Tönisvorst Berührende Momente beim Festakt

Tönisvorst · Mit einem Festakt hat das Hilfswerk Action Medeor am Samstag im Forum Corneliusfeld mit 450 geladenen Gästen das 50-jährige Bestehen des Vereins gefeiert. Unter den Gratulanten war auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.

 Projektassistent Emmanuel Limi (Mitte) überreicht Blumen zum 50. Geburtstag an Vorstandssprecher Bernd Pastors.

Projektassistent Emmanuel Limi (Mitte) überreicht Blumen zum 50. Geburtstag an Vorstandssprecher Bernd Pastors.

Foto: Achim Hüskes

Es ist einer von vielen berührenden Momenten bei diesem Festakt: Als sich Dr. Ernst Boekels von seinem Stuhl erhebt, um einen Blumenstrauß entgegen zu nehmen, erheben sich 450 weitere Menschen ebenfalls, um dem 86 Jahre alten Arzt stehend Beifall zu zollen.

Dr. Ernst Boekels war es, der vor mehr als 50 Jahren Medikamentenmuster, die Pharmavertreter den Ärzten zukommen ließen, sammelte, um sie in Länder zu schicken, in denen es keine Medikamente gab. "Nach den Erfahrungen von Not und Elend haben Sie an Menschen in anderen Ländern gedacht, als es dem eigenen Land wieder gut ging", lobt Hermann Gröhe, Bundesminister für Gesundheit. In kurzer Zeit hatte sich die Sammelaktion des Vorster Hausarztes herumgesprochen. Bürger, Ärzte, Krankenhäuser in ganz Deutschland begannen, überschüssige Medikamente zu sammeln. Der Arzt aus Vorst musste einen Tanzsaal an der Kuhstraße mieten, um die Spenden dort lagern zu können.

Ihm zur Seite standen von Anfang an etliche Ehrenamtler, darunter auch die Schwestern Charlotte Berger und Susanne Sporalski, die ebenfalls beim Festakt anwesend waren. "Wir haben in einer Apotheke gearbeitet und kannten uns dadurch aus mit Medikamenten", erzählen die Seniorinnen. Drei Jahre lang haben die damals 20-Jährigen zwei bis dreimal pro Woche nach Feierabend die vielen Spenden sortiert. Auch Waldemar Preschtel gehört zu den Helfern der ersten Stunde. "Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Flug mit der Luftwaffe nach Niger, wo wir drei Tonnen Medikamente abgeliefert haben", erzählt der Ehrenamtler, der noch heute bei Action Medeor aktiv ist.

Trotz der großzügigen Spenden war das Hilfswerk angesichts der weltweiten Not nur ein Tropfen auf den heißen Stein - bis Dr. Ernst Boekels auf die Idee kam, Generika herzustellen, Medikamente deren Grundstoff lizenzfrei ist. So wuchs die Hilfe und mit ihr der Verein, den Boekels im August 1964 gegründet hatte. Heute, 50 Jahre später, ist Action Medeor das größte Medikamentenhilfswerk in Europa. Rund 10 000 Pakete werden jährlich in mehr als 100 Länder verschickt, medizinisches Personal wird ausgebildet, Wasserstationen werden aufgebaut. "Unser Ziel ist, eine medizinische Versorgung für alle Menschen möglich zu machen, unabhängig von ihrer Herkunft und ihren finanziellen Möglichkeiten", sagt der ehrenamtliche Präsident Siegfried Thomaßen.

Zurzeit hat die Initiative 65 Mitarbeiter und 23 000 Spender. Und seit elf Jahren hat der Verein auch eine Botschafterin, die ihre Prominenz nutzt, um für das Hilfswerk zu werben. Auch beim Festakt im Forum ist sie dabei. "Ich versichere Ihnen, dass mit Ihrem Geld ausschließlich Gutes getan wird und die Spende nicht in irgendwelchen dunklen Verwaltungskanälen verschwindet", sagt Anke Engelke. Neben der Fernsehmoderatorin stehen an diesem Tag Ärzte, Ingenieure, Biotechnologen und Professoren aus Haiti, Pakistan, Togo, Tansania und Malawi auf der Bühne, die ihre Zusammenarbeit mit dem Vorster Hilfswerk vorstellen, die Situation in ihrem Land schildern und sich im Namen ihrer Völker bei Action Medeor und seinen Unterstützern bedanken.

(WS03)
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