Tönisvorst Als Christ und Pfarrer authentisch sein

Tönisvorst · Nach einem Jahr Vakanz ist die zweite Pfarrstelle der Evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis wieder besetzt. Der Neue heißt Christian Dierlich und ist am Niederrhein aufgewachsen. Außerdem spielt er Gitarre in einer Klezmer-Band.

 Das ist der Neue: Pfarrer Christian Dierlich wechselt von Büderich nach St. Tönis und sucht im Moment eine neue Bleibe für sich, seine Frau und die beiden Töchter. Der 36-Jährige wuchs in Rheinberg auf.

Das ist der Neue: Pfarrer Christian Dierlich wechselt von Büderich nach St. Tönis und sucht im Moment eine neue Bleibe für sich, seine Frau und die beiden Töchter. Der 36-Jährige wuchs in Rheinberg auf.

Foto: HERIBERT BRINKMANN

Sechs Bewerber kamen in die engere Wahl, das Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde St. Tönis hat sich für Christian Dierlich entschieden. Der 36-jährige Pfarrer ist der Nachfolger von Renz Schaeffer, der über drei Jahrzehnte in der Gemeinde wirkte und im Januar 2016 in den Ruhestand ging. "Der Neue" will authentisch sein, als Pfarrer nicht vorgeben, wie es zu sein hat, wie der Glauben funktioniert. Deswegen verschweigt er auch nicht seine Zweifel. Er habe sich nie für besonders religiös gehalten. Und selbst nach Studium und Vikariat fragte er sich, kann ich das? Wichtige Begleiter auf seinem Weg haben ihn bestärkt, das Amt eines Pfarrers auszuüben.

Dierlich, 1981 in Duisburg geboren, wuchs in Rheinberg nördlich von Moers auf. Die Zeit, die er als Jugendlicher von 15, 16 Jahren in der offenen Jugendarbeit seiner Heimatgemeinde verbrachte, war prägend und auch entscheidend für sein Interesse an Theologie. In der Oberstufe machte er als freier Mitarbeiter einer Lokalzeitung erste Schreibübungen. So wurde der Journalist sein erster Berufswunsch, doch die Entscheidung für die Theologie bedauert er keineswegs.

Nach dem Zivildienst begann er in Münster sein Studium der evangelischen Theologie. Griechisch und Hebräisch musste er ebenfalls auf der Universität nachholen. Als er bei einem Dozenten ein Plakat für ein ökumenisches theologisches Studienjahr in Jerusalem sah, bewarb er sich - und wurde ausgewählt. 21 Stipendiaten aus dem deutschsprachigen Raum kamen in der Dormitio-Abtei, einer deutschsprachigen Benediktinerabtei auf dem Berg Zion in Jerusalem, zusammen. Die enge Gemeinschaft und lebensintensive Erfahrung der Stätten aus Jesu Leben haben Dierlich nachhaltig geprägt. In der Begegnung mit orthodoxen und katholischen Christen, die in Jerusalem ihren Glauben sehr intensiv leben, aber auch im Kontakt zu Juden und Muslimen hat er die Kraft dieser ganz besonderen Stadt erfahren. Es sei wichtig, Orte zu haben, an denen man seinen Glauben leben könne. Dort hat er sich aber auch mit seiner eigenen Glaubenstradition abgrenzen können. Sich in Deutschland wieder einzuleben, war nach dieser starken Erfahrung nicht leicht. Dierlich wechselte nach Bonn, wo er im Schwerpunkt praktische Theologie studierte, also Predigtlehre und Kommunikationswissenschaft.

Nach dem Studium begann er sein Vikariat bei der Emmaus-Kirchengemeinde in Willich-Schiefbahn. Er habe dort das Glück gehabt, Pfarrer Joachim Schuler zu treffen, der ihm sehr geholfen habe. 2009 folgten zwei Jahre Probedienst in der Kirchengemeinde St. Hubert und Tönisberg. Mit seiner Frau, einer Religionswissenschaftlerin, zog er ins Pfarrhaus der Gemeinde in Büderich, wo er die letzten drei Jahre wirkte. Dort war die Jugend- und Konfirmandenarbeit aber "besetzt", mit ein Grund, warum er in Büderich nicht glücklich wurde. St. Tönis scheint ihm jetzt die richtige Wahl zu sein. Seine Stelle wird zu 25 Prozent von den Alexianern bezahlt. Die Ausschreibung mit Seelsorge im Krankenhaus und den Seniorenheimen hat ihn gelockt. Aber auch die Jugendarbeit reizt ihn, vielleicht mit Jugendgottesdiensten? Auch will er weiter Musik machen: Er spielt Gitarre in einer Klezmer-Band.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort