Tönisvorst Action Medeor im Kampf gegen Ebola

Tönisvorst · Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung hat 460 000 Euro zur Verfügung gestellt. Damit hat Action Medeor eine Isolierstation für die liberianische Hauptstadt Monrovia organisiert. Die 44 Betten-Zelte werden zurzeit von ISAR vor Ort aufgebaut.

 Vorstandsmitglied Christoph Bonsmann koordiniert die Hilfe für die westafrikanischen Länder, in denen die Ebola-Epidemie sich weiter ausbreitet.

Vorstandsmitglied Christoph Bonsmann koordiniert die Hilfe für die westafrikanischen Länder, in denen die Ebola-Epidemie sich weiter ausbreitet.

Foto: WOLFGANG KAISER

In dieser Woche soll sie in Betrieb gehen: In Monrovia, der Hauptstadt von Liberia, stehen dann 44 Betten in einer Isolierstation zur Verfügung. Die beiden Zelte sind klimatisiert, jedes verfügt über einen Ofen, in dem gebrauchte Schutzanzüge verbrannt werden können. Für den Strom sorgen Dieselgeneratoren. Wenn die Helfer von ISAR Germany (International Search and Rescue) alles betriebsbereit aufgebaut haben, wird die Station an das Gesundheitsministerium übergeben.

 Mitarbeiter von ISAR Germany sind in Liberia vor Ort, um die von Action Medeor angeschaffte Isolierstation aufzubauen.

Mitarbeiter von ISAR Germany sind in Liberia vor Ort, um die von Action Medeor angeschaffte Isolierstation aufzubauen.

Foto: ACTION MEDEOR

Für Christoph Bonsmann, einer der beiden Vorstände von Action Medeor, geht dann die Arbeit zwar weiter, aber er wird erst einmal aufatmen, es so weit geschafft zu haben. Die Ebola-Epidemie in den westafrikanischen Ländern greift weiter um sich. Die Isolierstation von Action Medeor ist die erste aus Deutschland in Liberia. Ermöglicht hat die schnelle Hilfe die Else Kröner-Fresenius-Stiftung in Bad Homburg, die 460 000 Euro Action Medeor zur Verfügung gestellt hat. Auch "Apotheker ohne Grenzen", "Apotheker helfen" und die deutschen Lions haben Geld gespendet. Trotzdem: "Wir sind Weltmeister im Ankündigen", sagt Bonsmann und weist darauf hin, dass die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) versprochenen 500 Betten noch nicht angekommen sind.

Die Action Medeor arbeitet seit zehn Jahren mit der Gerlib-Klinik (German-Liberian) in Monrovia zusammen. Von deren Leiterin, Margret Gieraths-Nimene, erfuhr Bonsmann bereits Anfang Juli, als er mit ihr telefonierte, dass die Situation außer Kontrolle zu geraten drohe. Die rasante Ausbreitung und die Zahl der auch tödlichen Fälle hätte es vorher noch nie gegeben, so dass Regierungsstellen und auch die WHO die Situation anfangs falsch einschätzten. Auch bei Action Medeor war man mit Ebola nicht vertraut. Bonsmann machte sich kundig, welche Schutzkleidung nötig ist und was es dazu auf dem Markt gibt. Bereits Anfang August schickte Aktion Medeor eine erste Sendung mit Schutzkleidung. Die leichten Einmalanzüge kosten je Stück 2,80 Euro, die festeren aus Plastik 10 Euro. Auch "Ärzte ohne Grenzen" wurde aktiv, als im Juli die Brisanz dieser Epidemie klar wurde. Es entstand eine "noch nie gekannte Katastrophe", deren Ausmaße von Tag zu Tag schlimmer wurden. Bei Erdbeben und Hurrikans verbessert sich die Situation nach der Ursache, in Westafrika ist es umgekehrt: Es wird schlimmer.

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Auch die Hilfe wird schwieriger, weil kaum noch Fluglinien diese Länder ansteuern. Auch das in den USA hergestellte Isolierzelt wurde nach Berlin geflogen, dort von einem Medizinunternehmen aufbereitet, nach Brüssel gebracht und vor dort mit einer Frachtmaschine nach Liberia geflogen. Die nigerianische Allied Air und Air Maroc sind noch egelmäßig im Einsatz. Bisher blieb die Ebola-Epidemie auf Westafrika beschränkt. Fälle in Nigeria konnten eingegrenzt werden. In Liberia, das von 1989 bis 2003 einen Bürgerkrieg ertragen musste, trifft es einen der ärmsten Staaten.

Die Ebola-Sterblichkeit liegt bei durchschnittlich 70 Prozent. Doch schon, wenn das Fieber der Betroffenen mit Infusionen behandelt wird, sinkt die Mortalität. Die nötige Isolierung der Kranken und der Umgang mit den Toten ist ein massiver Eingriff in das soziale Leben der Bevölkerung. Ihre Lieben werden weggebracht, sie dürfen Tote nicht waschen. Die Krankheit gilt zwar nicht als hochansteckend, der Virus wird nur durch Körperflüssigkeiten wie Schweiß, Blut und Ausscheidungen übertragen; er kann aber außerhalb des Körpers bis zu sieben Tage überleben.

(RP)
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