Poetry Slam in Solingen Wortgewaltiger Dichterwettstreit zwischen acht Poeten

Solingen · Die Kämpfer im Kammermusiksaal des Theaters haben die Waffen gewählt – es sind Texte, mit denen sie gegeneinander antreten. Das Wort verstehen sie alle sehr gewaltig einzusetzen. Zum ersten Mal veranstaltete das Kulturmanagement einen Poetry Slam.

Die Kämpfer im Kammermusiksaal des Theaters haben die Waffen gewählt — es sind Texte, mit denen sie gegeneinander antreten. Das Wort verstehen sie alle sehr gewaltig einzusetzen. Zum ersten Mal veranstaltete das Kulturmanagement einen Poetry Slam.

Initiiert wurde er von Leonie Lorenz, die gerade ihr freiwilliges soziales Jahr bei der Stadtverwaltung absolviert. "Ich bin mit der Szene relativ nah verbunden."

Wie gut die Idee ankam, war allein daran zu sehen, dass der Kammermusiksaal gänzlich ausverkauft war und für die Abendkasse nicht eine Karte mehr übrig geblieben ist. Vor allem junge Leute waren unter den Besuchern, aus denen sieben für die Jury ausgewählt wurden. Moderiert wurde der Abend vom Solinger Jason Bartsch, der bereits etliche Poetry Slam-Preise gewonnen hat.

Er gab mit einem Text über seine wahre Liebe — die Musik — ein spritziges Intro, bevor die acht Poeten in den Dichterwettstreit traten. Hinnerk Köhn aus Hildesheim begeisterte mit seinem mutigen und frechen Text "für Behinderte und die, die es werden wollen".

Leisere Töne schlug Jule Weber aus Nürnberg an, die dazu aufforderte, nicht im Träumen stillzustehen, sondern sich zu bewegen. Ein wahres Wortfeuerwerk brannte Alex Meyer aus Hannover ab, der die Pop-Musik aufs Korn nahm und ausrief: "Lasst uns hoffen, dass wir alle den Mainstream überleben." Jan Möbus aus Remscheid provozierte mit seinem Veggie-Text "Ein Lösungsansatz", der sofort klarstellte: "Veganer sind mir nicht radikal genug". Die Männerwelt zwischen Klischee und homophober Angst stellte Richard Schuster aus Hannover in seinem satirischen Text "Bernd" dar.

Helge Albrecht aus Kiel beschäftigte sich mit dem Outdoorwahn, auf den er sich Indoor so gut vorbereitete, dass er am Ende nicht mehr raus wollte. Sascha Thamm aus Remscheid warf einen äußerst amüsanten Blick auf einen ereignisreichen Ostseeurlaub, und Dominik Erhard aus München plädierte dafür, den eigenen Standpunkt zu ändern. "Ich will keine Figuren mehr, ich will mehr Menschen!", forderte er.

Das Publikum ging bei jedem Vortrag mit, ließ sich in den Bann ziehen und "mit Worten berühren, nicht mit den Händen", wie Jason Bartsch betonte. Komisch, nachdenklich, zum Schreien witzig waren die Texte. Sandra Grünwald

(RP)
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