Flugzeug abzuschießen. Das Publikum ist dabei keineswegs nur Zuschauer. Als Jury in diesem fiktiven Prozess muss es über Schuld oder Unschuld entscheiden. Dieser Gerichts-Thriller rund um das Thema Schuld wird sicher einer der Höhepunkte der kommenden Saison 2016/2017 im Theater und Konzerthaus.

Das Programm wurde nun vorgestellt. 180 Seiten umfasst das neue Programmbuch, zusammengestellt von rund 40 Mitarbeitern, das in einer Auflage von 11.000 Stück erschienen ist. "Das sind fünf volle Paletten mit einem komprimierten Kulturjahr." Theater und Konzerthaus wären für alle Solinger, aber nicht für alles da, beschreibt Knopper die Intentionen der Programmgestaltung. "Wir haben den Kulturauftrag, Programm für alle zu machen, verschiedenste Gruppen mit unterschiedlichen Interessen- oder sozialen Hintergrund anzusprechen."

Vielfalt bedeute da aber keineswegs Beliebigkeit. Nur durch Qualität kann ein Theater- oder Konzertbesuch ein Erlebnis werden. "Das zu erreichen ist superaufwändig." Aber der Aufwand hat sich gelohnt: Vielgestaltung und spannend sind die Veranstaltungen ausgewählt, bringen Neues, aber auch Wiedersehen mit bekannten Gesichtern. So wird das erste Theaterstück der neuen Saison vom Ensemble Profan bestritten. Obwohl vor über 70 Jahren entstanden ist Wolfgang Borcherts "Draußen vor der Tür" immer noch aktuell: die Perspektivlosigkeit in einer abgeriegelten Gesellschaft. Daneben gibt es etwa "Ziemlich beste Freunde", "Die Vermessung der Welt" oder Gila Cremer in ihrem Ein-Personen-Stück "Die Dinge meiner Eltern." Klassiker sind natürlich auch dabei: Das Westfälische Landestheater kommt mit "Faust I", die Bremer Shakespeare Company mit "Wie es euch gefällt".

Die Eigeninszenierung des Stadtensembles im Kindertheater steht ebenfalls: In neun Vorstellungen geht es um "Des Kaisers (ganz) neue Kleider". Besonderes Augenmerk gilt natürlich der Silvesterveranstaltung: Zunächst gibt es im Theater "Dinner for one - Wie alles begann". Dabei geht es nicht nur um den Sketch-Klassiker, sondern auch um das Gekabbel der Schauspieler, die dieses Stück ständig proben und spielen müssen. Nach der Vorstellung gibt es Getränke und Imbiss zur Party. Man kann dazu auch Übernachtung mit Frühstück buchen.

Die Bergischen Symphoniker sind wieder mit zahlreichen Konzerten präsent. Hans Knopper: "Neu wird hier sein, dass die Philharmonischen Konzerte nicht mehr um 20 sondern um 19.30 Uhr beginnen." Bereits im Vorfeld gab es dazu positive Rückmeldungen. So endet das Konzert nicht so spät, Busse sind besser erreichbar oder man kann noch etwas unternehmen und das Konzert nachklingen lassen, "anstatt nach Hause zu hetzen und dann schlaflos im Bett zu liegen".

(RP)
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