Tönisvorst Barney scheitert auf der ganzen Linie

Tönisvorst · Auf einen der drei Akte des Stücks "Der letzte der feurigen Liebhaber" musste das Publikum im Forum Corneliusfeld verzichten - Schauspielerin Anna Suttner war erkrankt. Stattdessen las Martin Lindow Texte des Kabarettisten Frank Goosen vor.

 Barney (Martin Lindow) will einmal im Leben etwas Aufregendes erleben. Für einen Seitensprung wählt er die forsche, Affären-gestählte Elaine (Sabine Kaack) aus.

Barney (Martin Lindow) will einmal im Leben etwas Aufregendes erleben. Für einen Seitensprung wählt er die forsche, Affären-gestählte Elaine (Sabine Kaack) aus.

Foto: Dietrich Dettmann/Theater im Rathaus Essen

Der letzte Theaterabend des Stadtkulturbundes in diesem Jahr, zu dem SKB-Vorsitzender Peter Siegel die Gäste im gut gefüllten Forum Corneliusfeld begrüßte, verlief anders als erwartet: Vor Beginn der Vorstellung trat Charakterdarsteller Martin Lindow vor den Vorhang, weil er eine Absage verkünden musste: Die Schauspielerin Marie Anna Suttner war so schwer erkrankt, dass sie in dem Drei-Personen-Stück nicht auftreten konnte. Deshalb musste der zweite Akt gestrichen, konnten nur der erste und der dritte Akt gespielt werden. Als "Entschädigung" für den verlorenen Teil des Schauspiels las Lindow aus humorigen Texten des Bochumer Autors und Kabarettisten Frank Goosen vor.

Es macht immer wieder große Freude, den TV-bekannten Schauspieler Martin Lindow auf der Bühne agieren zu sehen. Auch als "der letzte der feurigen Liebhaber", einer Komödie des erfolgreichsten amerikanischen Autors von Boulevard-Komödien, Neil Simon ("Ein seltsames Paar"), brilliert er in der Rolle des spießigen Restaurantbetreibers Barney Cashman, der kurz vor der Silberhochzeit steht, aber in einer Art "Midlife Crisis" noch einmal erotische Abenteuer erleben möchte. Man ahnt es schon zu Beginn; Das kann nur schiefgehen. Und das tut es dann auch auf ganzer Linie. Dass Neil Simon das textlich in Szene setzt und Ulrich Stark das komödiantisch inszeniert, bringt dem Theaterpublikum großes Vergnügen und eine entspannte Unterhaltung mit Niveau.

Das Publikum hatte seinen Spaß an den hervorragenden schauspielerischen Leistungen nicht nur von Martin Lindow in der Hauptrolle des selbstgefälligen, aber etwas vertrottelten Liebhabers, sondern auch der beiden Damen, bei denen Barney am Ende aber eben doch nicht zum Erfolg kommt. Und diese beiden völlig unterschiedlichen Frauenfiguren verkörpert Sabine Kaack in einer tollen Doppelrolle, die dabei ihr beachtliches komödiantisches Talent auf der Bühne voll ausspielen kann. Mit schwarzer Perücke und mit riesiger Sonnenbrille gibt sie die Whisky trinkende und nach Zigaretten gierende, dabei Affären erfahrene Verführerin Elaine Navazio, die den leicht trotteligen Barney trotz aller Verführungskünste aber nicht aufs Sofa bekommt.

Leider fiel durch die Erkrankung Suttners der Part rund um die junge und neurotische Schauspielerin Bobbi Michele aus, bei der der Möchtegern-Casanova zwar zu einem Joint, aber zu sonst gar nichts anderem verführt wird. Im dritten Akt spielt Sabine Kaack dann im modisch längst in die Jahre gekommenen Kostümchen und sich verzweifelt an ihrer Handtasche festhaltend die beste Freundin von Barneys Ehefrau, die sich gar nicht mehr erklären kann, wie sie in das Date mit Barney einwilligen konnte. Durch den Ehebruch ihres Mannes völlig deprimiert und mit Barney ausschließlich diskutierend, ist auch sie schließlich nicht die richtige Partnerin für Barneys Ausbruchsversuch aus dem Trott des Ehe- und Arbeitsalltags. Und so geht auch der nächste Seitensprungversuch des allzu braven Barney wieder völlig in die Binsen. Da kann am Ende dann doch nur noch die beste Ehefrau von allen helfen. Und so kommt es wie es in einer guten Komödie kommen muss: Nach allerhand Verwirrungen und Verirrungen klappt es mit dem Happy End. Es menschelt sehr in dieser brillant geschriebenen Neil Simon-Komödie, das Publikum fühlte sich gut unterhalten und geizte nicht mir Beifall.

(jka)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort