Solingen Zu wenig Anwärter für Presbyterien

Solingen · In vier der zehn Gemeinden des evangelischen Kirchenkreises kann bislang eine echte Wahl des Leitungsgremiums stattfinden. Bei den Gemeindeversammlungen am Sonntag können sich noch neue Kandidaten vorstellen.

Die zehn evangelischen Gemeinden des Kirchenkreises mit ihren über 47.000 Mitgliedern wählen ein neues Leitungsgremium. Doch echte Wahlen fürs Presbyterium können am 14. Februar nächsten Jahres - so wie es derzeit aussieht - lediglich in vier Gemeinden stattfinden: Bislang haben sich in Dorp, Widdert, Ketzberg und in St. Reinoldi Rupelrath mehr Bewerber gefunden, als Plätze im Presbyterium zu vergeben sind. Die Luther-Kirchengemeinde sowie in der Stadtkirchengemeinde am Fronhof schaffen die erforderliche Zahl der Kandidaten. Damit würde sich hier die Wahl erübrigen.

In Merscheid, Ohligs, Gräfrath und Wald fehlen indes noch einzelne interessierte Ehrenamtliche aus der Gemeinde, um das Leitungsgremium wie bisher besetzen zu können. Superintendentin Dr. Ilka Werner will von einer Ehrenamtskrise allerdings nicht sprechen. Im Gegenteil: "Die Bereitschaft zu einem Ehrenamt in der Kirche und drumherum ist ungebrochen", betonte Werner gestern vor der Presse und verwies beispielhaft auf das große Engagement vielerorts bei der Flüchtlingshilfe insgesamt. Nach den Worten der Superintendentin brauchen die Menschen das Gefühl, dass sie gebraucht werden. Bei der Flüchtlingshilfe sei dies deutlich zu spüren.

Die Presbyteriumswahl hingegen erreicht offensichtlich nur den engen Kreis der aktiven Kerngemeinde; dies trifft im Übrigen auch auf die Wahlbeteiligung zu. Im Schnitt liegt die in Solingen zwischen sieben und acht Prozent. "Menschen, die wir nur bei Hochzeiten oder Taufen sehen, haben ein positives Verhältnis zur Kirche, kommen aber in der Regel nicht zur Wahl des Presbyteriums", erklärte Superintendentin Werner.

Vier Jahre beträgt die Wahlperiode des Gremiums, in dem alle Mitglieder - Pfarrer, gewählte Mitarbeiter und eben die Presbyter - gleichberechtigt über den Zukunftskurs der Gemeinde entscheiden. Für Pfarrer Thomas Förster ist dies auch Ausdruck des Verständnisses der Evangelischen Kirche: "Der Heilige Geist wirkt am besten in einer Gruppe, die die Gemeinde leitet, als in einem Einzelnen." Doch dafür suchen hiesige Gemeinden jetzt jedenfalls noch Bewerber, wenn unter dem Motto "ankreuzen - Presbyteriumswahl 2016" am 14. Februar die Presbyterien Landeskirchen-weit gewählt werden. Daher finden in allen zehn Gemeinden des Solinger Kirchenkreises am kommenden 1. Adventssonntag, 29. November, Versammlungen statt.

Hier stellen sich bislang feststehende Kandidaten vor, zudem können weitere anwesende Gemeindemitglieder zur Wahl vorgeschlagen werden. Sie müssen sich dann ebenfalls vorstellen, um auf die endgültige Kandidatenliste aufgenommen zu werden. Das Wahlverfahren sei offen und transparent, hieß es bei Superintendentin Werner und Pfarrer Förster. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, "in einer Black-Box würde die Gemeindeleitung ausgekungelt".

Ilka Werner ist optimistisch, dass sich noch weitere Bewerber finden. "Am Sonntag kann sich noch eine Menge tun." Gleichwohl verhehlt sie nicht, dass es für Ehrenamtliche, beispielsweise für Berufstätige mit Familie, nicht mehr so leicht sei, sich langfristig zu engagieren. "Die Arbeitsverdichtung hat in allen Bereichen zugenommen."

(RP)
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