Tönisvorst Anwohner wehren sich gegen die Stadt

Tönisvorst · Rund 20 Bürger ließen sich von der Verwaltung über den geplanten Ausbau der Blumenstraße in St. Tönis informieren, an dessen Kosten sie mit 50 Prozent beteiligt werden sollen. Die Anwohner hatten sich auf diesen Abend gut vorbereitet.

 Die Anwohner der Blumenstraße in St. Tönis ließen sich von der Verwaltung über den geplanten Ausbau ihrer Straße informieren. Die zwei Ausbauvarianten waren auf einer Schautafel zu sehen.

Die Anwohner der Blumenstraße in St. Tönis ließen sich von der Verwaltung über den geplanten Ausbau ihrer Straße informieren. Die zwei Ausbauvarianten waren auf einer Schautafel zu sehen.

Foto: WICKERATH

So schnell wollen sich die Anwohner der Blumenstraße nicht geschlagen geben. Bevor sie sich für eine Ausbauvariante - Betonsteinpflaster oder Asphaltdecke - entscheiden, möge die Verwaltung noch einmal prüfen, ob die Blumenstraße tatsächlich ausgebaut oder lediglich instand gesetzt werden muss. Denn zwischen diesen beiden Arbeiten gibt es einen gravierenden Unterschied: Beim Ausbau tragen die Anlieger die Hälfte der Kosten, bei einer Instandhaltung zahlt die Stadt die Summe.

Und diese Summe ist beachtlich: Mit Kosten in Höhe von 330 000 Euro rechnet die Stadt für den Komplettausbau der 220 Meter langen Straße zwischen der Vorster Straße und der Hospitalstraße. Einen Teil der Kosten, vermutlich 25 000 Euro, trägt der Versorger NEW, der neue Leitungen verlegt und dafür eine Straßenseite aufreißen muss. Den Rest teilen sich voraussichtlich Stadt und Grundstückseigentümer.

Erstmals legt die Verwaltung bei der Bürgerinformation im Ratssaal dazu eine Kostenauflistung vor. Demnach muss ein Bürger, der ein 300 Quadratmeter großes Grundstück an der Blumenstraße besitzt, den Ausbau mit 4626 Euro mitfinanzieren. Bei einer Grundstücksgröße von 600 Quadratmetern, und davon gibt es einige an der Blumenstraße, sind es schon 9252 Euro. Verständlich, dass die Anwohner angesichts solcher Summen die Notwendigkeit der Maßnahme infrage stellen.

"Die Blumenstraße ist in der Vergangenheit immer wieder aufgerissen worden, etwa für Telefon- oder Gasleitungen", sagt ein Anwohner. Nach Abschluss der Tiefbauarbeiten sei die Straßendecke nicht ordnungsgemäß wiederhergestellt worden, "nur deshalb ist die Straße in diesem Zustand". Die Stadt habe ihre Aufsichtspflicht verletzt, und die Bürger müssten dafür jetzt zahlen, lautet ein Vorwurf aus den Reihen der Anwohner.

Die Verwaltung sieht das anders. "Die Blumenstraße wurde in den 60er-Jahren angelegt und ist nicht mehr auf dem neuesten Stand", erklärt Jörg Friedenberg, Leiter der Tiefbauabteilung. Die Unterschicht sei nicht frostfrei, die Betondecke für die heutige Belastung zu dünn und der Unterbau aus Hochofenschlacke und Bauschutt nicht stabil. Anwohner Peter Schultes will das nicht gelten lassen. Der Unterbau der Vorster Straße sei nicht anders. Außerdem, sagt Schultes, sei die Straße in der Mitte, wo die Stadt in den 90er-Jahren den Kanal erneuert habe, in sehr gutem Zustand. "Wie wäre es, wenn NEW die Seite, die jetzt für die Versorgungsleitungen aufgerissen wird, ordnungsgemäß wiederherstellt und wir Anwohner die Kosten für die Erneuerung der anderen Seite tragen?", fragt der Bürger.

Andrea Laarmanns von der Tiefbauabteilung gibt zu bedenken, dass schnell Risse aufträten, wenn die Straße nicht in einem Guss hergestellt werde. Außerdem stimme es nicht, dass die Vorster Straße den gleichen Unterbau habe wie die Blumenstraße. "Wir haben an drei Stellen Bohrproben entnommen und kennen den Aufbau der Straßendecke daher genau", sagt Laarmanns.

Die Verwaltung geht davon aus, dass Anwohner und Stadt um den Komplettausbau der kleinen Straße nicht herumkommen. Entscheiden muss der Bau- und Verkehrsausschuss in seiner Dezember-Sitzung. Im März nächsten Jahres könnten die Arbeiten dann ausgeschrieben werden, sagt Laarmanns. Je nach Wetterlage sei mit einem Baubeginn im April oder Mai 2015 zu rechnen. Nach drei bis vier Monaten sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

(WS03)
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