Solingen Zukunftsauftrag: Die Vergangenheit aufarbeiten

Solingen · Die Erinnerung an den Nationalsozialismus und seine Verbrechen wird nach Ansicht von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann auch in Zukunft ein wichtiger "Auftrag der schulischen Bildung" bleiben. Es sei "deutsche Staatsräson", sich dieser Phase der eigenen Geschichte zu erinnern und das Thema auch immer wieder im Schulunterricht zu behandeln, sagte sie am Donnerstagabend im Zentrum für Verfolgte Künste, das im Kunstmuseum Solingen an der Wuppertaler Straße beheimatet ist. Auch als ehemalige Lehrerin sei ihr das Thema "Erinnerungskultur" sehr wichtig und treibe sie an.

 Schulministerin Sylvia Löhrmann.

Schulministerin Sylvia Löhrmann.

Foto: Moll (Archiv)

Der Holocaust habe in der deutschen Geschichte eine "herausgehobene" Stellung. Damit müssten sich auch Schüler befassen, die aus Migrantenfamilien kommen, betonte die Schulministerin bei einem Gespräch zum Thema "Die Zukunft der Vergangenheit - Erinnern und Aufarbeiten reloaded". Nötig sei eine "kultursensible Erinnerungsarbeit", bei der den Schülern die Bedeutung der geschichtlichen Fakten für ihr persönliches Leben deutlich gemacht werde. Ziel müsse es sein, die Jugendlichen mit dem Thema emotional zu erreichen. Je persönlicher das Thema aufgegriffen werde, desto besser gelinge die pädagogische Vermittlung.

Das bestätigte bei dem Gesprächsabend auch der Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde, Roland Jahn. Das konkrete Erzählen "aus erster Hand", die Erinnerung an persönliche Schicksale etwa aus Zeiten der DDR sei für junge Menschen am interessantesten. "Die Jugend will etwas wissen und wir sind herausgefordert, Angebote zu machen, die auch interessant sind", sagte er. Es gehe darum, den Schülern deutlich zu machen, dass das Thema auch für sie von Bedeutung sein kann. Als ehemaliger DDR-Bürger wisse er aber auch, dass von oben "verordneter Antifaschismus" oft keinen Erfolg habe, sondern bisweilen "das Gegenteil erreicht", erklärte Jahn. Schon zu DDR-Zeiten seien die ausländischen Gastarbeiter schlecht behandelt worden. Diese "Missachtung von Menschen und ihrer Würde" setze sich nun in der aktuellen Diskussion um die Flüchtlinge und den Ressentiments gegen Zuwanderer fort.

(EPD)
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