Solingen Wupperbrücke komplett gesperrt

Solingen · Standfestigkeit des Bauwerks reicht auch für Normalverkehr nicht aus.

Die Wupperbrücke in Nesselrath wird ab morgen nicht nur wie bisher für Lkw, sondern für den gesamten Verkehr gesperrt. Dies teilte ein Sprecher des Rheinisch-Bergischen Kreises gestern Abend mit. Experten wollen heute erläutern, warum die überraschende Vollsperrung des alten Brückenbauwerks, das Leichlingen und Solingen miteinander verbindet, nun doch notwendig geworden ist. Der wichtige Wupperübergang zwischen den beiden Städten wurde 1958 als Spannbetonkonstruktion gebaut. "Das verwendete Material gehört heutzutage zu einer minderwertigen Charge und ist somit anfällig für die sogenannte Spannungsrisskorrosion. Das wusste man nur damals noch nicht", erklärte ein Gutachter bereits im vergangenen Jahr. Deshalb war die Brücke in Nesselrath zuletzt nur noch für Fahrzeuge mit bis zu 16 Tonnen Gewicht zugelassen.

Schon damals bezweifelte der Bauwerksprüfer, dass in Zukunft das Verbot wieder aufgehoben werden könne. Vom Gesamtverkehr war da noch nicht die Rede. Nun ist auch er betroffen. "Eine letzte Kontrolle hat ergeben, dass die Standfestigkeit des Bauwerks auch dafür nicht mehr ausreicht", erläuterte der Kreis-Sprecher. Um zu klären, welche Nutzung in der nächsten Zeit noch möglich sei, müssten zunächst zusätzliche Tests und statische Berechnungen durchgeführt werden. Dazu soll die Brücke komplett gesperrt werden. Wie es weitergehen soll, wollen der Kreis und die Stadt Solingen heute detailliert erläutern. Die Prüfung der Brücke ist aufwändige Handarbeit: Mit drei weiteren Kollegen klopfte ein Bauingenieur im Mai beispielsweise mit einem Brückenuntersichtgerät die einzelnen Stellen ab. Ganz klassisch mit einem Hammer gingen sie Stück für Stück die Brücke ab, während das Gerät langsam von der einen Unterseite der Brücke auf die andere fuhr. Nicht nur für Berufspendler und Einkäufe ist die Wupperbrücke wichtig. Auch Leichlinger Geschäftsleute wie etwa der Gärtnereibesitzer Martin Zimmer (Zimmers Gartenland) profitieren von ihr: Drei von vier Kunden kämen aus Solingen über die Brücke, um sich mit Blumen, Bäumen und Garten-Zubehör zu versorgen. Und dass die Kunden bei Vollsperrung einen kilometerweiten Umweg in Kauf nähmen, um ins Gartenland zu gelangen, das sei doch sehr zu bezweifeln. "Außerdem wäre ja auch der BusVerkehr davon betroffen. Zahlreiche Kinder kommen dann nicht mehr auf diesem Weg in die Schule", gab Zimmer seinerzeit zu bedenken. Das Szenario wird nun Realität.

(RP)
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