Solingen Zwischen Feuerzangenbowle und Gangnam Style

175 Jahre: Gymnasium Schwertstraße schließt Feiern mit einem offiziellen Festakt in der Aula ab.

Zurück in die Zukunft: Der "DeLorean der Schullandschaft", so Leiter Ulrich Nachtkamp, lud am Samstag zum offiziellen Festakt ein. In der Aula des Gymnasiums gab es noch einmal kluge Worte und intelligente Unterhaltung. In den Monaten vorher hatten Lehrer und Schüler unter anderem mit einem Musical, einem Trassen-Staffellauf zur neuen Synagoge in Wuppertal und der Aktion "Guten Morgen Solingen!" auf das Jubiläum aufmerksam gemacht.

23 Jungen besuchten die "Höhere Bürgerschule" bei ihrem Start im Oktober 1841. Sie lernten in einem Raum des alten Solinger Rathauses in der Nähe des Fronhofs. Heute unterrichten 75 Lehrer 960 angehende Abiturienten und Abiturientinnen. Koedukation gibt es seit 1971. Ein Aspekt von vielen aus der Schulgeschichte, die von den Rednern aufgegriffen wurden.

"Sie nehmen den Bildungsauftrag im umfassenden Sinn ernst", lobte NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann. Das Gymnasium pflege etwa eine ausgeprägte Erinnerungskultur, wenn es um jüdische Mitbürger gehe, zeige ein beeindruckendes soziales Engagement und sei auch "so etwas wie eine Kaderschmiede für Politiker" gewesen.

Prominentestes Beispiel ist Walter Scheel. Oberbürgermeister Tim Kurzbach ließ wichtige Weichenstellungen bei Solingens ältestem Gymnasium Revue passieren und kam am Ende auf das zurück, was schon die Schulgründer bewegt hatte: "Bildung muss eine Priorität haben." Solingen habe viel zu viele marode Schulgebäude, die jetzt mit Landesmitteln saniert werden sollen. Kleine Seitenhiebe gab es auch. Etwa von Ulrich Nachtkamp auf seinen eloquenten Vorgänger Klaus Blasberg, der das Gymnasium 24 Jahre lang repräsentiert hatte. Die Gäste werden sich vor allem an die "Zeitzeichen" erinnern, die viele engagierte Schwertsträßler von der sechsten Klasse bis zur Oberstufe setzten. Musik, Tanz, Theater, Film - alles war vertreten. Etwa die Präsentation von historischen Kostümen, eine Szene aus der "Feuerzangenbowle" und ein Auftritt im "Gangnam Style". Sehr vergnüglich war die filmische Gegenüberstellung von Rohrstock-Unterricht und Kuschelpädagogik: Ex-Schüler Kamil Gizenski, selbst angehender Lehrer, unterrichtete seine ehemaligen Pauker Marcus Hillerich ("um ein Uhr kann ich nicht, da muss ich chillen") und Nadine Müller.

Und Geschenke gab es natürlich auch: Der Bund Alter Schüler brachte ein Schild für den Schulgarten mit (BAS-Oase Overground). Schulvereinsvorsitzender Alexander Jasse und Schulpflegschaftsvorsitzender Dr. Klaus Krieger bedachten Sylvia Löhrmann mit der zum Schuljubiläum gestalteten Stiftedose. Ihr Bekenntnis: "Wir sind sehr stolz, Schwertsträßler zu sein."

Am Ende gab es für die rund 200 Gäste beim Stehempfang dann mehr als den "winzigen Schluck" - und die Einladung von Ulrich Nachtkamp: "Merken Sie sich schon das Jahr 2040 vor. Dann feiern wir unseren 199. Geburtstag."

(flm)
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